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Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Titel: Was wir unseren Kindern in der Schule antun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanbine Czerny
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theoretisch möglich ist, dass alle Kinder hervorragende Leistungen erbringen und eine sehr gute Note erzielen. Leistung wird reduziert auf sehr wenige, sehr eingeschränkt gesehene Bereiche und entspricht in keiner Weise dem Leistungsspektrum unserer Kinder. Die derzeitige Leistungsmessung veranlasst uns zudem, immer früher mit vergleichendem Blick auf unsere Kinder zu schauen, sodass es unweigerlich Verlierer geben muss. Statt mit Blick auf jedes Kind individuelle Unterstützung zu geben und jedem Kind zur Ausreifung und Entfaltung seiner Potenziale zu verhelfen, sind wir gezwungen, allen Kindern zu einem bestimmten Zeitpunkt die gleichen Fertigkeiten abzuverlangen. Kinder werden so fremdbestimmt und demoralisiert.
    Ein Übel besteht darin, dass wir überhaupt immerzu das Bedürfnis haben zu messen und zu bewerten, ein anderes darin, dass wir noch nicht einmal verschiedene Arten von Leistung unterscheiden und — wenn überhaupt möglich — angemessene Rahmenbedingungen für die Leistungsmessung setzen.
    So könnte Leistungsbewertung aussehen
    Bei objektiv abfragbaren Inhalten und Fertigkeiten ist eine Leistungsmessung in Form einer Prüfung durchaus sinnvoll und angebracht. In diesem Bereich unterstützt ein klarer Bezugsmaßstab das Lernen der Kinder, er dient als Orientierung und Anreiz. Er zeigt ihnen, welche konkreten Kompetenzen sie bereits erworben haben und wo sie noch Defizite haben. Es ist
sehr sinnvoll, dass unsere Kinder gewisse Fakten, Jahreszahlen, geografische Gegebenheiten, Rechenverfahren, Formeln, Vokabeln und Ähnliches kennen und beherrschen, sie gehören zur Allgemeinbildung und sind Grundlage für weiterführendes und auch für individuelles Lernen. Entscheidend bei dieser Form der Leistungsüberprüfung ist es, dass die Anforderungen klar und transparent bekannt sind und Vertrauen in die Leistungsergebnisse schaffen. Nur so gelingt es, effektiv zu lernen und nicht wertvolle Zeit zu vergeuden, die für andere Felder der Ausbildung weit sinnvoller genutzt werden kann. Ein „Teaching to the test“, also eine konkrete Vorbereitung auf die Prüfung, ist bei diesen Inhalten durchaus wünschenswert, denn die Kinder und Jugendlichen sollen diese Inhalte ja sicher beherrschen. So ist darüber hinaus durchaus denkbar, dass diese Prüfungen zu einem vom Kind gewählten Zeitpunkt und sogar mehrfach wiederholbar abgehalten werden.
    Wichtig sollte nicht sein, wann die Leistung erbracht wird, sondern dass sie erbracht wird. Das hätte zudem den entscheidenden Vorteil, dass das Leistungsvermögen des Kindes nicht durch Angst und Stress verfälscht wird. Die Betreuer würden dadurch eine konkrete Rückmeldung über den tatsächlichen Leistungsstand eines Schülers in diesen Bereichen erhalten, sodass eine individuelle Förderung zielgerichteter und effektiver möglich ist. Denkbar ist auch, diese Prüfungen in Abständen erneut zu durchlaufen, um sicherzustellen, dass die Inhalte wirklich verinnerlicht und nicht nur kurzfristig gepaukt und abgerufen wurden. Da eine klare Anforderungsstruktur zugrunde liegt, beispielsweise konkret abgeprüft wird, wie die Bundesländer und ihre Hauptstädte heißen, ob ein Kind das schriftliche Multiplizieren beherrscht oder das ohmsche Gesetz anwenden kann, ist eine klare Zielangabe formuliert und Beurteilungen werden nicht über den Erwerb der abgeprüften Höchstkompetenz hinaus vergeben — das heißt, bezogen auf die derzeitige Notengebung: Wer die Anforderungen erfüllt, bekommt keine Vier, sondern eine Eins.
    Für Leistungen, die über diese Vorgaben hinausgehen, gibt es weiterführende Prüfungen, so wie es derzeit bereits bei internationalen
Sprachtests geschieht, die den Nachweis des Spracherwerbs auf Sprachtests verschiedener Stufen verteilen (beginner, expert …). Der entscheidende Aspekt dieser Leistungsmessung ist, dass die Beurteilung nicht relativ zu Mitschülern, sondern transparent sach— und fertigkeitsbezogen gegeben wird, sodass es jedem Kind möglich ist, hervorragende Leistungen zu zeigen und Erfolg zu haben. Die berechtigte Erwartungshaltung bei diesen Prüfungen ist dann auch, dass alle Kinder ihre jeweiligen Tests mit sehr gutem Ergebnis abschließen können. Je nach Alter der Kinder und Relevanz der Inhalte ist denkbar, diese Prüfungen in Form von Lernzielkontrollen abzuhalten oder auch standardisierte Tests

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