Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wasdunkelbleibt

Wasdunkelbleibt

Titel: Wasdunkelbleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
gekommen, sie von einer anderen Warte zu betrachten.
    Dv 0 ttny hängte sich für ein paar Monate an den Rockzipfel eines Hackers namens empate. Dieser hackte Firmen, um ihre Sicherheitslücken aufzuspüren. Anschließend gab er die Daten an die Medien weiter.
    Dv 0 ttny wollte mehr über empates Vorgehen herausfinden. Er schrieb eine Mail:
    ›Hi, empate. You’ve inspired me.‹
    Die Antwort kam postwendend: ›Fuck you!‹
    Die folgenden Wochen ging empate Dv 0 ttny aus dem Weg. Aber Dv 0 ttny ließ nicht locker. Er meldete sich erneut:
    ›Ich weiß, dass du auf der guten Seite bist. Ich möchte mehr darüber wissen.‹
    empate stellte sich zunächst stur, schickte Dv 0 ttny aber dann die Links zu den Medienberichten, die über ihn erschienen waren, und ein paar Insiderinfos über die Wege, die er gegangen war, um – wie er es ausdrückte – zu tun, was zu tun war. empates Opfer waren zwei Versicherungen, Global Players mit Subunternehmen in Rumänien, eine größere Zeitungsredaktion und der Bukarester Ableger eines internationalen IT-Konsortiums. Der Schaden für die Unternehmen war immens: Zwar gelang es ihnen in den meisten Fällen, die Sicherheitslecks rasch zu stopfen. Das öffentliche Image jedoch blieb angekratzt. Die Aktien der IT-Firma rutschten in den Keller. Auch die Versicherungen kämpften gegen Verluste.
    Zunächst suchte die rumänische Polizei nach empate, dann Interpol. Erfolglos. Seine Spuren verliefen im Nichts. Aus den einschlägigen Chatrooms verschwand er, nachdem er Dv 0 ttny das Material gemailt hatte. Als hätten die Schatten des Internets empate verschluckt.
    Dv 0 ttny aber hatte bekommen, was er wollte: Inspiration. Die Vorstellung, Sicherheitslecks offenzulegen, elektrisierte ihn. Sein erster Hack gelang ihm nach nur wenigen Wochen auf der Buchungsseite eines kleinen Reiseunternehmens in Haidhausen. Dv 0 ttny rief dort an und stellte sich der Dame am Telefon als Mitarbeiter einer Computerfirma vor, die das Netzwerk des Unternehmens betreute. Wer das war, hatte er leicht herausfinden können – es stand öffentlich für alle lesbar im Web. Er benannte eine Schwachstelle am Zusammenspiel der Computer, die er ein paar Tage zuvor den Fehlermeldungen der Rechner entnommen hatte; diese waren leicht zu hacken gewesen, als das System sich gerade hochfuhr. Gutgläubig stellte die Frau vom Reisebüro auf Dv 0 ttnys Anweisungen hin sämtliche Standardeinstellungen wieder her. Dv 0 ttny hatte Passwort und Kennung postwendend in Händen: ›travel‹ und ›mueller‹, den Namen der Dame, die sich am Telefon gemeldet hatte.
    Dv 0 ttny gelangte an sämtliche Kundendaten, Kreditkartennummern, gebuchte Reisen, Anschriften und Mailadressen. Dann versuchte er es: Für 2700 Euro buchte er auf den Namen eines Mannes, der Kunde des Reisebüros war, einen Trip nach Singapur inklusive Flug und Hotelaufenthalt. Kurz bevor er die Buchung durch einen letzten Klick abschickte, stieß er sich vom Schreibtisch ab, sprang auf, ging zum Fenster und hüpfte auf und ab. Immer wieder. Sein Herz hämmerte wie verrückt.
    Ein Gefühl von Macht. Dies hier war ein Kick, wie er ihn nie zuvor erlebt hatte. Seine Finger zitterten. Alles war möglich!
    Dv 0 ttny verwischte seine Spuren, ohne die Reise gebucht zu haben. Dass er den letzten Klick nicht machte, bedeutete nichts mehr. Das Adrenalin jagte auch so durch seinen Körper.
    Sicherheitslecks waren überall. Er würde sie finden. Eines nach dem anderen.
    Am nächsten Tag nach der Schule fuhr Bastian nach München. Vom Ostbahnhof rief er im Reisebüro an und bat darum, mit Frau Müller sprechen zu dürfen. Er gab sich erneut als Computerfachmann aus und bat sie, die Standardeinstellungen so schnell wie möglich durch individuelle Passwörter zu ersetzen. Frau Müller war vollkommen arglos; sie bedankte sich sogar für seinen Anruf.
    Während Bastian kreuz und quer durch München fuhr, auf seinem iPod Diana King hörte und seine Finger den Takt dazu auf seinen Oberschenkeln trommelten, dachte er an Robin Hood. Wie es sein würde, im Schatten zu stehen, unerkannt, und den Armen zu geben, während man den Reichen nahm. Er machte eine Liste von Unternehmen, die er hacken wollte.
     
     

11
    »Diabetes fängt so an.« Freiflug blickte von seinem Bildschirm auf. »Geh mal zum Arzt!«
    »Bist du verrückt?« Nero schüttelte entschieden den Kopf.
    »Durst ohne Ende, Pinkeln bis zur Schmerzgrenze. Hast du mal in den Spiegel geschaut? Du hast abgenommen in den letzten

Weitere Kostenlose Bücher