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Wasdunkelbleibt

Wasdunkelbleibt

Titel: Wasdunkelbleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Er agierte im Verborgenen. Eine Art Phantomas. Einer, dem keiner am Zeug zu flicken imstande war. Einer, der so vorsichtig vorging, dass er sich jederzeit zurückziehen konnte. Einer, der die Gedanken der anderen las, ohne dass sie es auch nur ahnten.
    Er fragte alle Informationen über andere Quellen ab. Nie aktivierte er die Website des Studios über seinen eigenen Rechner. Die Spur hätte zu ihm zurückführen können.
    Bei der Suche nach einem offenen Port hatte er am ersten Tag der dritten Woche Erfolg. Es war ein warmer Sommertag, aber er war keine Minute ins Freie gekommen. Seine Eltern waren für ein paar Tage weg und er nutzte die Zeit, um weiterzukommen. Er entdeckte, dass einige Systeme, die zum Fitnessstudio führten, mit falsch konfigurierten offenen Proxys liefen. Daraufhin tat er eine Möglichkeit auf, um sich mit den Computern des Firmennetzes zu verbinden. Dv 0 ttny entdeckte eine Website, wo das Studio etwaigen Interessenten anbot, Informationen per Mail anzufordern. Dv 0 ttny schickte eine harmlose Anfrage nach den Preisen. Zwei Tage später kam eine Antwort per Mail, und als er deren Header genauer untersuchte, stellte er fest, dass diese vom internen Netzwerk der Firma kam; sie wies eine nicht öffentliche IP-Adresse auf. Er machte sich daran, diese Adresse mit denen innerhalb des Netzwerkes abzugleichen. Dabei stieß er auf einen internen Webserver, wo ein paar alte, stillgelegte Intranetseiten des Studios abgelegt waren. Geduldig bohrte er weiter. Es gelang ihm innerhalb weniger Tage, zur Datenbank der gesamten Studiokette vorzustoßen. Nun war Dv 0 ttny in der Lage, nach Belieben Informationen abzufragen oder zu ändern.
    Er kopierte die Namen, Mailadressen, Anschriften und andere Kontaktdaten von knapp 3500 Kunden der Fitnesskette. Auch Angaben zu ihren sportlichen Fortschritten und zum Körpergewicht waren dabei. Bei gut der Hälfte kamen ärztliche Daten hinzu. Bandscheibenvorfälle, Operationen, Schwangerschaften, Bluthochdruck. Dv 0 ttny speicherte alles, verwischte seine Spuren, schaltete den Rechner ab und trat hinaus in den Garten. Es war vier Uhr morgens. Seine Eltern waren am Abend zuvor von ihrer Reise heimgekommen und schliefen tief und fest. Er legte sich in die taufeuchte Wiese, ausgestreckt wie ein Andreaskreuz, und blinzelte in einen pastellfarbenen Himmel. Die Sonne würde bald aufgehen. Sie hatten Pfingstferien. Er hatte soeben 3000 Euro verdient. Die Welt war groß und unglaublich verrückt. Er musste lachen. Er, Dv 0 ttny, hatte seine eigenen Maßstäbe. Für eine Weile würde er aufhören. Um dann mal zu sehen, wohin es gehen konnte. Seine Skills führten ihn hinaus ins Weite, davon war er überzeugt, als er zwei Reiher mit gemächlichem Flügelschlag über den Himmel ziehen sah. Er würde kein so langweiliges und angepasstes Leben führen wie seine Eltern. Er hatte die Macht, ganz andere Wege zu gehen. Nach seinen Regeln zu leben. Herauszufinden, wohin er auf den Schwingen seiner Kunst reiten konnte.
    Um sechs Uhr informierte er nbn6. Zwei Tage später fand die Übergabe der CD statt. Dv 0 ttny hatte sie morgens um drei in den Briefkasten vor dem Haus seiner Eltern gelegt. Ein Motorrad bog wenig später um die Ecke. Dreckverspritzt, mit unleserlichem Nummernschild. Ein hagerer Mann in schwarzer Bikermontur und Helm mit abgedunkeltem Visier ging zum Kasten. Dv 0 ttny lauerte hinter dem Wohnzimmerfenster. Er hatte wunschgemäß den Schlüssel am Postkasten stecken lassen. Der Mann brauchte keine Minute, um sich wieder auf sein Bike zu schwingen und zu verschwinden. Ein Spuk an einem Sommertag, der versprach, warm und sonnig zu werden.
    Kurz darauf ging Bastian hinaus und nahm den Umschlag mit den 3000 Euro aus dem Briefkasten.
     

9
    Er huschte durchs Netz wie ein Waschbär. Ein nachtaktiver, cleverer Räuber, der auf leisen Pfoten unerkannt seine Kreise zog. Keiner rechnete mit ihm. Keiner mutmaßte, dass es rekinom gab, dass er überhaupt existierte. Und schon gar nicht, dass er Pfade beging, die ihm niemand zutraute.
    Wenn sie nach dem Sex eingeschlafen war, setzte er sich an seinen Rechner.
    Er legte komplizierte Schlingen aus. Der Ghostwriterin auf ihren Wegen durchs Netz zu folgen, war einfach. Er ließ absichtlich eine Mail an sie als unzustellbar zurückkehren, und schon hatte er Informationen. Ihr Rechner war zwar ganz gut geschützt, aber er kannte die Strickmuster. Wäre ja auch ein Witz gewesen, wenn nicht. Sie arbeitete mit Windows. Das Betriebssystem bestand

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