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Wasdunkelbleibt

Wasdunkelbleibt

Titel: Wasdunkelbleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Monaten.«
    »Was willst du denn? Dass ich durch das Büro kugele oder was?«
    »Verdammt, Nero. Dünnhäutigkeit ist keine große Hilfe in unserem Job.«
    »Soll ich krank machen?«
    Freiflug klappte das Notebook zu, an dem er herumgetippt hatte. »Nein. Ich will gar nichts. Ich mache mir nur so meine Gedanken. Dich stresst doch nicht nur Wonckas Unfähigkeit. Da müssen andere Sachen dahinterstecken.«
    Nero hob die Hand. »Kein Grund zur Sorge. Ich bin voll funktionstüchtig und einsatzfähig.« Das stimmte absolut nicht. Beim Gedanken an das Seminar, das er in wenigen Tagen in Kempten halten sollte, wurde ihm ganz schwindelig.
    Freiflug nahm die Brille ab und rieb die Gläser an seinem Sweatshirt sauber. »Wir sind nur fünf Leute im Team«, sagte er. »Du hast zusätzlich deine Kurse, ich meine Schnittstelle. Kröger ist kein großes Licht, aber ein harter Arbeiter. Der schafft was weg. Impulse kann er nicht setzen. Das ist nicht seins. Roderick kämpft mit, zuverlässig wie immer. Behält einen Teil seiner Energie seinem Privatleben vor, von dem wir nichts wissen. Sigrun ist überarbeitet. Sie ist eine Frau und sie ist frustriert. Steter Einsatz bei geringster Unterstützung. Das ist das Team, das Woncka zur Verfügung steht. Versetz dich zur Abwechslung mal in seine Lage.«
    »Seine Aufgabe wäre es, an den entsprechenden Stellen nachzubohren!« Nero wedelte mit den Papieren, die Kröger ihm hingelegt hatte. »Hier. China und Russland haben Hacker in Staatsdiensten. Wikileaks stellt weitere Enthüllungen in Aussicht und meldet gleichzeitig Angriffe auf ihre Webseiten. Die USA arbeiten seit Jahren an der digitalen Absicherung ihrer Systeme. In Europa hat man das weitgehend verschlafen.«
    »Der Fisch fängt vom Kopf zu stinken an. Hier ist das Bundesinnenministerium gefragt. Nicht München.«
    »Unsere Netze bauen sich von unten auf, Markus!« Nero hatte über der Lektüre des Artikels, mit dem er jetzt Freiflug auf die Pelle rückte, seine eigene Misere kurzzeitig vergessen. Was sich da über ihnen zusammenbraute, war bisher nicht im Geringsten zu überblicken. Der weißhaarige Australier mit dem klingenden Namen hatte neue Maßstäbe gesetzt. Nero wusste nicht, ob es klug war, sämtliche Informationen für alle zugänglich zu machen. Aber immerhin war es Julian Assange und seinen Kumpanen gelungen, die Karten neu zu mischen. Eine neue Waffe war zum Einsatz gekommen. Behörden, Geheimdienste und Unternehmen mussten zurückschießen. Keiner war mehr sicher vor gefrusteten Denunzianten.
    Er sah zum Fenster hinaus. Im Novembergrau verschwammen die Konturen der Nachbarhäuser. Er stand auf und kippte das Fenster. Hörte einen Jet ungewöhnlich laut über die Stadt fliegen.
    »Die entscheidenden Behörden haben in Deutschland doch längst Hacker sitzen.« Freiflug nickte, als müsste er sich selbst bestätigen, was er sagte. »Die holen sich, wenn’s brennt, ein paar geniale Jungs.«
    »Ist das nicht abartig? Der Steuerzahler kommt 365 Tage im Jahr für uns auf, aber wenn Spezialisten gesucht werden, kommen andere zum Zug?« Nero wischte mit dem Handrücken den Schweiß von seiner Stirn. »Ich soll unsere Webseiten sicherer machen. Und unser Intranet schützen.« Seufzend ging er zu seinem Rechner und tippte ein paar Befehle in die Adresszeile. »Was haben wir über die letzten Angriffe auf unser Netz?« Ich bin ja bereit, dachte Nero, wie um sich selbst zu beruhigen. Ich bin bereit, Herr Polizeioberrat, diesen Auftrag zu erledigen. Ich habe mir bereits die ersten Schritte im Kopf zurechtgelegt. Nein, nicht ich, sondern mein Kopf hat das von selbst gemacht. Stringentes, gut organisiertes Denken – meine Stärke. Er sah sich verstohlen um, damit Freiflug von seiner plötzlichen Erregung nichts mitbekam. Seine Begabung, sein Fleiß hatten ihn in dieses kleine Büro gebracht, wo er enden würde. Den großen Sprung in eine andere Abteilung, zu neuen Ufern innerhalb des LKA, musste er bald machen. Bevor er 50 wurde. Danach war alles Essig. Er hatte schon wieder Durst.
     
     

12
    Da war immer so ein eigenartiges Gefühl. Unerklärlich, unbeschreibbar.
    Er traf sich seit einigen Wochen regelmäßig mit Sarah. Zuerst hatte er sie nur süß gefunden. Sie hatten sich in München in ein Starbucks gehockt, ein bisschen am PC rumgespielt, gechattet und dann geredet.
    Bastian mochte Sarahs Warmherzigkeit und die immer gleichbleibend starke Freundlichkeit, die von ihr ausging. Zweimal war er bei ihr zu Hause gewesen. Wenn

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