Wasser-Speier
recht. Gary sieht aus wie ein furchtbarer steinerner Wasserspeier, der von reinem Wasser umgeben ist.«
»Du bist schön«, sagte Gayle zu Gary.
»Aber wir dürfen uns jetzt nicht von unserem Vorhaben abbri n gen lassen«, versetzte Mentia ernüchternd. »Ich würde ja nur zu gern alle diese Talente einsammeln und jedes einzelne davon bestimmen. Dieses hier, zum Beispiel.« Sie nahm eine Kugel aus wirbelnden Wasauchimmer auf – und verpuffte in psychedel i schem Rauch. Gary wurde plötzlich seekrank vom Zuschauen, und er bemerkte, wie auch Überraschung durchzudrehen schien. Sogar Gayle wirkte schrecklich nervös. Hiatus wedelte mit wahnwitzigen Bewegungen mit den Armen.
»Laß das!« fauchte Iris. »Du machst uns ja alle ganz verrückt!«
Die Kugel fiel zu Boden. Mentias vertraute Gestalt formte sich wieder aus. »Das war das Talent – Leute verrückt zu machen.«
»Was tun denn bloß diese ganzen freien Talente hier?« fragte H i atus verwundert.
Mentia nahm wieder Vernunft an. »Das ist hier wohl die mäc h tigste Magie in ganz Xanth – wegen der Bündelung«, erklärte sie. »Wenn die Leute verblassen und von der Bildoberfläche ve r schwinden, könnte es sein, daß ihre Talente ohne Wirtskörper zurückbleiben. Folglich müssen diese Talente der stärksten Magie nachströmen. Denn es besteht kein Zweifel, daß Magie stets Magie anzieht. Und deshalb versammeln sie sich hier.«
»Das leuchtet ein«, meinte Iris. »Aber uns Problem ist damit noch nicht gelöst. Wir brauchen Mut für Überraschung.«
»Vielleicht ja auch nur eine entsprechende Variante«, bemerkte Gary. »Laß doch mal Charaktereigenschaften sichtbar werden.«
»Na klar«, sagte Überraschung und stellte die Augen über kreuz.
Die Talente verschwanden. Nun erschienen neue Gegenstände, die sich ähnlich wie zuvor wahllos über den Raum verteilten. Da waren Steinbrocken, Matschklumpen, Schleimpfützen, Teile der Anatomie, Holzsplitter und Dinge, die bei übelkeiterregender g e nauerer Betrachtung wahrscheinlich zerdrückten Insekten gegl i chen hätten. Das sollten Charaktereigenschaften sein?
»Manche Leute haben ein starkes Rückgrat«, bemerkte Mentia mit einem Blick auf die Bruchstücke einer menschlichen Wirbe l säule. »Andere nicht.« Sie betrachtete einen Schleimklecks. »Aber wo ist denn hier Mut?«
»Mal sehen«, sagte das Kind und blickte sich um. »Ah – hier ist es, was ich brauche.« Gary schaute hin und sah ein Stück Bindf a den, das am Rand des Kanals lag. Er hob es auf. »Das hier? Das liegt doch nur so herum.«
»Das ist nichts«, warf Hanna verächtlich ein. »Ihr braucht ihm keine Aufmerksamkeit zu schenken.«
»Aber schau mal, was darauf steht«, versetzte Überraschung.
Gary sah hin. Auf einer Seite des Fadens war das Wort MUT a b gedruckt. Das war es, wovon Hanna behauptet hatte, daß es dem Kind fehle. Anscheinend glich es einem Talent.
Also brachte Gary es dem Mädchen. Überraschung legte den F a den auf den kleinen Arm, worauf dieser prompt darin verschwand. »Jetzt habe ich jede Menge Mut«, verkündete sie zuversichtlich.
»Mist, schon wieder versagt«, murrte Hanna.
»Ich finde, sie gibt viel zu früh auf«, murmelte Gayle. Gary mu ß te ihr zustimmen. Der Philter war genauso schwer zu fassen und so trügerisch wie jeder andere Dämon.
»Jetzt sind wir also endlich bereit, dem Philter die Zügel anzul e gen«, verkündete Iris. »Wie ich die Sache in Anbetracht unserer Vision der ursprünglichen Beschwörung der Schnittstelle sehe, muß Überraschung ihre Magie dazu verwenden, den Dämon au f zuheben, während wir anderen die Worte des Zaubers aussprechen müssen. Dann geben wir die Mischung aus dem Tiegel hinzu…«
»Ich kann mich aber nicht an die Worte erinnern«, warf Hiatus ein. »Außerdem können wir uns nicht darauf verlassen, daß die Vision des Philters diesen Teil exakt wiedergegeben hat. Wie sollen wir die richtigen Worte in Erfahrung bringen?«
»Er hat recht«, bestätigte Mentia. »Wenn man einen Dämon b e schwört, muß das Ritual perfekt sein, sonst kehrt er sich gegen den Beschwörenden und vernichtet ihn. Deshalb verhält Hanna sich auch so nachgiebig. Sie rechnet damit, daß wir einfach weiterm a chen – in dem vermeintlichen Glauben, wir seien schon bereit, obwohl es gar nicht stimmt. Es muß irgendein Zauberbuch oder so etwas geben, in dem genau steht, wie wir vorgehen müssen.«
»Das hört ja überhaupt nicht auf!« rief Iris.
»Es geht schon seit dreitausend Jahren
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