Wasserläufer (Aqua Stellata) (German Edition)

Paragraph 187b der Verfügung über Raumfahrt und Sicherheit, Menschen ohne Raumtauglichkeitsbescheinigung in einen Null-G-Simulator zu lassen. Oder haben Sie sich eine solche Bescheinigung zeigen lassen?“
    „Nö “, erwiderte der Mann. Er sah ein wenig unbehaglich auf Antoias marineblaues Haar. Dann griff er nach einem Hebel. Auf ein Blitzen ihrer Augen hin verlangsamte er die Bewegung, so dass Alisander in der zunehmenden Schwerkraft nach und nach an Gewicht gewann und nicht wie ein Stein zu Boden stürzte. Als er durch die Schleuse getaumelt kam, bot ihm Lace mit seinem gesunden Arm Halt.
    „Verdammter Mist “, keuchte Alisander. „Habe mal einen Schwerkraft-Zwischenfall erlebt. Bekomme Panik.“
    „Wie wär‘ s?“, fragte Lace. „Lassen wir den Laden hier hochgehen? Oder sammeln wir noch ein wenig? Vielleicht wäre Bette doch froh, wenn wir uns um sie kümmern! Und was ist mit Elester Major?“
    „Er trug eine Plakette mit dem Aufdruck Wunder “, keuchte Alisander. „Möchte nicht wissen, was das bedeutet! Wahrscheinlich, dass es ein Wunder wäre, aus der Abteilung lebend wieder raus zu kommen.“ Er stützte sich schwer auf Lace. „Was denkt sich York bei all dem? Ein bisschen offensichtlich, die Ausschussmitglieder gleich am ersten Tag umkommen zu lassen!“
    Lace lachte widerstrebend.
    „So weit sind wir noch nicht. Schließlich haben wir bisher gar nichts herausgefunden. Ich nehme an, das hier gehört zu den Dingen, die York wirklich für unterhaltsam hält.“
    „Das wäre ihr zuzutrauen “, sagte Antoia. „Da kommt sie übrigens höchstpersönlich.“
    Y ork schoss aus dem Lift wie ein Kurzstreckenflugkörper.
    „Was, bei Jupiter, haben Sie gemacht?“, fauchte sie. „Ich habe eine Nachricht der Direktion auf dem Display. Sie sollen eine w ertvolle 3DKamera zerstört und einen Sicherheitsbeamten angegriffen haben. Und als man mit Ihnen reden wollte, sind Sie verschwunden!“
    Antoia hob die Augenbrauen.
    „So?“, sagte sie. „Wessen Interessen vertreten Sie eigentlich? Die der Ausschussmitglieder? Oder die der Betreiber dieser unzweifelhaft interessanten Freizeiteinrichtung?“
    „Aber deswegen können Sie doch nicht ... “
    Antoia schnitt ihr das Wort ab.
    „Ich wäre ihnen sehr verbunden, wenn Sie sich in Zukunft erst um Fakten bemühen, bevor Sie einen solchen Ton anschlagen!“
    York presste die Lippen aufeinander. Sie hörte sich schweigend an, was Antoia über die Zertrümmerung der Kamera erzählte und wollte irgendetwas erwidern, doch Alisander hatte inzwischen genügend Atem, um sich bitterlich über seinen ungewollten Ausflug in die Schwerelosigkeit zu beklagen.
    „Den anderen Gruppen hat es hier immer gefallen“, sagte sie gekränkt, als sein Wortschwall versiegte war. „Ich habe Vertreter der Fraktionen hier gehabt und die Arbeitsgruppe Müllvermeidung, die Kommission Satteliten, den Vorstand des Bundes der Steuerzahler ... Alle hatten einen Riesenspaß.“    
    „Mag sein “, sagte Lace. „Aber ich für meinen Teil hatte für diesen Abend Spaß genug. Ich schlage vor, wir kehren ins Hotel zurück. Morgen steht uns ein anstrengender Tag bevor.“
    „Wenn das die allgemeine Meinung ist, werde ich natür lich sofort unseren Wagen rufen“, erwiderte York. „Holen wir sie zusammen und fragen, ob jeder ins Bett möchte!“
    Lace entzog Alisander unvermittelt den Halt und zeigte auf den nächsten Bildschirm.
    Einer überlebensgroßen Bette Velkede wurden dort gerade falsche Wimpern angeklebt. Ein dicker Pinsel stäubte sie mit Puder ein. Sie grinste enthusiastisch in die Kamera. Von rechts stieß ein Applikator ins Bild, trug Lipgloss in dicklichem Rosarot auf und verschwand außer Sicht. An seiner Stelle erschien ein überdimensioniertes Mikrofon. Eine Männerstimme fragte aus dem Off: „So, Bette! Wie gefällt es dir?“
    „Megantisch “, rief sie.
    „Danke an unsere Visagistin Susy! Sie hat ein höchst attraktives Gesicht noch ein bisschen mehr ins Licht gerückt! Wie ich inzwischen gehört habe, ist unsere gut aussehende Bette allerdings auch Rampenlicht gewöhnt, denn sie ist nicht nur unser Star für eine Nacht, liebe Freunde! – Sie ist der Star unseres Sonnensystems! Zugegeben: Einer von sieben Sternen, aber zweifellos der charmanteste: Bette ist Mitglied im Aqua-Stellata-Ausschuss!“
    Applaus und Pfiffe kamen von allen Seiten.
    „Darf ich fragen, ob wir die Ehre haben, auch andere Mitglieder dieses erlesenen Gremiums hier zu haben?“, fragte der