Wasserläufer (Aqua Stellata) (German Edition)
entgegen. Was beschleicht uns jetzt?
Eine mehr als düstere Vorahnung!
Die Kritiker des Zufallsverfahrens sehen sich in ihren Befürchtungen bestätigt.
Der Ausschuss erweist sich als eine fröhliche Partygesellschaft, die man mit Fug und recht als repräsentativ bezeichnen könnte, zeigt sie doch alle Schwächen unserer Gesellschaft. Aggression, der Wunsch nach Aufmerksamkeit, Alkoholprobleme und ein alarmierend verkümmertes Rechtsbewusstsein müssen die Frage aufwerfen, welchen Dingen diese sieben Bürger wohl auf den Grund gehen werden, während sie großzügig mit Steuergeldern versorgt werden. Muss man nicht eher befürchten, das stolz beflaggte Schiff „Ausschuss“ werde bald leckschlagen? Dann werden unsere Hoffnungen auf eine unnachsichtige Untersuchung der Aqua-Stellata-Affäre wohl mit ihm auf Grund sinken.
„Nett geschrieben“, sagte Antoia. Sie lächelte Torn Haller zu, der sich stöhnend neben ihr auf seinen Platz sinken ließ.
„Ich hatte die Haie heute morgen am Hals“, sagte er.
Er drückte den Summer und ließ sich ein Glas Sekt bringen. Da ein Robo soeben fünf Spiegeleier auf Antoias Teller gleiten ließ und sie mit Schnittlauchröllchen, Croutons und Speckwürfeln bestreute, bestellte er für sich dasselbe.
„Verklagen wir jemanden?“, fragte in Lace.
Haller lachte trocken.
„Nicht doch! Wir halten die anderen davon ab, uns zu verklagen und füttern die Presse mit Stoff, der uns besser dastehen lässt. Rechtsanwälte sind zwar angeblich ganz scharf auf Klagen, aber wir können uns mit solchem Kram nicht abgeben, sonst kommen wir nie dazu, etwas zu arbeiten. Jeder weiß, dass wir Geld bekommen und vielleicht sogar Vater Staat für uns einspringt. Also werden sie versuchen, uns aus der Tasche zu holen, was sie kriegen können. Da ich da bin, wird das nicht zu größeren Summen auflaufen, aber wir müssen uns hüten, den Spieß umdrehen zu wollen. Das schadet unserem Bild in der Öffentlichkeit mehr als es nutzt.“
Lace bestrich sein Brötchen routiniert ein händig und belud es mit Erdbeermarmelade.
„Ich wage kaum zu fragen, was uns heute bevorsteht.“
Antoia betrachtete die Bemerkung anscheinend als Frage nach dem Tagesprogramm.
„Wahl eines Ausschuss-Vorsitzenden. Aussprache. Imbiss. Danach spricht ein Vertreter von Aqua Stellata über Wasserhaltung. Mittagessen. Nach dem Mittagessen Holographischer Infotrailer gefolgt von einem Vortrag mit dem Thema Nachhaltige Wasserbewirtschaftung auf Planeten.“
„So genau wollte ich es gar nicht wissen“, murmelte Alisander. Er fuhr sich mit dem Zeigefinger über den Bauch. „Und ich werde bei diesem ständigen Essen richtig fett werden!“
Lace sagte nichts dazu, dachte aber, dass er froh sein würde, mit ein paar Kilo mehr auf den Rippen nach Hause zu kommen. Wie ein Igel vor dem Winterschlaf verspürte er einen geradezu aggressiven Hunger. Er erklärte ihn sich als Folge der vergangenen Monate, in denen er mehr abgenommen hatte, als ihm gut tat, aber als er genauer darüber nachdachte, machte er darüber hinaus eine irrationale Angst als Ursache ausfindig.
Er glaubte nicht wirklich daran, dass ihn jemand verletzen würde, um seine Mitarbeit im Ausschuss zu stoppen. Weswegen auch? Er gehörte zu den ungefährlicheren Mitgliedern, da er weder über Recht noch über Wasserwirtschaft Bescheid wusste.
Aber Tossadoris unerwartetes Angebot machte ihn nervös. Konnte es tatsächlich jemanden geben, dem es eine halbe Million Wert war, ihn aus dem Ausschuss heraus zu bekommen?
Unterwegs zum Sitzungssaal fragte er Antoia: „Könnte es sein, dass ich eine Paranoia entwickle? Was wäre, wenn das Angebot ernst gemeint gewesen wäre, mir einen Transplantationstermin zu vermitteln und die Kosten zu tragen?“
Antoia verzog keine Miene.
„Vielleicht ent wickeln Sie eine Paranoia, Lace. Aber dann ist es wohl ansteckend. Mich rief heute Morgen um kurz nach halb sechs ein ehemaliger Vorgesetzter an, um mir eine Beförderung und die Mitarbeit an einem Forschungsprojekt anzubieten, um das ich mich seit vier Jahren immer wieder vergebens beworben habe. Allerdings unter der Bedingung, dass ich in drei Tagen aufbrechen kann. Er sagte, er habe sich erkundigt – man könnte Vertreter nachträglich bestimmen – ich müsste mir also keine Sorgen wegen meinem Sitz im Ausschuss machen.“
Lace atmete tief ein.
„Genau das hat Tossadori auch gesagt: Es sei kein Problem, einen Nachfolger für mich zu bestimmen.“ Er schob Antoia ein wenig
Weitere Kostenlose Bücher