Wasserläufer (Aqua Stellata) (German Edition)

anstellen.“ Der Mann sah mit schmerzverzerrtem Gesicht zu ihm auf. Lace lächelte kühl. „Ich schlage vor, Sie schaffen uns jemanden von der Direktion her und zwar schnell!“
    Antoia ließ ihr Opfer los und es sank erst nach vorne, ehe es sich aufrichten konnte. Der Mann rieb sich die Rippen und hinkte dann in aller Eile zum Lift.
    „Scheint nicht unser bester Tag zu sein“, sagte Lace zu Antoia und sie nickte.
    „Ich werde York einige Worte zu ihrem Abendprogramm für gehobene Ansprüche sagen müssen.“
    Lace konnte nicht anders, er lachte. Dann fiel ihm Alisander ein.
    „Oh, je ! Wir sollten uns überzeugen, was die in der Abteilung Weltkörper machen! Nicht, dass wir Alisander als Teil eines Modells des Sonnensystems wiederfinden! Und was erwartet Bette wohl als Trägerin eines roten Sterns?“
    „Bette dürft e zurecht kommen“, behauptete Antoia. „Aber Alisander vielleicht nicht. Gehen wir hinüber! Es ist im selben Stockwerk.“
    Auf ihrem Weg durch den Gang fragte sie: „Und was ist Ihnen zugestoßen, Lace? Sie machen einen gereizten Eindruck.“
    „Oh, es ist nichts . Jemand hat mir eine Transplantation angeboten.“
    „Jemand?“
    „Ein bekannter Dirigent.“
    „So?“
    Lace beschleunigte seinen Schritt.
    „Bei welcher Gelegenheit haben Sie denn einen Schuss aus ei nem Lasergewehr abbekommen?“
    Antoia warf ihm einen tadelnden Blick zu.
    „Sie versuchen das Thema zu wechseln. Weshalb hat dieser Dirigent Ihnen ein solches Angebot gemacht?“
    „Fragt sich! Und da er mich nie leiden konnte, drängen sich auch passende Antworten auf. Zumal er darauf bestand, dass ich noch heute Abend fliege. Er meinte, ein Nachrücker für mich wäre leicht zu bestimmen.“
    „Interessant.“
    „Und was war nun mit diesem Lasergewehr?“, fragte Lace.
    Sie seufzte.
    „Wasserschmuggler auf einer offiziell geschlossenen Station.“
    „Wasserschmuggel?“
    „Illegale Siedler bekommen ihr Wasser von Schmugglern.“
    „Und die Flotte ist dazu da, diese Schmuggler zu ... “
    „ … bekämpfen“, beendete sie den Satz für ihn. „Denn Schmuggel ist nun mal ein Straftatbestand. Und diese Leute sind nicht zimperlich.“
    „U nd was wird aus den Siedlern?“
    „Wir versorgen sie monatlich mit Wasser, das eine Hilfsorganisation bei Aqua Stellata einkauft. Bisher hat die Regierung noch keine Zwangsräumung durchsetzen können. Schlimme Zustände! Aber die Wohlfahrtsträger schicken Ärzte, Sozialberater und viele Ersatzteile, mit denen Techniker eines Hilfswerks immer wieder die Schotts flicken, die Sauerstoffversorgung sicherstellen und so genannte sichere Zonen einrichten.“
    „Was wollen die Siedler da überhaupt?“, fragte Lace.
    „Rohstoffe abbauen. Wenn sie feststellen, dass ihnen dazu die Geräte fehlen oder die Vorhaben ausgebeutet sind, ist es zu spät. Sie haben kein Geld mehr und richten sich so gut wie möglich auf den völlig maroden Stationen ein, die teilweise aus dem letzten Jahrhundert stammen. Die Schutzschilde sind längst abgeschaltet und Meteoriten durchlöchern die Wände. Ungeziefer krabbelt überall herum. Und sie finden eben kein Wasser. Aqua Stellata baut die Anlagen ab, wenn eine Station geschlossen wird, denn dann zahlt ja niemand mehr Wassergebühren.“
    „Aqua Stellata”, sagte Lace. „Das Thema begegnet einem, egal wohin man blickt.“
    Antoia erwiderte nichts. Sie hatte Alisander entdeckt.
    Er hing mit panischem Gesichtsausdruck in einer gläsernen Röhre. Ein Leuchtband teilte sachlich mit, darin herrsche nun eine Schwerkraft von Null G. Also keine. Alisander machte hilflose Schwimmbewegungen. Die Zuschauer außerhalb der Röhre lachten und zeigten auf sein grünliches Gesicht. Durch eine Klappe wurde ein großer Schlüssel eingeschossen. Er flog gegen die Wand, änderte die Richtung und trudelte dann genauso richtungslos herum wie Alisander.
    „ Wird es dem Kandidaten gelingen, den Schlüssel einzufangen ?“, fragte das Leuchtband. „ Schafft er es ihm innerhalb von 60 Sekunden, gewinnt er einen original 888-Tosho-3D-Kommunikator .“
    Alisander sah nicht aus, als sei der Tosho-Kommunikator für ihn in Reichweite. Antoia packte den Game-Assistenten an der Schulter.
    „Holen Sie ihn raus“, befahl sie.
    „Es ist nur ein Spiel. Ihm kann nicht passieren“, sagte der Mann lachend.
    Antoia maß ihn mit einem Blick, der sein Lächeln zum Verschwinden brachte.
    „Holen Sie ihn vorsichtig da runter und öffnen Sie die Anlage“, befahl sie. „Es verstößt gegen