Watch Me - Blutige Spur (German Edition)
– von Jason, seinem Stiefbruder, mal abgesehen.
Die Hunde waren ihm ins Haus gefolgt, doch er schickte sie wieder hinaus und eilte ins Wohnzimmer, um den Notarzt zu rufen. Ein Hubschrauber würde in dem dichtbewaldeten Gebiet, in dem er lebte, niemals landen können. Aber er könnte die Fremde zu Jensens Farm außerhalb der Stadt bringen, so wie er es vor zwei Jahren mit dem Camper gemacht hatte, der einen Herzinfarkt erlitten hatte.
Es dauerte nur einen kurzen Moment, bis alles arrangiert war. Anschließend versuchte er, Ned Smith zu erreichen. Doch die Frau vom Bereitschaftsdienst wusste nicht, wo der Polizeichef von Whiterock steckte.
„Soll ich Amy wecken?“, bot sie ihm an.
„Nein!“, antwortete Cain, ohne zu zögern. Amy war ebenfalls Polizistin, Neds Zwillingsschwester – und Cains Exfrau. Bei dieser Sache wollte er Amy definitiv nicht dabeihaben. Sie hatte keine Erfahrung mit Gewaltverbrechen, ebenso viel oder wenig wie die beiden anderen Cops von Whiterocks kleinem Polizeirevier. Aus diesem Grund bat er die Frau auch nicht, einen der anderen Beamten zu alarmieren. Cain war sich nicht sicher, ob Ned seine Sache besser machen würde, doch immerhin war er der Polizeichef. „Versuch weiter, Ned zu erreichen, und sag ihm, dass er ins Krankenhaus von Knoxville kommen soll. So schnell wie möglich!“
„Ins Krankenhaus?“
Cain hatte keine Zeit für lange Erklärungen. „Genau.“
Voller Sorge, dass die Frau, die er im Wald gefunden hatte, sterben könnte, ehe er den Hubschrauber erreichte, legte er auf und ging zurück ins Gästezimmer. „Alles wird wieder gut“, murmelte er. Vorsichtig strich er ihr das Haar aus dem Gesicht, und im gleichen Moment wurde ihm klar, dass er diese Frau kannte.
Es war zwölf Jahre her, seit er sie zuletzt gesehen hatte.
Er hatte ein Mal mit ihr geschlafen.
Kurz bevor sie mit Jason zum Rocky Point gefahren war.
2. KAPITEL
Als er im Krankenhaus ausgerufen wurde, glaubte Cain, die Polizeizentrale hätte endlich Ned Smith ausfindig gemacht. Aber es war Owen Wyatt, der ältere seiner beiden verbliebenen Stiefbrüder, der ihn sprechen wollte. Gleich nach seiner Ankunft im Krankenhaus hatte Cain ihn angerufen, mindestens fünfundvierzig Minuten nachdem der Notarzt-Helikopter Sheridan abgeholt hatte. Irgendjemand zu Hause musste erfahren, was passiert war. Und da der einzige Arzt der Stadt zudem noch das Familienmitglied war, das Cain am liebsten mochte, war es am wahrscheinlichsten, dass Owen ihm während Neds Abwesenheit helfen würde.
„Ich habe deine Nachricht bekommen“, sagte Owen.
„Ich rufe dich von einer Telefonzelle aus zurück.“
„Warte! Was ist denn los?“
Cain warf einen Blick auf die Krankenschwestern, die um ihn herum zu arbeiten versuchten. „Ich rufe dich zurück.“ Er besaß kein Handy. In Momenten wie diesen bedauerte er es, aber dort, wo er lebte und arbeitete, hatte er kaum Empfang, also lohnte sich die Ausgabe erst gar nicht.
Fünf Minuten später stand er in der Lobby, lehnte sich an die Wand neben dem öffentlichen Telefon und sprach erneut mit Owen. „Wo hast du gesteckt?“, wollte er wissen, noch ehe sein vier Jahre jüngerer Stiefbruder auch nur Hallo sagen konnte.
„Wieso?“
„Um halb vier habe ich versucht, dich zu erreichen. Ich hatte erwartet, dich aus dem Bett zu holen. Hast du einen Hausbesuch gemacht?“
Die Antwort überraschte Cain ganz und gar nicht.
„Ganz richtig, ich war auf einem Hausbesuch. Robert ist betrunken nach Hause gekommen und in Dads Gartenschuppen gefahren. Ich habe ihm aus seinem alten Camaro geholfen und die Wunde an seiner Schläfe genäht.“
Cains anderer Stiefbruder hatte ein Alkoholproblem und steckte ständig in irgendwelchen Schwierigkeiten. Er war zwar der Jüngste in der Familie, mit fünfundzwanzig sollte er allerdings alt genug sein, um auf sich selbst aufzupassen. Stattdessen lebte er in einem Trailer auf dem Grundstück seines Vaters und verbrachte jede wache Minute mit Onlinespielen, anstatt sich um einen Job zu bemühen. Wenn er nicht spielte, soff er. Cain hatte kein Mitleid mit ihm. In der Highschool war Cain zwar selbst noch ein Flegel gewesen, doch seit seinem achtzehnten Geburtstag war er auf sich alleingestellt. Er hatte sich durchs College gekämpft und nie erwartet, dass jemand anders seine Probleme regelte. „Warum bist du nicht rangegangen, als ich dich auf dem Handy angerufen habe?“
„Ich hatte es im Auto liegen lassen. Du hättest Robert sehen sollen!“ Owen
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