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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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sich auf. Das Kolloid erhob sich in einer großen runden Glocke, eine perfekte Halbkugel aus flaschengrünem Glas. Dann erzitterte sie und fiel ohne einen Spritzer in sich zusammen.
    Stille legte sich über die Szene. Der dunkle Teich wurde spiegelglatt, und das Leuchten erlosch. Jegliche Bewegung hörte auf. Von der Strahlung blieb nicht ein Funke übrig. Kein einziger Tropfen hatte sich von der Schockwelle gelöst. Die schillernden Schichten des Kolloids waren zu einer homogenen Schleimpfütze verschmolzen.
    Bei diesem Anblick spürte CJ ihre Traurigkeit wie körperlichen Schmerz. Sie lag im Matsch, wohin Roman sie gestoßen hatte, und biss sich auf die Hand, um nicht zu heulen. Die Masse des Kolloids lag still und ruhig da. Ruhig wie der Tod.
    Roman sprang aus dem Transporter und beobachtete seinen Feind durch ein Fernglas. »Reilly, überprüfen Sie die Feldstärke.«
    CJ rappelte sich auf und hatte einen salzigen Geschmack im Mund. Ihre Lippe blutete. Sie funkelte Roman mit unverhohlenem Hass an. Aber sie hatte keine Kraft mehr, sich an ihm zu rächen. Sie fühlte sich völlig benommen. Die Sache war erledigt, vorbei. Das Kolloid war tot. Sie stieg in den Lastwagen, obwohl sie bereits wusste, was die Sensoren ihr sagen würden. Trotzdem musste sie sich überzeugen. Genauso wie an jenem Abend, als Harry reglos auf seinem Schreibtisch gelegen hatte. Als sie sein verunstaltetes Gesicht gesehen hatte, wollte sie zuerst nur weglaufen. Trotzdem war sie geblieben und hatte gestarrt, die grausamen Details wie Peitschenhiebe auf sich einwirken lassen. Nun trieb sie das gleiche ätzende Bedürfnis nach Bestrafung dazu, sich auf dem Computer die Sensorendaten anzusehen.
    Doch als sie die Werte aufrief, tanzten Wellen über den Bildschirm. Sie bewegte die Maus. Alle Sensoren registrierten aktives Feedback. Damit hatte sie nicht gerechnet. Das Kolloid war nicht tot – es wogte. Wie konnte das sein? Sie hatte noch nie ein so starkes Kraftfeld gesehen.
    Ein sanfter unsichtbarer Energiestoß breitete sich aus. Er schlug gegen Schleimhäute und verursachte im Umkreis von einem Kilometer Kurzschlüsse in sämtlichen elektronischen Schaltkreisen. Sie bekam eine Gänsehaut. Die Bildschirme wurden dunkel. Sie schaute auf den Ranger-Joe-Kompass an ihrem Handgelenk. Die Nadel hüpfte in einem beständigen Dreivierteltakt.
    »Es tanzt Walzer.« Sie keuchte. Sie war so aufgeregt, dass ihr beinahe die Stimme versagte.
    Sie stürmte zur Hecktür des Transporters. »Roman, es spricht!«
    Als sie von der Ladefläche sprang, rutschten die Reifen langsam über das Gras auf das Wasser zu. Erschrocken wich sie der Stoßstange aus. Der Magnetismus des Kolloids zog den Stahlrahmen des Fahrzeugs an. Einer der Pulsgeneratoren wurde vom Damm geschleudert und klatschte in den grünen Teich. Dann ein zweiter. Michael Creques Pritschenwagen schlitterte ein paar Meter weit durch den Matsch, bis er sich an einem Stein verkeilte, während die schweren Pumpen weiter den Deich hinunterrollten. Hinter der Betonrampe bewegte sich knirschend Martins Sumpfboot wie ein lebendes Geschöpf, aber die Aluminiumkonstruktion hatte nicht genügend ferromagnetische Anteile, um sich loszureißen.
    Arbeiter zerstreuten sich. Das pulsierende Magnetfeld riss Roman das Fernglas aus den Händen, und es zerrte kräftig an CJs Ranger Joe. Als sie den Riemen löste, sauste er durch die Luft davon. Hämmer und Schraubenzieher schossen wie Projektile an ihr vorbei. Roman stürmte los und warf sie zu Boden, wo er sie mit seinem Körper schützte, während jedes eisenhaltige Objekt in Sichtweite unter die magnetische Walze des Kolloids geriet.
    »Es beantwortet Ihre Schockwelle«, sagte sie.
    »Halten Sie still.« Er packte sie und rollte sie brutal nach links, als ein drei Meter langer T-Träger durch das Gras an ihnen vorbeischoss. Sein Kugelschreiber riss ein Loch in seine Tasche. Aus jeder Richtung kam schreiendes Metall geflogen. Der Lieferwagen mit den Computern kippte ins Becken, die schwarzen Kabel wie wütende Schlangen hinter sich herziehend.
    Ganze zwei Minuten lang tobte das Magnetfeld. Lastwagen, Kräne und Metallwerkzeug rollten die Kanalböschung hinunter. Laternenpfähle bogen sich und knickten ab. Rohrzangen verwandelten sich in Speere. Jede Münze, jede Niete und jede lose Schraube regnete in den unwiderstehlichen Teich. Auf der grünen Oberfläche tanzte Schaum, und Menschen hielten sich schützend die Hände vors Gesicht. Die stämmigen Arbeiter vom Ölfeld

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