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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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etwas Dunkles die Betonbuchten blockierte. Romans Leute hatten die alten Leichter in Position gebracht, um den Durchfluss zu unterbinden. Das konnte nur bedeuten, dass die gesamte Masse des Kolloids durch das Wehr gestürzt war.
    Erneut überprüfte sie die Generatoren, die Pumpen, die Tanks. Ja, der Saugschlauch lag bereit. Ein dunkler See aus braunem Wasser hatte sich vor dem Damm gesammelt, und der Haufen der Holzpflöcke vom Wehr wogte langsam hin und her.
    Sie scrollte den Bildschirm. Alle fünfzehn Generatoren gaben synchronisierte digitalisierte Musik von sich. In den Kopfhörern lief die analoge Version ab, die wirkliche Musik, die Max mit seinem Keyboard gespielt hatte.
    »Wir sollten losfahren«, sagte Martin.
    »Noch eine Minute.«
    Ihre tragbaren Instrumente waren darauf eingestellt, die Temperatur, die Polarität und die Feldstärke des Kolloids zu messen, aber schon jetzt richteten sich die dünnen roten Härchen an ihren Armen auf. Eine starke Ladung baute sich auf, und das Summen, das durch das Sumpfboot vibrierte, spürte sie als Kitzeln in den Knochen. Sie schaltete von einem Bildschirm auf den nächsten, in der Hoffnung, irgendeine Reaktion vom Kolloid zu empfangen, die zur Musik in ihrem Kopfhörer passte.
    Es gab ein leises Zischen und ein Rauchwölkchen, als ihr Feldmessgerät durchbrannte. Als Nächstes ihr Laptop. Zuletzt verstummte die Musik in den Kopfhörern. »Harry, hilf mir.« Sie schlug den tragbaren Computer gegen ihre Knie.
    Statische Elektrizität strich über die schnell näher kommende Oberfläche des Kolloids, und wenige Zentimeter hinter ihrem Sitz erwachte der große Propeller dröhnend zum Leben. Sie drückte ihren Laptop an die Brust, als sich das Sumpfboot in Richtung Deich drehte. Martin hatte nicht auf ihr Einverständnis gewartet. »Das ist zu nahe!«, rief er.
    Während sich CJ an den Sitz klammerte, gab er Vollgas, und das Boot glitt die steile grasbewachsene Böschung hinauf, bis es abrupt zum Stehen kam. CJ wurde mit dem Brustkorb gegen den Aluminiumrahmen geworfen, dann fiel sie aus dem Sitz.
    »Wir müssen den Deich rauf!«, schrie Martin. »Das Wasser steigt.«
    »Meine Instrumente.« Sie kroch zum Sumpfboot zurück, das knapp oberhalb des Ufers gestrandet war, aber ihre Sorge war vergebens. Alle Instrumente waren durchgebrannt. Während sie die leblose Ausrüstung untersuchte, verschluckte das Kolloid die Baumgruppe, an der sie gewartet hatten. Die knisternde Fläche rollte über die Böschung und spritzte gegen ihre bloßen Knie. Kalter süßlicher Dampf umwehte sie. Als das Boot angehoben wurde und sich drehte, packte Martin die Leine, stemmte die Fersen in den Schlamm und zog es weiter das Ufer hinauf.
    Für einen Moment verharrte CJ neben dem wild schwappenden Wasser und tauchte die Hand in das eisig-silbrige Licht. Die Elektrizität versetzte ihren Fingern einen Stromschlag. »Laufen Sie!«, brüllte Martin.
    Als das kühle Kolloid unter das warme braune Wasser strömte, das sich zwischen Wehr und Damm gesammelt hatte, stieg es schnell höher. Dann kamen sie – viele tausend Liter. Sie stießen gegen den Damm. Lichtbögen blitzten unter der Oberfläche, und der See aus braunem Wasser kochte nach oben. Rory Godchaux packte CJs Hand und half ihr, höheren Boden zu erreichen, während seine Arbeiter Martin halfen, das Sumpfboot hinter einer Betonrampe zu verkeilen.
    Als das braune Wasser die Dammkrone erreichte, sickerten erste Rinnsale hinüber. Bald strömte es, dann bildete es einen donnernden Katarakt. Das Gewirr aus treibenden Pflöcken stürzte in sich zusammen und schwankte wie eine verfilzte Matte, während das braune Wasser wild zischend und gischtend durch die Ritzen zwischen dem Holz schoss. Dann folgte das ohrenbetäubende Crescendo, und die Pflöcke stürzten über den Damm und wurden von der Flut zum Lake Pontchartrain mitgerissen.
    Immer mehr braunes Wasser floss über den Damm, während sich das silbrige Kolloid darunter ausbreitete und es nach oben drückte. Bald bewegte sich nur noch eine dünne Schicht aus Flusswasser auf der silbrigen Oberfläche, und es konnte nur noch Sekunden dauern, bis das Kolloid den Damm überragte.
    »Es wird entkommen.« CJ blickte sich verzweifelt um. »Wo ist der Saugschlauch? Wir müssen jetzt eine Probe nehmen!«
    Doch dann geschah etwas, das nicht einmal CJ erklären konnte. Die Oberfläche überstieg die Höhe des Damms nicht. Obwohl die lange dichte Masse weiter im Becken wogte, schien sie sich zu sammeln und

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