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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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auf die Hälfte ihres vorherigen Volumens zu schrumpfen. Vereinzelte Pfützen aus braunem Wasser spülten über die Platinoberfläche, aber das Kolloid selbst pegelte sich exakt auf der Höhe der Dammkrone ein.
    Das konnte eigentlich nicht sein. Flüssigkeiten ließen sich nicht komprimieren. Der Druck, den man benötigte, um die Moleküle einer Flüssigkeit auch nur um einen Bruchteil dichter zu packen, war enorm. Aber CJ hielt sich nicht damit auf, eine Theorie zu finden, die erklärte, wie das Kolloid seine Molekülstruktur veränderte. Als sie sah, wie es sich im Becken beruhigte, drückte sie ihre Fingerknöchel gegen die Lippen und hätte fast geweint. »Du hörst die Musik.«
    In den folgenden Sekunden, die ihr wie eine Ewigkeit vorkamen, wogte das flüssige Platin in langsamen Wellen und summte wie eine Million Cellos. Allmählich verschmolzen die Reste des Flusswassers mit der zuckerreichen Emulsion, und bald schwamm ein Film aus reinstem H 2 O auf der Oberfläche und schillerte in den Farben von Edelsteinen – Turmalin, Rauchquarz, Perlmutt. Wenn eine Welle über den Damm schwappte, leuchtete er nach.
    Die Szene beruhigte sich. Die statischen Entladungen verflüchtigten sich, und die dröhnenden Vibrationen wurden zu einem leisen Schnurren. In weniger als einer Minute lag das Kolloid fast völlig still da. Musiksequenzen wehten schwach von den Generatoren herüber, die erstaunlicherweise nicht durchgebrannt waren. Und jedes menschliche Wesen in Sichtweite war vor Ehrfurcht erstarrt.

105
    Sonntag, 20. März, 12.50 Uhr
    CJ versuchte sich zu beruhigen, während sie zum Transporter unterwegs war, der auf dem Deich neben dem Damm stand. Darin befand sich die improvisierte Kontrollstation mit dem Server, der die Pulsgeneratoren synchronisierte. Ein Gewirr aus dicken schwarzen Kabeln quoll aus den Hecktüren des Fahrzeugs, und Rory Godchaux half ihr, darüber hinwegzusteigen.
    Sie überprüfte das MIDI-Programm. Es funktionierte tadellos und übersetzte Max' Musik in sanfte elektrische Impulse, die in das Becken gesendet wurden. Dann sah sie sich das Feedback an, das von den Sensoren registriert wurde. Die Temperatur des Kolloids war immer noch recht niedrig. Es absorbierte weiterhin Wärmeenergie. Und das Feld hatte eine atemberaubende Stärke angenommen. Die Art, wie die Polarität hin und her wechselte, erinnerte vage an einen musikalischen Rhythmus, aber sie war sich nicht sicher. War das ein Downbeat?
    Max, ich brauche dich.
    Die Zeit lief ihnen davon, also trat sie nach draußen und signalisierte Creque, die Pumpen anzuwerfen. Dann kam Roman über den Deich herangerannt und keuchte Befehle.
    »Töten Sie es! Feuern Sie den EMP ab!«
    »Was?« CJ glaubte sich verhört zu haben. Als Roman zum Transporter stürmte, versuchte sie ihm den Weg abzuschneiden. »Wir müssen zuerst die Probe nehmen.«
    Sie hörte, wie Creques Pumpen die Arbeit aufnahmen. Roman stieß sie zur Seite und sprang in den Lastwagen. Mit den Geräten kannte er sich nicht aus. Er probierte verschiedene Schalter aus. CJ folgte ihm und riss seine Hände von der Tastatur zurück. »Die Pumpen arbeiten. Sie haben versprochen, dass wir eine Probe bekommen.«
    Er hielt sie an den Handgelenken fest und warf sie wie einen Sack Mehl aus dem Transporter. Sie stürzte, rollte über den matschigen Boden und setzte sich benommen auf.
    »Das ist falsch«, sagte Rory Godchaux.
    »Verdammt, ja …«Dann erkannte sie, dass Rory gar nicht sie ansah. Er starrte mit weitaufgerissenen Augen zum Kolloid.
    In der silbrigen Oberfläche hatte sich eine Mulde gebildet. Sie rotierte. Allmählich weitete sie sich zu einem Strudel von einem, dann drei Metern Durchmesser. Die gesamte Masse des Kolloids drehte sich um dieses Loch. In der leeren Mitte des Wirbels baumelte das Ende des Saugschlauchs.
    »Du magst den Schlauch nicht«, sagte CJ laut. Das hatte sie nicht vorhergesehen.
    Roman stand auf der Stoßstange des Transporters und beobachtete, wie der Strudel immer tiefer wurde. Das Blut wich ihm aus dem Gesicht. »Godchaux, die Leute sollen sich vom Wasser zurückziehen.«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, kehrte Roman zu den Kontrollen zurück und löste die EMP-Sequenz aus. Im nächsten Augenblick schossen fünfzehn synchronisierte elektromagnetische Schockwellen mit maximaler Stärke durch das Kolloid.

106
    Sonntag, 20. März, 13.02 Uhr
    Ein grässliches Zischen dröhnte durch die Luft, und ein blendend weißes Unterwasserlicht explodierte. Der Wirbel löste

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