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WattenMord (German Edition)

WattenMord (German Edition)

Titel: WattenMord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Gesicht von Jan Petersen. Er trug bereits Freizeitlook – ein verwaschenes T-Shirt mit dem Logo des HSV und eine graue Jogginghose. Seine braunen Haare standen in alle Windrichtungen ab – wahrscheinlich hatte sie ihn bei seinem Feierabendnickerchen gestört.
    Als er sah, dass sie einen Kasten „Flens“ am langen Arm trug, entgleisten seine Gesichtszüge kurzfristig.
    „Na“, sagte Wiebke mit einem Grinsen. „Bin ich jetzt deine Traumfrau?“
    Petersen strahlte. „Aber so was von. Komm rein!“ Er nahm ihr den Bierkasten ab und gab den Eingang frei.
    Sie erwiderte nichts und folgte der Einladung. Der Flur war halbhoch gekachelt, und neben der Holztreppe mit den ausgetretenen Stufen lehnte sein altes, knallrotes Mountainbike an der Wand.
    Petersen führte sie in die Stube mit der niedrigen Decke. Der Bierkasten landete scheppernd vor dem Wohnzimmertisch. Durch die kleinen Fenster zum Hinterhof fiel das warme Licht der Abendsonne in den Raum. Der Fernseher lief ohne Ton. NDR, eine regionale Reportage. Großformatig zeigte man den Leuchtturm von Eiderstedt. Szenenwechsel, Totale der Seehundstation von Friedrichskoog. Eine Frau in Gummihosen fütterte einen Heuler. Auf dem Tisch erblickte Wiebke eine leere PET-Flasche Bier aus dem Discounter und eine offene Tüte Chips. Ungarisch, ihre Lieblingssorte.
    „Setz dich doch“, forderte Petersen sie auf und schob ihr seinen bequemen Lehnsessel zurecht, bevor er selbst auf dem Sofa Platz nahm.
    „Tolle Idee“, grinste Petersen und deutete auf den dunkelblauen Kasten. „Das mit dem Feierabendbier hatte ich mir zwar anders vorgestellt, aber gut … Wusste gar nicht, dass du eine Frau der Superlative bist.“
    Wiebke schmunzelte. „Ich dachte, ein Feierabendbier in der nächstbesten Kneipe ist blöd. Und praktischer ist es auch, wenn wir hier eines trinken.“ Sie griff in den Kasten und nahm zwei handliche Bügelflaschen heraus. Eine reichte sie ihrem Partner.
    „Du willst mich abfüllen?“
    „Nein“, lachte Wiebke. „Was wir heute nicht schaffen, lass ich dir einfach hier.“ Nun hob sie mahnend den Zeigefinger. „Aber denk dran: ,Bier bewusst genießen!‘“ Wiebke deutete auf das kleine Etikett auf der Flasche. „Hier steht es, also halt dich dran!“
    „Aber sowas von.“
    Sie ließen die Flaschen ploppen, prosteten sich zu und tranken.
    „Ach“, sagte Petersen nach dem ersten tiefen Schluck. „Das flenst. Ist schon was anderes als die Billig-Plörre aus der Plastikflasche.“ Er wischte sich den Schaum mit dem Handrücken von den Lippen und lehnte sich im Sofa zurück. „Also“, sagte er gedehnt. „Was treibt dich in mein gemütliches Heim?“
    Wiebke stellte die Flasche auf dem Wohnzimmertisch ab und schlug die Beine übereinander. Sie wusste nicht recht, wie sie anfangen sollte, und nagte ein wenig unsicher auf der Unterlippe. „Es ist höchste Zeit, dass wir reden“, sagte sie schließlich und achtete auf jede Regung in Jan Petersens Gesicht. „Ich habe bemerkt, dass du dich … nun, ein wenig verändert hast in den vergangenen Tagen.“
    „Hm. Und nu?“
    „Will ich meinen alten Partner Jan Petersen zurück.“
    „Na“, grinste er, „den hast du doch wohl. Das Verhör heute haben wir gut gemeistert, und einmal mehr haben wir uns bewiesen, dass wir ein eingespieltes Team sind. Fast wie ein altes Ehepaar, findest du nicht?“
    Genau das war der Punkt, durchzuckte es Wiebke. Sie richtete sich im Sessel auf. „Wir sind ein gutes Team.“
    „Ja, das sind wir.“ Petersen trank und nickte. „In der Tat verstehen wir uns blind.“
    „Jan, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll.“
    „Immer raus mit der Sprache“, versuchte er sie zu beruhigen. Ihm war nicht entgangen, dass sie etwas beschäftigte. Da war er wieder, der sanfte Unterton in seiner Stimme. „Ich werd dir schon nicht den Kopf abreißen.“
    „Du hast beim Essen gesagt, dass deine Probleme etwas mit der Liebe zu tun haben.“
    „Na ja … Ach so“, dann erinnerte sich. „Du meinst gestern Mittag, an der Bockwurst-Baracke im Hafen?“
    „Richtig. Wir sind ein eingespieltes Team, ich schätze deine Art und verbringe den Tag gern mit dir.“ Ihr Herz schlug ein paar Takte schneller, und Wiebke fürchtete Unsinn zu reden, deshalb stockte sie ein wenig. „Aber ich will unsere unbeschwerte Art nicht in Gefahr bringen.“
    „Womit denn?“ Petersen legte den Kopf schräg. „Ich mag dich auch, Mädchen. Und seit der Zeit, als Mattes noch mein Partner war, sind wir das beste

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