WattenMord (German Edition)
Team der Husumer Wache.“
„Mehr ist nicht?“ Wiebke schaute ihn mit festem Blick an. „Stichwort Liebe …“, half sie ihm auf die Sprünge, als sie merkte, dass er um den heißen Brei redete. Wiebke griff zur Bierflasche und nahm einen tiefen Schluck. Trank sie sich jetzt schon Mut an?
Wie albern, durchzuckte es sie, während sie ein wenig nervös am Etikett der bauchigen Flasche herum knibbelte und seinem Blick auswich.
„Nein … Warum?“
Jan Petersen schien nicht zu verstehen, worauf sie hinauswollte. Dann begriff er. „Du meinst wegen der Andeutung, die ich im ,Blinkfüer‘ gemacht habe? Wegen der Liebe, die mich in den letzten Tagen beschäftigt?“ Er lächelte verstehend. „Mach dir mal keinen Kopp, Mädchen: Es ist nicht so, dass ich unsterblich verliebt bin.“
Wiebke wusste nicht recht, was sie davon zu halten hatte. Stand ihrem Kollegen der Sinn eher nach einer lockeren Beziehung, womöglich ohne jede Verpflichtung? Nein, so etwas traute sie Petersen eigentlich nicht zu, war er doch ein grundehrlicher Mensch, der im Notfall sein letztes Hemd gab. Wiebke konnte sich kaum vorstellen, dass er der Typ für eine On-Off-Beziehung war.
Ja, dachte sie verächtlich. So nannte Tiedje das, was sie derzeit führten: Eine On-Off-Beziehung. Wie mit einem Schalter regelte man seine Gefühle. Mal waren sie ein-, mal ausgeschaltet. So einfach war das für Tiedje. Doch Jan Petersen unterschied sich um Längen von ihrem Exfreund. Sollte sie sich so in ihm getäuscht haben? Wut keimte in ihr auf.
„Au Kacke“, rief Petersen plötzlich, als er ihr betroffenes Gesicht sah. Er schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. „Jetzt hab ich‘s: Du hast mich erwischt.“ Er machte eine betroffene Miene. „War wohl nur eine Frage der Zeit, schließlich kennst du mich gut genug.“
„Allerdings“, nickte Wiebke und war froh, dass er endlich verstanden hatte, worum es ging. Das machte die Sache leichter.
„Eigentlich soll man ja nicht in der Firma anbändeln. Aber ich bin ja nicht mehr der Jüngste – da kann man schon mal eine Regel vergessen.“
„Petersen – wir …“, stammelte Wiebke und suchte nach den richtigen Worten. „Also im Job sind wir unschlagbar, und ich mag dich auch sehr, ich schätze deine Art, aber wir …“ Sie spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss, und suchte nach einer Strategie, jetzt bloß keinen Fehler zu machen, doch Petersen schüttelte den Kopf und sprach weiter.
„Aber sie ist schon ziemlich nett.“ Er grinste. „Und es stört mich auch nicht, dass sie ein paar Pfund zu viel auf den Hüften hat. Im Gegenteil, ich mag das, wenn Frauen die Kurven an den richtigen Stellen haben.“ Er wirkte ein wenig verlegen. „Aber wie soll ich es ihr sagen?“
Nun bildete sich eine steile Falte auf Wiebkes Stirn. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie begriff, dass Petersen wohl verliebt war, aber nicht in sie. Verlegen kratzte sie sich am Hinterkopf. Wiebke überlegte, wie sie schnell und dennoch unauffällig zurückrudern konnte, bevor sie sich vor ihm blamierte. Hatte sie bereits zu viel von ihren Gedanken preisgegeben? Was dachte Petersen denn nun von ihr? Wahrscheinlich hielt er sie für eine unreife junge Frau. Wie töricht war sie denn gewesen, seinen Liebesfrust auf sich selbst zu beziehen?
Wiebke fragte sich, um wen es sich bei Petersens Herzdame handeln könnte.
Die Antwort gab er im nächsten Satz selbst. „Ich mag Katja eben. Gut, ich will nicht sagen, dass ich unsterblich in sie verliebt bin – aber wer weiß? Was nicht ist, kann ja noch werden.“
„Moment“, rief Wiebke aus. „Du stehst auf Katja Graf?“
„Auf sie stehen wäre wohl zu viel gesagt. Aber ich finde sie ganz nett.“ Petersen lächelte ein wenig verlegen. „Ich werd doch auch nicht jünger. Und ehe ich mich versehe, bin ich ein alter Mann und muss einsam und verbittert zurechtkommen. Willst du das etwa?“
„Natürlich nicht“, lächelte Wiebke und leerte ihre Flasche. Es war ein eigenartiges Gefühl, zu wissen, dass Petersen sich in Katja Graf verliebt hatte. Dabei wusste sie selbst nicht einmal, warum es sich seltsam anfühlte. Hatte sie sich ernsthaft Hoffnungen gemacht, dass sie diejenige war, an die der alte Seebär sein Herz verschenkt hatte? Wiebke fühlte sich unwohl in ihrer Haut. Sie bezweifelte plötzlich, ob es richtig gewesen war, hierher zu kommen. Er schien von ihren Gedankengängen nichts mitzubekommen. Immerhin hatte er sich ihr anvertraut.
„Ich bin mir nicht
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