WattenMord (German Edition)
groß. Sobald sich herausstellt, dass er unschuldig ist, kann er natürlich sofort gehen.“
„Danke.“ Levke Kühn nickte erleichtert und stürmte aus Piet Johannsens Büro.
„Was war das denn für eine Nummer?“, fragte Ulbricht, als sie allein waren.
„Kein Theaterstück.“ Johannsen legte den Kopf schräg. „Nur Strategie, aber das sollten Sie als diensterfahrener Kollege selbst am besten wissen.“
Ulbricht schwieg. Er wanderte durch Johannsens Büro und trat an das Fenster. „Wir sollten Levke Kühn trotzdem nicht außer Acht lassen“, empfahl er, ohne sich umzudrehen. „Ich habe da so eine Idee, kann aber noch nicht die richtigen Verbindungen ziehen.“
„Beachtlich, wenn man bedenkt, dass Sie hier Urlaub machen und Ihre Tochter nach vielen Jahren mal wiedersehen wollten“, brummte Johannsen mit unterschwelligem Sarkasmus.
„Was wollen Sie denn hier?“, blaffte der Erste KHK Friedrichs, als er in das Sitzungszimmer der Husumer Polizeidirektion trat. Sein Gesicht verfärbte sich tiefrot, als er Norbert Ulbricht mit den Kollegen aus Husum gemeinsam am langen Tisch sitzen sah.
„Sie ein wenig nerven.“ Ulbricht lächelte den Kollegen aus Flensburg jovial an. Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, und auch der Umstand, dass seine Tochter Wiebke mit am Tisch saß, störte ihn nicht im Geringsten. Sie war längst kein kleines Mädchen mehr – zwar war sie immer noch seine Tochter, doch sie war erwachsen geworden.
„Das haben Sie schon geschafft“, murrte Friedrichs, nickte mit grimmiger Miene in die Runde und nahm auf dem rechten Stuhl neben Matthias Dierks Platz, der wie gewohnt am Kopfende saß und offenbar eine Konfrontation befürchtet hatte. Links von Dierks saß ein gestriegelter Anzugträger, der Ulbricht vorhin als Staatsanwalt vorgestellt worden war. Fritz Mahndorf schien ein ruhiger Typ zu sein. Sein Kopf pendelte gelassen zwischen Ulbricht, Dierks und Udo Friedrichs hin und her.
Mahndorf betrachtete das Geschehen amüsiert, ohne ein Wort zu sagen. Ulbricht beschloss, den Staatsanwalt sympathisch zu finden. Ganz im Gegenteil zu Friedrichs.
„Ich will Ihnen helfen, also sollten Sie nett zu mir sein.“ Ulbricht faltete die Hände, fast so, als wollte er beten.
„Ich habe Mitarbeiter, die mir helfen“, giftete Friedrichs mit hochrotem Kopf.
„Da habe ich anderes gehört“, konterte Ulbricht unbeeindruckt. „Hier oben im Norden leiden Sie genauso unter Personalnot wie wir im Bergischen Land. Also bitte – wenn uns das nicht verbindet, was dann?“
Friedrichs winkte entnervt ab und schlug seine Mappe auf.
„Nachdem wir uns nun alle so nett kennengelernt haben, können wir jetzt mit der Sitzung beginnen“, meldete sich der Staatsanwalt zu Wort. Er betrachtete den Schlagabtausch zwischen Ulbricht und Friedrichs offenbar als beendet. „Es scheint sich also ein erster Tatverdächtiger herauszukristallisieren, wie ich hörte“, fuhr er fort und betrachtete dabei Wiebke und ihren Partner.
Jan Petersen nickte. „Torben Schäfer hat grundsätzlich gestanden. Ob das Mord, Totschlag oder nur ein Unglück war, muss der zuständige Richter nun herausfinden.“ Mit wenigen Sätzen berichtete Petersen, was sie beim Verhör des Umweltaktivisten herausgefunden hatten.
„Offensichtlich hatte Schäfer keine Tötungsabsichten, als er sich mit Holger Heiners im Multimar Wattforum traf“, konstatierte Mahndorf und machte sich Notizen. „Was hat die Untersuchung seines Autos ergeben, mit dem offensichtlich der Mord an Gabriele Heiners verübt wurde?“
„Nicht viel, fürchte ich.“ Piet Johannsen räusperte sich. „Zwar konnte ich einige Spuren finden, die definitiv nicht zu Torben Schäfer gehören, aber das Profil taucht nicht in einer BKA-Datenbank auf. Demnach handelt es sich um einen Ersttäter.“ Johannsen blickte in die Runde. „Und hier gebe ich die Frage an die anderen Ermittlerteams weiter: Wer käme für eine solche Tat infrage?“
Katja Graf wechselte einen Blick mit Sven Gerkes. „Die Befragungen der Multimar-Angestellten sind zwar noch nicht ganz abgeschlossen, aber jemanden aus dem Team können wir wohl ausschließen.“
„Ich könnte einen DNA-Test für sämtliche Mitarbeiter erwirken“, schlug Mahndorf vor.
„Lassen Sie uns morgen abwarten“, bat Dierks. „Ein groß angelegter DNA-Test wirbelt immer viel Staub auf, und wir haben die Medien am Hals.“
Mahndorf nickte. „Wie Sie meinen.“
„Was ist mit Beke Frahm? Dass sie Torben Schäfer
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