WattenMord (German Edition)
Einsatzstreifendienst zu. Der ältere der beiden uniformierten Kollegen zückte ein Formular und präsentierte es Christian Rohde.
„Was ist das?“
„Ein Durchsuchungsbeschluss.“
„Darf ich auch wissen, was Sie in meinem Haus suchen?“
„Eine als gestohlen gemeldete Maschinenpistole der Marke Uzi, beispielsweise“, erklärte Wiebke. „Wir suchen die Waffe, mit der Gabriele Heiners erschossen wurde, und wir vermuten Sie in Ihrem Besitz.“
Rohde lachte weltmännisch. „Das ist absurd, meine Herren, meine Dame. Aber bitte – tun Sie sich keinen Zwang an.“ Er machte eine ausladende Handbewegung. „Sehen Sie sich ruhig um.“
Schritte näherten sich von der Diele. Dann erschien eine verschlafen wirkende Levke Kühn in der Stube. Sie trug einen hüftkurzen Morgenmantel in glänzendem Satin. „Schatz, was ist denn hier los?“, fragte sie, dann erkannte sie Wiebke und Petersen und stöhnte gequält auf. „Oh mein Gott …“, stieß sie hervor.
„Nein“, grinste Petersen. „Nur die Polizei. Moin, Frau Kühn. Das ist aber eine Überraschung, Sie hier anzutreffen. Wohnen Sie hier?“
Die junge Frau tauschte einen verunsicherten Blick mit Christian Rohde, doch der schwieg beharrlich.
„Kaum ist Torben Schäfer im Gefängnis, treffen wir Sie hier an“, bemerkte Wiebke. „Können Sie uns das erklären?“
Petersen nickte den Streifenpolizisten zu, und sie setzten sich in Bewegung und begannen mit der Hausdurchsuchung.
Levke Kühn setzte sich auf die Sessellehne und schmiegte sich an Rohde.
„Wir sind zusammen, was ist daran verwerflich?“, fragte der Immobilienkaufmann.
„Daran ist im Grunde nichts auszusetzen, allerdings wissen wir, dass Frau Kühn eine Liaison mit Holger Heiners hatte. Nach seinem Tod flüchtete sie sich in die Arme von Torben Schäfer. Nun, wo er in Untersuchungshaft sitzt, treffen wir sie hier bei Ihnen an.“ Petersen legte den Kopf schräg. „Was denken Sie? Wo werden wir sie das nächste Mal sehen? Ich meine, wenn wir Herrn Rohde verhaftet haben?“ Petersen wandte sich an die Referendarin. „Wer steht noch auf Ihrer Liste, Frau Kühn?“
„Das geht Sie nichts an“, zischte Levke Kühn. Ihre Augen funkelten die Polizisten böse an, doch Wiebke ahnte, dass sie nun am Ende war.
„Es war von Anfang an ein abgekartetes Spiel“, polterte Ulbricht senior in die Stille. „Sie beide“, er deutete auf das spärlich bekleidete Paar, „Sie sind das eigentliche Paar, das belegen die Verbindungsnachweise Ihrer beiden Handys, also reden Sie sich nicht heraus. Dafür haben Sie sogar in Kauf genommen, dass es zwischen Frau Kühn und Holger Heiners, aber auch Torben Schäfer zu sexuellen Handlungen kam.“ Ulbricht schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, ob ich das als glückliche Beziehung bezeichnen würde, aber meine Meinung ist sicherlich zweitrangig. Was tut man nicht alles, um zu Macht und Reichtum zu kommen?“ Ulbricht trat einen Schritt vor und beugte sich zu Levke Kühn herab. „Sie haben mit Heiners und danach mit Schäfer nur angebandelt, um Ihnen und Herrn Rohde den Weg frei zu machen.“
„Es war eine leichte Übung für mich, denn Schäfer war so schwanzgesteuert, dass es mir nicht schwerfiel, ihn abzulenken. Und es war genauso leicht, die Haustür einen Spalt offen zu lassen, sodass Christian sich den Schlüssel vom Brett nehmen konnte, nachdem ich mit Schäfer im Schlafzimmer verschwunden war.“
„Ein ziemlich großes Opfer, mit einem Mann zu schlafen, nur damit Ihr Freund sich dessen Auto für einen Mordanschlag leihen konnte, um den Verdacht auf Schäfer zu lenken“, gab Wiebke zu bedenken, dann wandte sie sich an Christian Rohde. „Warum musste es eigentlich ausgerechnet der Wagen von Torben Schäfer sein, den Sie für die Fahrt zum Anwesen der Heiners’ nutzten?“
Jetzt grinste Rohde diabolisch. „Das fragen Sie nicht ernsthaft, oder? Ich war sicher, gesehen zu werden. In einer kleinen Seitenstraße von Glücksburg, in einer Sackgasse noch dazu, geht so gut wie nichts ohne Zeugen. Die Leute sind neugierig und lästern gern. Sie stehen hinter ihren Gardinen, sobald ein fremdes Auto am Haus vorbeifährt. So stellte ich mir schon lange vor dem Mord an Gabriele die Frage, wen ich als Bauernopfer nehmen sollte. Lange musste ich aber nicht überlegen, denn Schäfer war mir ein Dorn im Auge. Ich war sicher, dass er mir das Leben schwer machen würde, unabhängig davon, dass Holger nicht mehr lebt. Es war plausibel, dass ein fanatischer
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