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Way Out

Way Out

Titel: Way Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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nahm die neue Stablampe von Addison entgegen und baute sich dicht vor Kate auf. Von Angesicht zu Angesicht mit ihr, keine fünfzehn Zentimeter entfernt. Auf Augenhöhe. Sie waren ungefähr gleich groß. Er knipste seine Lampe an und hielt sie ihr nach oben gerichtet so unters Kinn, dass ihr klassisch schönes Gesicht sich in eine grässliche Halloweenmaske verwandelte.
    »Bis dass der Tod uns scheidet«, sagte er. »Das ist ein Versprechen, das ich ernst nehme.«
    Kate drehte den Kopf weg. Rang unter dem Klebeband nach Atem. Lane umfasste ihr Kinn mit der freien Hand und drehte ihren Kopf wieder zu sich her.
    Er sagte: »Und allen anderen entsagen. Auch diesen Teil der Trauformel habe ich ernst genommen. Nur schade, dass du das nicht getan hast.«
    Kate schloss die Augen.
     
    Reacher ging weiter nach Süden. Bis zum Ende der Einfahrt, über die Brücke, auf der Straße nach Osten, von der Farm weg, die ganze Zeit mit eingeschalteter Stablampe. Für den Fall, dass er beobachtet wurde. Weil der menschliche Geist Kontinuität liebt. Sieht man mit seinem Nachtsichtgerät eine geisterhafte kleine Gestalt, die sich nach Süden und weiter nach Süden, dann nach Osten und weiter nach Osten entfernt, fällt man leicht der Versuchung zum Opfer, diese Bewegung nach Osten ins Endlose zu projizieren. Sie ist weg, sagt man sich. Sie kommt nicht wieder . Und dann vergisst man sie ganz, weil man ihren Weg zu kennen glaubt, und sieht sie nicht zurückkommen, weil man nicht länger nach ihr Ausschau hält.
    Er ging zweihundert Meter nach Osten und knipste dann die Maglite aus. Legte weitere zweihundert Meter in der Dunkelheit zurück. Dann blieb er stehen. Machte rechtsum kehrt, überquerte das Bankett und rutschte die der Straße zugewandte Grabenwand hinunter. Wühlte sich durch den tiefen schwarzen Schlamm auf der Grabensohle und kletterte die jenseitige Wand hinauf, wobei er sein Sturmgewehr mit einer Hand hoch über dem Kopf hielt. Dann rannte er mit langen Schritten nach Norden.
    Zwei Minuten später war er eine Viertelmeile näher heran, auf gleicher Höhe mit der kleinen Gruppe von Scheunen, dreihundert Meter östlich hinter ihnen und außer Atem. Er machte im Lee einer Baumreihe eine Pause, um wieder Luft zu bekommen. Überzeugte sich davon, dass er weiter Einzelfeuer eingestellt hatte. Dann setzte er die Metallstütze des G-36 an seine Schulter und marschierte weiter. Nach Westen. Zu den Scheunen.
    Reacher, allein in der Dunkelheit. Bewaffnet und gefährlich. Auf dem Weg zurück.
     
    Edward Lane stand noch immer dicht vor Kate. Er sagte: »Ich vermute, dass du seit Jahren mit ihm geschlafen hast.«
    Kate schwieg.
    Lane fuhr fort: »Hoffentlich hast du Kondome benützt. Bei einem Kerl wie ihm könntest du dir alles Mögliche holen.«
    Dann grinste er. Ein neuer Gedanke. Für ihn ein Witz.
    »Oder du könntest schwanger werden«, sagte er.
    Irgendetwas in ihrem erschrockenen Blick.
    »Was?«, fragte er. »Was willst du mir sagen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Du bist schwanger«, sagte er. »Du bist schwanger, nicht wahr? Das bist du. Das weiß ich. Du siehst anders aus. Das merke ich.«
    Er legte seine flache Hand auf ihren Bauch. Sie wich vor ihm gegen den Stützbalken zurück, an den sie gefesselt war. Lane machte einen halben Schritt vorwärts. »O Mann, das ist unglaublich. Du wirst mit dem Kind eines anderen Mannes im Leib sterben.«
    Dann wandte er sich ruckartig ab. Stoppte diese Bewegung und drehte sich wieder um. Schüttelte den Kopf.
    »Das darf nicht sein«, sagte er. »Wäre nicht richtig. Wir müssen es erst abtreiben. Ich hätte Perez anweisen sollen, einen Kleiderbügel aus Draht mitzubringen. Aber das habe ich nicht getan. Deshalb müssen wir was anderes suchen. Es gibt bestimmt irgendwas. Wir sind schließlich auf einer Farm.«
    Kate schloss die Augen.
    »Sterben musst du ohnehin«, sagte Lane wie der vernünftigste Mensch der Welt.
     
    Reacher wusste, dass sie sich in einer Scheune befanden. Sie mussten in einer sein. Das war klar. Wo hätten sie sonst ihren Geländewagen verstecken sollen? Er wusste, dass es hier insgesamt fünf Scheunen gab. Er hatte sie bei Tageslicht vage in der Ferne gesehen. Drei umgaben einen Hof aus festgewalzter Erde, zwei standen allein. Zu den Toren aller Scheunen führten Fahrspuren. Maschinenhallen, vermutete er, für den Bagger, Traktoren, Anhänger, Ballenpressen und alle möglichen landwirtschaftlichen Geräte. In der Dunkelheit fühlte sich der Boden unter seinen

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