Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Way Out

Way Out

Titel: Way Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
diesmal nicht getan. Das stand fest. Die Cops aus Norwich wären in weniger als vierzig Minuten da gewesen. Dreißig Meilen, freie Straßen, Blinkleuchten und Sirene, damit hätten sie’s in weniger als fünfundzwanzig Minuten schaffen müssen. Also hatte niemand sie angerufen. Wegen der überirdischen Feuergeschwindigkeit der MP5. Maschinenpistolen in Filmen oder im Fernsehen waren meistens altmodisch und langsamer. Damit sie richtig überzeugend wirkten. Deshalb hatten die Leute vor vierzig oder mehr Minuten nicht wissen können, was sie eigentlich hörten. Nur ein mehrfaches verschwommenes Rattern. Wenn sie überhaupt etwas gehört hatten.
    Also, dachte Reacher. Mindestens ein Verwundeter, und die Kavallerie kommt nicht.
    Er ging leise die Treppe hinunter und wieder in die Nacht hinaus.
     
    Reacher umrundete das Haus im Uhrzeigersinn. Die Scheunen lagen in einiger Entfernung still und dunkel da. Der alte Land Rover stand wie erwartet mit zerschossenen Reifen auf seinen Felgen. Er ging daran vorbei und machte an der südlichen Giebelwand halt. Schaltete die Maglite aus und starrte die Zufahrt entlang in die Dunkelheit.
    Wie war’s passiert?
    Er hatte Vertrauen zu Pauling, weil er sie kannte, und vertraute Taylor und Jackson, auch wenn er sie kaum kannte. Drei Profis. Erfahrung, Durchblick, reichlich aktive Gehirnzellen. Müde, aber funktionierend. Aus Sicht der Eindringlinge eine lange, gefährliche Annäherung. Ganz ohne Zweifel. Er hätte vier von Kugeln durchsiebte Leichen und das Wrack eines Mietwagens vor sich haben sollen. Ungefähr jetzt hätte Jackson den Motor seines Baggers anlassen und Pauling Bierdosen aufreißen sollen, während Kate Toast machte und Bohnen aufsetzte.
    Wieso taten sie’s nicht?
    Unruhe , vermutete er. Wie immer lag die Antwort in Jades Bildern. Die Tiere in den Scheunen. Sie schläft nicht besonders, hatte Kate gesagt . Der Jetlag hat sie durcheinandergebracht. Reacher stellte sich vor, wie die Kleine aufwachte, vielleicht gegen Mitternacht, aufstand, aus dem Haus in die vermeintliche Sicherheit der Nacht flüchtete, vier Erwachsene hinter ihr her, Verwirrung, Panik, eine hastige Suche, bei der bis dahin unsichtbare Beobachter aus dem Grasland auftauchten und zum Angriff übergingen. Lane, der mit dem gemieteten Toyota Land Cruiser die Einfahrt entlangröhrte. Taylor, Jackson und Pauling, die nicht schossen, um nicht Kate oder Jade oder einander zu treffen.
    Lane, nun mit eingeschalteten Scheinwerfern, kommt abrupt zum Stehen.
    Lane, nun mit eingeschalteten Scheinwerfern, erkennt seine Stieftochter.
    Seine eigene Frau.
    Reacher zitterte einmal wie von einem heftigen, unkontrollierbaren Krampf. Er schloss die Augen, öffnete sie dann langsam wieder. Er schaltete die Maglite ein, um seinen Weg zu beleuchten, und ging die Einfahrt entlang zurück. In Richtung Straße. Ohne bestimmtes Ziel.
    Perez schaltete seine Nachtsichtbrille aus, schob sie auf die Stirn hoch und sagte: »Okay, Reacher ist weg. Der kommt nicht wieder.«
    Edward Lane nickte. Überlegte eine Sekunde lang und traf Jackson dann mit einem Rückhandschlag seiner Taschenlampe im Gesicht, ein-, zwei-, dreimal, schwere Schläge, bis Jackson zu Boden ging. Gregory hievte ihn wieder hoch, und Addison riss ihm das Gewebeband vom Mund.
    Lane sagte: »Erzählen Sie mir, was Sie essen.«
    Jackson spuckte Blut aus. »Was?«
    »Ich will wissen, was Sie essen. Was Ihre abwesende Frau Ihnen vorsetzt.«
    »Warum?«
    »Ich will wissen, ob Sie Kartoffeln essen.«
    »Kartoffeln isst jeder.«
    »Dann finde ich in Ihrer Küche also einen Kartoffelschäler?«

74
     
    Reacher ließ den Lichtstrahl seiner Stablampe auf einen etwa drei Meter vor ihm liegenden Punkt gerichtet: ein schmales helles Oval, das etwas von links nach rechts schwankte und im Takt seiner Schritte leicht hüpfte. Das Licht zeigte ihm die Rillen, Mulden und Löcher in der festgewalzten Erde. So kam er schneller voran. Er ging durch die erste Kurve der Einfahrt. Dann richtete er seinen Blick in die vor ihm liegende Dunkelheit und begann in Richtung Straße zu rennen.
     
    Lane wandte sich an Perez und sagte: »Sie gehen los und suchen die Küche ab. Bringen Sie mir, was ich brauche. Und sehen Sie zu, dass Sie ein Telefon finden. Rufen Sie im Bishop’s Arms an. Sagen Sie den anderen, dass sie herkommen sollen.«
    »Den Geländewagen haben wir«, meinte Perez.
    »Sie sollen marschieren«, sagte Lane.
    Jackson sagte: »Reacher kommt zurück, das wissen Sie.« Er konnte als

Weitere Kostenlose Bücher