Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)
»wird heute Abend an den Füßen an einem Fahnenmast aufgehängt, ein Festtagsessen für die Schleiereulen. Ich schwöre euch, wenn ihr nicht zurückkommt, ihr hasenherzigen Haubentaucher, dann werde ich jeden Einzelnen von euch eigenhändig aufknüpfen.«
Seine Stimme verhallte unbeachet. Die armen Geschöpfe, die seine Soldaten waren, konnten ihn wegen des sirrenden Schmerzes in ihren Ohren nicht hören. Sie hätten ihm aber auch nicht gehorcht, wenn sie ihn gehört hätten, denn ihre Not war so groß, dass sie verzweifelt nach Wasser suchten, um ihre Quälgeister los zu werden. Sie rannten weiter in Richtung Wald, in dem sie verschwinden und sich verirren würden, da sie Wesen der Burg und nicht der freien Natur waren.
Sheriff Trugkopp tobte jetzt und beschimpfte Sylber und dessen Mannschaft; seine Miene verriet seinen Zorn. »Wenn ich meine Hermeline nicht zurückbekomme, dann habe ich immer noch euer Fell«, schrie er. »Bin ich vielleicht kein Vollbluthermelin, mit Sehnen aus Draht und Muskeln aus Stahl? Ich werde euch zerfetzen, ihr jämmerlichen Geschöpfe. Ihr werdet für eure heutige Frechheit auf diesem Schlachtfeld bezahlen!«
Und die Wiesel wussten, dass er Recht hatte. Trugkopp war ein Hermelin, und Hermeline waren grausame Geschöpfe, was auch der Grund dafür war, dass sie die Welt von Welkin beherrschten. Nur trickreiches Verhalten hatte Sylber und seine Gruppe bis jetzt davor bewahrt, eingesperrt zu werden. Es war also eine List, derer sich Sylber in dem Augenblick bediente, als die schreckliche Gestalt von Sheriff Trugkopp sich auf ihn stürzte.
»Jetzt, Ohnforcht!«, rief das Wiesel.
Ohnforcht ließ ein Geschoss nach dem anderen von seiner zielgenauen Schleuder sausen und Trugkopp hielt in seinem Sturm inne.
Die Geschosse waren Pilze – Bofiste –, die auf dem Körper und im Gesicht des Sheriffs zerplatzten. In den Bofisten war ein trockenes, senfgelbes Pulver, das seinen Kopf färbte. Es flog ihm in die Augen und nahm ihm die Sicht wie Pfeffer. Trugkopp blieb stehen, nieste, rieb sich mit den Klauen die Augen und versuchte, sie von dem brennenden Bofiststaub zu befreien. »Ich kann nichts mehr sehen!«, kreischte er. »Wo sind meine Hermeline? Helft mir, ihr Narren! Ich bin blind.«
Doch der Trupp hatte sich jetzt im Wald zerstreut, auf der Suche nach dem nicht existierenden See, von dem Alissa ihnen versprochen hatte, er läge inmitten der dicht belaubten Bäume. Einige würden vielleicht irgendwann den Fluss finden und andere Distelhall, wo der freundliche Lord Hohkinn ihnen ohne Zweifel Unterschlupf gewähren würde, doch die meisten würden bis zum Einbruch der Nacht durch den Wald irren, ohne einen Baum vom anderen unterscheiden zu können, um Linderung für ihre armen zerbissenen Körpern und geschwollenen Gliedmaßen bemüht und in Mitleid mit sich selbst zerfließend.
»Ergreift ihn!«, schrie Sylber. »Fesselt ihn!«
Sie stürzten sich auf den blinden, zappelnden Trugkopp und fesselten ihn mit Seilen, bis er sich nicht mehr bewegen konnte. Nachdem er gesichert war, rannte Birnoria zurück in den Wald, um einen Behälter mit Wasser zu holen. Diesen kippte sie Trugkopp ins Gesicht, um das Bofistpulver wegzuspülen. Birnoria war alles andere als mitleidslos. Sie hasste es, ein anderes Geschöpf in Not zu sehen, selbst wenn es das Hermelin des Prinzen war.
Der Sheriff spuckte und prustete und war schließlich in der Lage, die Augen zu öffnen, auch wenn sie sich anfühlten, als wären sie voller Reibesand. Er starrte die Wiesel an, während das schmutzig gelbe Wasser von seinem hängenden Backenschnauzer tropfte. Er sagte jedoch nichts, wohl wissend, dass er sich in den Klauen seiner Feinde befand und nichts anderes unternehmen konnte, als abzuwarten, was diese als Nächstes tun würden.
Kunicht schob einen Pfahl durch die Fesseln und das Hermelin wurde zwischen zweien von ihnen in den Wald getragen.
Sobald die Gruppe der Wiesel ihren Widersacher in ihr Lager im Inneren des Waldes gebracht hatten, konnte Sylber dem Drang nicht widerstehen, diesen zu verhöhnen. »Nun, mein Hermelin mit dem verbrannten Latz. Ich dachte, ihr wärt gekommen, um uns eine Lektion zu erteilen? Für mich hat es den Anschein, als müsstet eher ihr etwas lernen, als jemanden zu belehren. Ich frage mich, was wir mit dir machen sollen. Vielleicht braten? Oder dich gefesselt mit dem Kopf nach unten an einen Baum binden, damit die Eulen denken, du bist eine Opfergabe am Galgen? Oder dich vielleicht bis zum
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