Weatherly , L.A. - Dämonen des Lichts
ist, dann würde ich sagen, dass du dir weiter keine Sorgen machen musst.«
Ich atmete auf. Gott sei Dank. Dieser ganze Albtraum war auch ohne den Gedanken, dass ich anderen Menschen Schaden zufügte, wie die Engel es taten, schon grässlich genug.
Mittlerweile saß der Showmaster im Fernsehen vor einer Pappkulisse von New York hinter seinem Schreibtisch und interviewte eine Schauspielerin in einem engen roten Kleid. Es fühlte sich total irreal an: Hier, in unserer Welt, gab es Engel, die Menschen verletzten, und trotzdem machte jeder so weiter, als sei gar nichts geschehen. Mir ging auf, dass sich Alex wohl die ganze Zeit so fühlen musste.
»Kann ich dich mal was fragen?«, erkundigte er sich unvermittelt.
Obwohl mich die Frage stutzig machte, nickte ich.
»Dein, ahm … Engel«, sagte er. Er saß im Schneidersitz auf seinem Bett und fummelte an der Fernbedienung herum. »Ich weiß schon, dass du dir seiner Anwesenheit bis vor ein paar Tagen nicht bewusst warst. Aber kannst du spüren, dass er da ist, jetzt wo sich das geändert hat?«
Ich erstarrte. »Nein«, antwortete ich abweisend.
Alex nickte und tippte sich mit der Fernbedienung auf das Knie. »Ich habe mich nur gefragt … ob du mit ihm in Verbindung treten kannst, wenn du es versuchst.«
Meine Muskeln verspannten sich. Ich blickte stoisch auf den Fernseher. »Keine Ahnung. Und ich werde es ganz bestimmt nicht ausprobieren. Ich wünschte, er würde sich einfach verziehen.«
Nach einem weiteren Werbefilmchen war die Schauspielerin verschwunden und ein Komiker betrat die Bühne. Ich war mir bewusst, dass Alex mich aufmerksam ansah. »Ich weiß nicht, ob es funktioniert, ihn einfach zu ignorieren«, meinte er. »Er war doch da und hat dich beschützt. Irgendwie ist er doch ein Teil von dir.«
»Na und? Ich habe ihn nicht darum gebeten«, sagte ich. Unversehens fing meine Stimme an zu zittern. »Alex, das kann doch nicht dein Ernst sein – eines dieser Dinger hat meine Mutter in den Wahnsinn getrieben; eines hat Beths Leben ruiniert. Ich hasse es, dass ich so etwas in mir habe. Also vergiss es. Ich werde nicht versuchen, damit in Verbindung zu treten, mich damit anzufreunden oder was auch immer. Kommt überhaupt nicht in die Tüte.«
»Okay«, sagte er. »Tut mir leid.«
Ich gab keine Antwort, sondern starrte weiterhin beharrlich auf den Bildschirm. Ich hörte das Publikum über Witze lachen, die ich nicht mal ansatzweise komisch fand.
Alex sah mich mit seinen blaugrauen Augen besorgt an. »Hör mal, ich wollte dich nicht aufregen. Das muss alles …« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie du dich fühlen musst.«
Allein dass er darüber nachgedacht hatte, tat mir schon gut, dass er mitbekam, wie schwer es war. Ich seufzte. »Der Punkt ist … ich fühle mich so menschlich. Ich weiß ja, dass das nicht stimmt, ich weiß es. Aber innendrin fühle ich mich ganz normal. Na ja, vielleicht bin ich ja ein bisschen schräg, aber eigentlich fühle ich mich trotzdem total normal.«
Alex lächelte ein wenig. »Du bist nicht schräg.«
»Oh bitte.« Ich rollte mich auf die Seite, um ihn anzusehen. »Als du den … Engel über mir gesehen hast …« Ich ließ den Satz in der Luft hängen, weil ich nicht wirklich wusste, was ich eigentlich fragen wollte.
»Was?«, hakte er nach. Sein dunkles Haar war mittlerweile fast trocken. Es sah weich und wuschelig aus.
Hastig schüttelte ich den Kopf. »Ach nichts.«
Er zögerte. »Möchtest du lieber über was anderes reden?«
»Worüber?«
»Ich weiß nicht« Er deutete auf den Fernseher. »Wir könnten über diesen Komiker reden. Er soll demnächst seine eigene Sitcom bekommen.«
Ich schnaubte, rollte mich wieder herum und stopfte mir die Kissen in den Rücken. »Ja, falls dann noch jemand da ist, um sie sich anzugucken. Alex, macht es dich nicht wahnsinnig, dass du das alles weißt und der Rest der Welt nicht?«
Er zuckte mit den Schultern, als er sich wieder in seine Kissen sinken ließ und einen Arm hinter den Kopf legte. Nachdenklich sah er zum Fernseher hinauf. »Klar, aber weißt du – so ist es nun mal. Wenn ich zu viel darüber nachgrüble, würde ich durchdrehen. Also lass ich es lieber.«
Der Ratschlag erschien mir ganz brauchbar. Ich schaute wieder auf den Bildschirm und spürte, wie meine innere Anspannung ein klein wenig nachließ. »Und hast du eine Ahnung, worum es in seiner Sitcom gehen soll?«, fragte ich dann.
Wir sahen uns den Rest der Show an und wechselten
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