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Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Titel: Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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konnte man – in diesem Fall ohne Zweifel hundertprozentig zutreffend – als bewusste Beleidigung auffassen.
    »Offenbar versucht man uns etwas mitzuteilen, indem man schweigt«, sagte er, und er klang fast genauso scharf wie Elizabeth Winton. »Überlegen wir einmal – was könnte das wohl sein … Dass wir zu unwichtig sind, als dass die Liga uns ernst nehmen müsste? Dass wir uns bloß keine Hoffnungen machen sollten, dass sie jemals bereit sein könnte, Byngs Schuld einzugestehen? Dass es in der Hölle schneit, ehe die Liga einen Fehler zugibt?«
    »Wie wäre es mit allem zusammen?«, erwiderte Langtry.
    »Nun, das ist dumm von ihnen, aber wir können nicht gerade behaupten, es käme unerwartet«, sagte Elizabeth.
    »Nein«, seufzte Grantville.
    »Dann ist es wahrscheinlich Zeit, dass wir ihnen ein wenig Dampf machen«, sagte Elizabeth ein klein wenig erbittert. Als er sie anblickte, zuckte sie mit den Achseln. »Verstehen Sie mich nicht falsch, Willie. Aus mir spricht nicht nur das berüchtigte Winton-Temperament, und ich bin nicht versessen darauf, der Liga weitere Noten zu schicken, ehe wir wieder von Mike gehört haben. Am wenigsten von allem würde es uns nützen, wie ein besorgtes kleines Kind zu klingen, das einen Erwachsenen um eine Reaktion anbettelt! Außerdem habe ich den starken Verdacht, dass wir, sobald wir wieder von Mike hören, jede denkbare Rechtfertigung besitzen, eine noch schärfere Note folgen zu lassen. Allerdings könnte es an der Zeit sein darüber nachzudenken, ob wir mit der ganzen Chose an die Öffentlichkeit gehen wollen.«
    »Ich glaube, Ihre Majestät liegt da richtig, Willie«, stimmte Langtry leise zu. Grantville sah den Außenminister an, und Langtry schnaubte. »Ich bin auch nicht besonders scharf darauf, die öffentliche Meinung aufzuheizen, Willie, aber sehen wir den Tatsachen ins Auge. Wie du gerade selbst sagtest, sind vier Tage zu lang für die einfache Erklärung, die Post habe länger gebraucht. Wir haben es mit einer kalkulierten Beleidigung zu tun, ganz egal, aus welchen Gründen man sich dafür entschieden hat, und du weißt selber, welch große Rolle die Wahrnehmung in der Diplomatie spielt.« Er schüttelte den Kopf. »Wir können so etwas nicht ohne Erwiderung hinnehmen. Das würde der Liga den Eindruck vermitteln, sie hätte recht damit, uns ignorieren zu können, bis sie Zeit hat, uns so einzuschüchtern, dass wir ihre Lösung des Problems akzeptieren.«
    »Ganz meine Meinung«, sagte Grantville nach kurzem Schweigen. »Gleichzeitig mache ich mir noch immer Sorgen, wie die solarischen Medien sich verhalten werden, wenn sie von der Angelegenheit erfahren. Besonders, wenn sie hören, dass es sich um ›unbestätigte Anschuldigungen‹ eines Haufens Neobarbaren handelt, die sie ohnehin schon verabscheuen.«
    »Am Ende wird es sowieso so kommen, Willie«, sagte Elizabeth.
    »Ja, Eure Majestät, das ist mir klar.«
    Grantville trank von seinem Kaffee, stellte die Tasse wieder auf den Untersetzer und rieb sich nachdenklich die Augenbraue. Die Königin hatte völlig recht. Die ersten manticoranischen Reporter waren vom Außenministerium und der Admiralität informiert worden, nachdem sie und ihre Verleger die von der Regierung erbetene Vertraulichkeit zugesichert hatten. Rechtlich hätte Grantville auf das Kriegsnotstandsgesetz zurückgreifen und offiziell anordnen können, die Angelegenheit bis auf Widerruf für sich zu behalten, doch in den letzten sechzig T-Jahren hatte kein Premierminister diese Klausel angewendet. Es war nicht nötig gewesen, weil die Medien des Sternenkönigreichs wussten, dass es in all diesen T-Jahren gängige Praxis war, im Austausch gegen eine vertretbare Selbstbeschränkung so offen wie möglich zur Presse zu sein. Er hatte nicht die Absicht, dieses althergebrachte Einvernehmen ohne einen sehr triftigen Grund aufs Spiel zu setzen.
    Und bislang hatten diejenigen Medien im Sternenkönigreich, die diese stillschweigende Vereinbarung kannten, ihren Teil der Abmachung immer eingehalten. Mittlerweile müssten die ersten Korrespondenten an Bord eines Kurierbootes der Admiralität das Spindle-System erreicht haben. In zwei Wochen gelangten die Berichte dieser Korrespondenten durch den Wurmlochknoten zu den Redakteuren, und es wäre sinnlos und falsch zu erwarten, dass dann noch immer nicht veröffentlicht werden sollte. Daher …
    »Sie haben beide recht«, stellte er fest. »Ich würde es allerdings noch gern ein wenig zurückhalten. Dafür habe

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