Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten
ich zwei Gründe. Zum einen könnte tatsächlich eine Antwort unterwegs sein, die uns noch nicht erreicht hat. Der andere Grund ist jedoch, offen gesagt, dass ich die Liga härter treffen möchte, wenn wir die Story freigeben.«
»Wirklich?« Elizabeth wölbte eine Augenbraue, und Ariel auf seinem Platz hinter ihrem Sessel hob den Kopf. »Ich hätte nichts dagegen«, gab die Queen schließlich zu, »aber ich sehe nicht, wie wir das machen sollen.«
»Ich dachte an die Stelle im Paulus-Evangelium, aber statt meinen Feinden Gutes zu tun, um glühende Kohlen auf ihr Haupt zu häufen, möchte ich lieber offensichtliche Zurückhaltung üben«, sagte Grantville mit einem bösen Lächeln. »Ich schlage vor, wir warten noch vier Tage. Damit hätten wir den Sollys genau doppelt so viel Zeit gegeben, wie sie eigentlich brauchen, um den Erhalt unserer Note zu bestätigen, und das stellen wir in unserer offiziellen Medienmitteilung auch heraus. Wir erklären, dass wir die offizielle Verlautbarung hinausgezögert hätten, um die Angehörigen von Commodore Chatterjees Leuten zu verständigen und der Regierung der Solaren Liga genügend Zeit einzuräumen, angemessen auf unsere Note zu reagieren. Nachdem sie nun doppelt so lang wie nötig hatten, sehen wir nicht, was noch damit bezweckt werden soll, die Ereignisse weiterhin vor der Öffentlichkeit zu verbergen.«
»Und so lange zu warten zeigt, dass wir von Anfang an eine bestimmte Verzögerungsfrist gesetzt hatten«, dachte Langtry laut nach. »Dass wir uns nicht etwa an die Medien wenden, weil es uns nervös macht, dass die Sollys nicht antworten.«
»Genau.« Grantville nickte, noch immer lächelnd. »Ganz zu schweigen davon, dass wir als die eigentlichen Erwachsenen in diesem kleinen Schauspiel dem schmollenden verzogenen Kind noch Extrazeit geben, ehe wir ein Machtwort sprechen. Denn ganz wie wirkliche Erwachsene erlauben wir es dem verwöhnten Balg nicht, ewig mit geschürzten Lippen in der Ecke zu hocken und sich selbst zu bemitleiden.«
»Das gefällt mir«, stimmte Elizabeth zu, nachdem sie kurz nachgedacht hatte, und ihr Lächeln war noch böser als das Grantvilles.
Einen Augenblick lang saß sie reglos da, dann trank sie noch einen Zug aus dem Humpen und neigte den Sessel nach hinten.
»Also gut. Nachdem das geklärt ist, müssen wir uns mit Cathy Montaignes Vorschlag befassen, die Sicherheit von Torch aufzupolstern. Um ehrlich zu sein, halte ich viel von dieser Idee, und das nicht nur, weil Barregos und Rozsak solche Verluste erlitten haben. Wir könnten dort einiges an guter PR gewinnen, ganz zu schweigen von der Möglichkeit, eine engere Beziehung zur Navy des Maya-Sektors aufzubauen, und soweit es Erewhon angeht, kann es auch nicht schaden. Daher …«
»Ich kann nicht behaupten, dass Ihr Bericht sich sehr spaßig liest, Michelle«, sagte Augustus Khumalo ernst. »Andererseits billige ich sämtliche Ihrer Maßnahmen.«
»Das freut mich zu hören, Sir«, antwortete Michelle Henke. Khumalo und sie saßen einander auf bequemen Sesseln in seinem Arbeitszimmer an Bord der Hercules gegenüber und hielten große Cognacschwenker mit ausgezeichnetem Brandy in der Hand. Im Augenblick war Michelle weitaus dankbarer als gewöhnlich für die Art, mit der die tröstende Wärme des Weinbrands ihr wie dickflüssiges, honigsüßes Feuer den Hals hinunterlief.
Und verdient habe ich das verdammt noch mal auch, dachte sie und nahm noch einen Schluck. Vielleicht nicht für das, was bei New Tuscany geschehen ist, aber auf jeden Fall dafür, dass ich Baronin Medusas handzahme Reporter ertragen muss!
Eigentlich, das war ihr klar, hatten die fraglichen Journalisten – Marguerite Attunga vom Manticoran News Service Incorporated, Efron Imbar von Star Kingdom News und Consuela Redondo von der Sphinx News Association – bemerkenswerte Zurückhaltung geübt. Keiner von ihnen war so taktlos gewesen, es auszusprechen, aber ganz offensichtlich waren sie im Heimatsystem sorgfältig in die Situation eingewiesen worden, ehe man ihnen gab, was eine der größten Meldungen in der Geschichte des Sternenkönigreichs zu werden versprach.
Besonders, nachdem sich im New-Tuscany-System gerade alles ganz übel zum Negativen entwickelte.
Leider waren die Leute nach wie vor Reporter und hatten ihre Arbeit zu tun, ganz gleich, wie kooperativ sie sich verhielten. Michelle verabscheute es einfach, vor ihren Kameras zu sitzen und zu wissen, dass das gesamte Sternenkönigreich sehen und hören
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