Weber David - Schwerter des Zorns - 2
zu, und stieg dann trotz der Größe des
Tieres elegant ab. Er blieb einen Augenblick stehen, legte seinem
vierbeinigen Gefährten liebevoll die Hand auf die Schulter der Vor
hand und trat dann vor Bahzell. Er war mehr als einen Fuß kleiner
als der Hradani und legte den Kopf in den Nacken, um zu dem Pfer
dedieb hinaufzusehen.
»Wohlan denn, Bahzell Bahnakson«, sagte er, während das Lachen
immer noch in seiner Stimme mitschwang. »Wenn Ihr nicht wisst,
wie man kapituliert, kann ich es Euch vielleicht zeigen!« Seine Ge
fährten sahen ihn an, als wäre er übergeschnappt. Doch er grinste
nur, zog seinen Säbel, schwang ihn durch die Luft, fing ihn ge
schickt an der Spitze auf und legte den Griff sanft auf Bahzells lin
ken Unterarm. »Milord Paladin, ich übergebe Euch mein Schwert,
das niemals etwas Unehrenhaftes kannte – und mit ihm mich als Eu
ren Gefangenen.«
Jetzt starrte ihn Bahzell ungläubig an, und dann hörte er, wie Telli
an ebenfalls lauthals lachte.
»Natürlich!« rief der Baron. »Ich brauche nur eine formale Erklä
rung! Es spielt keine Rolle, wer sich wem ergibt!« Er zog seinen Sä
bel, beugte sich aus dem Sattel und reichte ihn dem überrraschten
Pferdedieb mit einer Verbeugung. »Milord Paladin, ich ergebe mich
und mit mir meine Männer Eurem Pardon!«
»Holla!« Bahzell blickte zwischen Hathan und Tellian hin und her
und wirkte so fassungslos, wie er es nicht einmal angesichts einer
tödlichen Schlacht gewesen wäre. »Holla, heda, Hallo!« wiederholte
er, und Wencit stimmte in das Lachen mit ein.
»Ich sehe dein Problem nicht, Bahzell«, erklärte ihm der Zauberer
amüsiert. »Wie Tellian sagte, es ist nur wichtig, dass sich irgendje
mand ergibt, nicht wer . Und stell dir nur vor, welch ein ruhmreicher
Triumph das für den Orden sein wird! Knapp achtzig deiner Män
ner nehmen viertausend kampferprobte Sothôii gefangen!«
»Wartet gefälligst eine Phrobusverdammte Sekunde!« fuhr ihn
Bahzell an. »Ich werde nicht den Orden … Ich meine, es gehört sich
nicht … Fiendark soll dich holen, Brandark, hör auf zu lachen, sonst
breche ich dir dein verdammtes Genick!«
Niemand schien jedoch auf ihn zu achten. Schließlich hellte sich
seine Miene auf und er lachte selbst. Hilflos schüttelte er den Kopf
und hob schließlich beide Hände zu Tellian empor.
»Behaltet Eure Schwerter, Ihr beiden! Wenn Ihr so wild darauf
seid,
Euch
zu
ergeben,
kann
ich
Euch
wenigstens
Pardon
gewähren!«
»Danke, Milord«, sagte Tellian, der wieder ernst wurde. »Zu wel
chen Bedingungen genau würdet Ihr uns denn Pardon gewähren?«
»Tja, das sollten wir am besten aushandeln, meint Ihr nicht auch,
Baron? Es wäre mir eine große Ehre, Euch in mein Zelt zu bitten, um
darüber zu plaudern, Milord, wenn ich denn ein Zelt hätte.«
»Zufällig habe ich ein sehr hübsches Zelt, das der vormalige Lord
hüter von Kleinharrow mitgebracht hat«, antwortete Tellian. »Wenn
Ihr und Eure Gefährten einverstanden wäret, mich dorthin zu be
gleiten, könnten wir die Bedingungen der Kapitulation meiner Ar
mee und Eures Pardons zu unser aller Zufriedenheit ausarbeiten.«
EPILOG
»Bist du wirklich sicher, Bahzell?« fragte Vaijon ruhig.
Die beiden standen vor dem Zelt, in dem Bahzell und Tellian die
Einzelheiten des »Pardons« ausgehandelt hatten, während die Ar
mee, die einst auf Herrn Mathians Befehl gehört hatte, das Lager um
sie herum abbrach. Die Männer waren in einer merkwürdigen Stim
mung, vor allem die, die einen Hradani wie Bahzell noch nie zuvor
gesehen hatten. Die meisten waren wohl schlichtweg schockiert ge
wesen, bestürzt wie Männer, die nicht fassen konnten, dass ihre
Welt gerade auf den Kopf gestellt wurde. Nur sehr wenige hatten
die Wahrheit erfahren, die Wencit über die frühen Sagen und Legen
den der Geschichte der Kriege zwischen Hradani und Sothôii ent
hüllt hatte. Was sie wussten, war dies, dass ihr Lehnsherr gerade ka
pituliert hatte, und das, obwohl sie fünfzig zu eins in der Überzahl
waren. Und sie wussten auch, dass sie sich wieder die Rinne hinauf
nach Hause mühen mussten, offenbar nach einer vernichtenden
Niederlage gegen eben diesen Feind, der ihnen kaum mehr als sieb
zig Schwerter entgegenhalten konnte.
Aber sie waren mehr als nur schockiert. In vielen Blicken, die Bah
zell streiften oder über Hurthang und Brandark glitten, während
diese ruhig mit Wencit und Kaeritha sprachen, flackerte purer Hass
auf. Zu viele Jahrhunderte gegenseitigen Abschlachtens trennten ihr
und Bahzells Volk, als dass
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