Weber David - Schwerter des Zorns - 3
voneinander trennte, wie er es nur vermochte. Was auch nur gerecht war,
da der Besucher schließlich genau dasselbe tat.
Aber so unterhaltend und manchmal auch Gewinn bringend all
diese Heimlichtuerei und Versteckspiele sein mochten, sie beschworen gelegentlich auch Momente der Unsicherheit herauf. Welche
Teufelei zum Beispiel heckte der Baron gegen Bahzell und Kaeritha
aus? Oder argwöhnte er vielleicht, welche Fallen der Besucher und
seine… Partner selbst für die beiden ersonnen hatten? Wichtiger
noch, konnten die Pläne des Barons die seines Besuchers vereiteln?
Er spielte einen Augenblick lang mit der unerhörten Möglichkeit,
den Baron einfach zu fragen, was er im Schilde führte, fürchtete jedoch, dass der Schock über eine derartige Offenheit die Gesundheit
seines Gastgebers ernstlich gefährden könnte. Außerdem, wenn er
diese Frage stellte, könnte ihn der Baron möglicherweise dasselbe
fragen, und das würde zu höchst verwickelten Komplikationen führen. Der Besucher war davon überzeugt, dass der Baron so ehrgeizig
und rücksichtslos war, wie er es nur hoffen konnte. Dennoch gab es
vermutlich Grenzen, die er und seine Verbündeten nicht überschreiten würden. Angesichts der Anstrengungen, die der Adlige unternahm, über die Fähigkeiten seines Besuchers im Ungewissen zu
bleiben, würde er sich vermutlich sofort sperren, sobald er herausfand, dass er wissentlich mit Schwarzer Magie und Dunklen Göttern
zusammenarbeitete. Es bestand sogar die – wenn auch unwahrscheinliche – Möglichkeit, dass sich der Baron entschied, das Wohlergehen des Königreiches über seine eigene Machtgier zu stellen, sobald er die wahren Absichten und Pläne seines Gastes erfuhr.
»Da Ihr offenbar bereits Arrangements getroffen habt, die beiden
zu beschäftigen, darf ich wohl annehmen, dass Euch gewahr ist, wie
knapp Prinz Yurokhas davor steht, den König davon zu überzeugen, Prinz Bahzell in die Stellung eines offiziellen Botschafters zu erheben?«
»Ich weiß, dass der Prinz den König gern dazu überreden würde«,
antwortete der Baron zurückhaltend. »Nach meinen eigenen Quellen jedoch widersetzt sich der König diesem Ansinnen. Und ich darf
hinzufügen, dass sich dies auch mit meinen eigenen Beobachtungen
als Angehöriger des Kronrates deckt.«
»Der König widersetzt sich, bis jetzt«, stimmte sein Besucher ihm
zu. »Aber das heißt nicht, dass er Bahzell diesen Status nicht gern
gewähren würde, Milord. Ihr wisst sicher besser als ich, dass es
Markhos sehr geschickt versteht, seinen eigenen Rat zurückzuhalten
und jede öffentliche Einflussnahme zu vermeiden, bis er sich entschlossen hat zu antworten.«
»Das stimmt sicherlich«, pflichtete ihm der Baron säuerlich bei.
»Das hat er von seinem Vater gelernt. Glücklicherweise jedoch und
bei allem gebotenen Respekt vor der Krone, er ist nicht so geistreich
wie sein jüngerer Bruder.« Der Baron schnaubte verächtlich. »Yurokhas mag zwar eine Made im Hirn haben, was die Religion betrifft, weil er diesen Bahzell tatsächlich als einen echten Paladin des
Tomanâk anerkennt, abgesehen davon aber ist er sehr gefährlich.
Wir können von Glück reden, dass er mit der Gründung vom Orden
des Tomanâk in Sôthôfalas bisher alle Hände voll zu tun gehabt hat.
Wäre dem nicht so, hätten sich ihm weit mehr Gelegenheiten geboten, den König zu gefährlich dummen politischen Entscheidungen
zu bewegen.«
»Sagtet Ihr nicht gerade, der Prinz wäre sehr klug?« Der Besucher
wollte mit dieser Bemerkung vor allem gegen den Baron sticheln,
ihm aber nicht widersprechen. Das Funkeln in den Augen des Barons verriet, dass der Edelmann sehr wohl wusste, warum sein Gast
diese Frage gestellt hatte. Aber er beantwortete sie trotzdem.
»Er ist klug, ja. Bedauerlicherweise können sich aber auch die
klügsten Menschen irren, vor allem wenn sich religiöse Überzeugungen in die nüchternen Überlegungen mischen, mit denen man
ein Königreich regieren muss. In dem Fall kann der Gläubige umso
mehr Schaden anrichten, je klüger er ist, bevor ihm jemand Einhalt
gebietet. Aus diesem Grund ist Yurokhas auch so gefährlich. Er ist
bedauerlicherweise nicht nur klüger als der König, sondern dem König selbst ist das auch klar – was die Sache noch brisanter macht.
Markhos stimmt zwar nicht immer mit Yurokhas überein und er
lehnt auch durchaus den Rat seines jüngeren Bruders ab. Aber das
tut er nicht offen. Es hindert ihn zudem auch nicht daran, Yurokhas
rückhaltlos zu vertrauen und den
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