Wechsel-Wind
Verwendung für meine Kenntnisse, aber nun bin ich schön und freundlich und weiß ihren Wert zu schätzen. Aber man darf dabei nichts überstürzen. Also beginnen wir lieber unser Abenteuer.« Sie reichte ihm die Hand und führte ihn auf dem Pfad von der Zeitpflanze fort.
Dann fiel ihr etwas anderes ein. »Du hast doch gesagt, du könntest mein Talent umkehren! Wie wäre es denn damit?«
Damit konnte er sich einverstanden erklären. Im Laufe eines kurzen Ja-Nein-Dialogs machte er ihr begreiflich, daß sie Wasser nicht nur vergiften, sondern auch reinigen konnte.
Tatsächlich hätte sie ihr Talent schon immer so benutzen können, wenn sie nur begriffen hätte, daß ihr Gift nur vorübergehend wirkte und alles Schlechte tötete, was im Wasser lebte.
Nimby wurde allmählich ein wenig optimistischer. Chlorine war sicherlich eine schlechte Wahl gewesen, aber sie wurde immer interessanter. Vielleicht war es doch möglich, ihre versteckte Träne zu finden. Er wußte natürlich, wo sie war, aber das konnte er ihr nicht sagen, solange sie nicht die richtige Abfolge von Ja-Nein-Fragen stellte. Jedenfalls tat sie im Moment genau das, was er von ihr wollte: Sie baute eine Beziehung auf.
Zwischenzeitlich informierte ihn sein weit ausgebreitetes Bewußtsein, daß das Unheil, dessen Eintreten er seit der Störung der Grenzfläche fürchtete, in der Tat nahte: Ein beachtlicher Sturm fegte aus Mundanien in Richtung Xanth heran. Zwar vermochte Nimby nicht in die Zukunft zu sehen, aber durch seine gewaltige Erfahrung wußte er bereits, was das bedeuten konnte: Wenn dieser Sturm weitertobte und signifikante Mengen Zauberstaubs aufwirbelte, dann würde es Probleme geben, wie man sie seit Jahrtausenden nicht mehr gekannt hatte. Und er konnte nichts tun, um der Katastrophe Einhalt zu gebieten.
Immerhin begriff er nun, wie gründlich die anderen Dämonen ihn an der Nase herumgeführt hatten. Sie hatten gewußt, daß die Schnittstelle ins Wanken geriet, sobald er die Gestalt wechselte und Xanth als Charakter betrat, und auch, daß sich ein Sturm in diese Richtung bewegte. Zeitlich war alles genau abgestimmt gewesen – man hatte ihn getäuscht, damit er in seiner Handlungsfreiheit stark beschnitten sein würde, wenn es zum Schlimmsten kam. Und er, so erpicht darauf, die Chance zu nutzen und einen erheblichen Statusgewinn zu erzielen, hatte sich unvorsichtig in die Falle locken lassen.
2
Happy Bottom
Begeistert starrte Karen aus dem Fenster des Wohnmobils und erhaschte immer wieder Blicke auf das aufgewühlte Meer. »Ist Happy Bottom schon hier?« fragte sie. Sie war sieben und interessierte sich für alles, was nichts mit Hausarbeit und Schule zu tun hatte.
»Du blöde Kuh, das ist Gladys«, entgegnete David, ihr großer zwölfjähriger Halbbruder, der glaubte, alles zu wissen, was sie nicht wußte. »Der Hurrikan Gladys.«
Doch diese Zurechtweisung rief, wie so oft, nur ihren anderen Halbbruder auf dem Plan, Sean, der siebzehn Jahre alt war und rangmäßig daher so hoch über David stand wie dieser über Karen. »Die Windsbraut Happy Bottom«, sagte er lachend. »Das gefällt mir. Aber nein, noch ist sie nicht da. Das ist nur ihr Rocksaum. Viel Spaß damit.«
Karen kicherte. Vorn im Auto tauschten Mom und Dad einen ihrer vielsagenden Blicke aus. Das lag vermutlich an der Sache mit dem Rock und dem Bottom – dem Hosenboden.
Die Erwachsenen wußten genau, was lustig war und wie man es umging.
»Der Tropensturm Gladys«, verbesserte Mom. »Noch ist er kein Hurrikan. Dann könnten wir nicht riskieren, einfach hindurchzufahren.«
Nun war es an den Kindern, einen vielsagenden Blick auszutauschen. Erwachsene und Spaß paßten einfach nicht zusammen.
»Te Es Ha Be«, bemerkte Sean unschuldig. Dann, nach einer kurzen Pause, die gerade lang genug war, damit man sich fragen konnte, für welche schmutzigen Ideen diese Buchstaben standen, erläuterte er sie mit: »Tropensturm Happy Bottom.«
»Te Es«, wiederholte David mit einem wissenden Grinsen. Karen bemühte sich, keine Miene zu verziehen, denn ausgerechnet sie durfte nun wirklich nicht wissen, wofür TS wirklich stand, obwohl sie es natürlich wußte: Taffe Sachen. Genauso wie sie wußte, daß FZ in Wirklichkeit für Finger Zeigen stand. Aber was bedeutete HB im Lexikon der unanständigen Abkürzungen? Vielleicht Harter Bengel? Ganz sicher könnte sie die Jungen damit zum Kichern bringen, wenn sie es sagte, obwohl sie nicht genau wußte, warum eigentlich.
Sie lebten in einer
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