Wechselspiel der Liebe
Clive Carter — ihr bot. Nun mußte er sehr vorsichtig zu Werke gehen. Er setzte sich wieder, seine Finger trommelten auf die Tischplatte. Sicher hatte sie diesem McKenzie nicht die Wahrheit gestanden und ihn nur veranlaßt, ihr zur Flucht zu verhelfen.
Aber Clive würde sie finden. Selbst wenn er sich nach Florida oder in die Hölle wagen mußte.
5
Am nächsten Morgen erwachte Jarrett erst, als es beharrlich an der Tür klopfte. Ärgerlich stand er auf und schlang das Laken um seinen nackten Körper. Dann erinnerte er sich an seine ebenfalls nackte Frau, die im Bett lag, deckte sie wieder zu und schlüpfte in seine Hose.
Das Klopfen verstummte nicht. Erbost riß er die Tür auf und starrte ins grinsende Gesicht seines Freundes Robert, der keinerlei Reuegefühle zeigte. »Tut mir leid, daß ich dich stören muß, Captain, aber die Besatzung wartet auf deine Befehle.« Neugierig versuchte er über Jarretts Schulter zu spähen. »Wie geht's deiner jungen Gemahlin?«
»Sie schläft. Wenn sie aufwacht, kannst du sie ja selber fragen. Und falls sie sich unglücklich fühlt — vergiß nicht, daß du schuld dran bist.«
Entrüstet hob Robert die Brauen. »Ich?«
»Diese Heirat war deine Idee.«
»Ja, das stimmt, aber was kann ich dafür, wenn du dich wie ein Grobian aufführst?«
»Ich führe mich wie ein Grobian auf?« fragte Jarrett irritiert.
»Nun, die Ärmste schläft wie eine Tote, also hat sie sicher einiges durchgemacht.«
Jarrett biß die Zähne zusammen, und Robert trat vorsichtshalber einen Schritt zurück. »Captain, du wirst an Deck gebraucht«, erklärte er lachend. »Und da ich das Gesicht behalten will, mit dem ich geboren wurde, sage ich jetzt nichts mehr und mache mich lieber aus dem Staub.«
Schneidig salutiere er, wandte sich ab, und Jarrett schloß die Tür. Tara schlief immer noch, und er betrachtete sie nachdenklich. Seltsam — gestern um diese Zeit hatte er sie noch gar nicht gekannt. Und nun war er mit ihr verheiratet. Was immer sie ihm auch verheimlichte, in der
Hochzeitsnacht hatte sie ihre Pflicht erfüllt. Sogar noch mehr als das. Sicher, er hatte sie besitzen wollen, aber nicht erwartet ...
Was?
Ihre dichten, langen Wimpern lagen auf den Wangen, ihr Haar erinnerte ihn immer noch an gesponnenes Gold. Wie Elfenbein schimmerte ihre Haut. Ihr wohlgeformter Körper mußte jeden Mann bezaubern. Das alles hatte er schon vorher gewußt — und dann war ihm eine sonderbare Überraschung bereitet worden.
Er liebte es, sein schönes Schiff zu segeln, doch er konnte es verlassen, ohne es zu vermissen. Auch sein Pferd mochte er, empfand aber keinen Abschiedsschmerz, wenn er sich von ihm trennte. Nachdem Lisa gestorben war, hatte er vielleicht geglaubt, eine zweite Ehefrau würde ihm ebenso viel bedeuten wie die Magda oder sein Hengst — etwas, das man benutzte, hegte und pflegte, ohne sich Gedanken drum zu machen. Und doch ...
Unsinn, dachte er und lehnte sich an die Kabinentür. Eine Ehefrau ist kein Schiff oder Pferd ... Trotzdem hatte er erwartet, sie auf ähnliche Weise zu behandeln, sich mit ihr zu vergnügen und dann ohne Bedauern davonzugehen. Doch nach dieser Nacht fühlte er sich gefangen wie in goldenen Ketten. Mit solchen Emotionen hatte er nicht gerechnet.
Jetzt war er nicht mehr bereit, sich auf Taras Spiel einzulassen. Er wollte mehr von ihr, viel mehr, als sie ihm geschenkt hatte, und die ganze Wahrheit erfahren. Und sein Versprechen, keine Fragen mehr zu stellen?
Langsam ging er zum Bett, sehnte sich nach ihrem weichen, warmen Körper, nach einer Intimität, die ihm das Recht geben würde, das Geheimnis zu ergründen . . . Aber er mußte sein Wort halten. Außerdem war auch er entschlossen, nichts von seiner Vergangenheit zu verraten.
Und so riß er seinen Blick von dem seidigen Haar los, das Taras Brüste bedeckte. Fluchend kleidete er sich an und eilte an Deck, wo er Robert am Ruder fand. Zu seiner Verblüffung stand die Sonne hoch am Himmel. Also hatte er bis zum frühen Nachmittag geschlafen. Leo brachte ihm eine Tasse heißen Kaffee. »Leider wußten wir nicht, welchen Kurs wir nehmen sollten, Captain.«
»Der Wind war schwach«, berichtete Robert. »Nun folgen wir der Küste von Pensacola. Möchtest du hier ankern?«
Jarrett zögerte kurz, dann schüttelte er den Kopf. Seit dem Weihnachtstag hatten sie sich in New Orleans aufgehalten, und nun war bereits der 2. Januar. Also hatte er am Neujahrstag geheiratet. Ob das etwas bedeutete? Jedenfalls begann das neue
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