Wechselspiel der Liebe
Jungbrunnen trinken ...«
»Den gibt's tatsächlich?« fragte sie skeptisch.
Grinsend zuckte er die Achseln. »Vielleicht. Wer weiß? Jedenfalls kann ich Ihnen versprechen, daß Sie so manches zauberhafte Fleckchen Erde finden werden. Und ganz in der Nähe Ihres neuen Heims geschehen erstaunliche, romantische Dinge.«
Tara hob die Brauen. »Sie meinen — ich kann den Krokodilen zusehen, wenn sie sich paaren?«
»Mrs. McKenzie!« rief Robert und brach in Gelächter aus. »Was für eine undelikate Frage!«
»Nun, ich befinde mich ja auch in einer etwas undelikaten Situation.« Verräterische Röte stieg ihr in die Wangen.
Aber Robert erwies sich als vollendeter Gentleman. Er ging nicht auf dieses Thema ein. »Wenn Sie gestatten, werde ich Ihnen ein bißchen was über unser kleines Paradies erzählen. Wie Sie wissen, entdeckte Kolumbus im Jahre 1492 die Neue Welt. Die Spanier beraubten Südamerika zahlloser Schätze. Auch unser guter Freund Ponce wollte sich bereichern, und so suchte er nach Gold und anderen Kostbarkeiten. Sein Weg führte ihn zu den West Indies. Dann hörte er fantastische Geschichten über ein anderes Land, wo es Gold, wundervolle Reichtümer und klares, magisches Wasser gab. Man behauptete, wer davon trinke, würde ewig leben. Nun, er fand weder Gold noch das Zauberwasser — aber Florida. Nach seinem Tod wollten andere unternehmungslustige Spanier ihr Glück in diesem Land machen. Und jetzt beginnt meine Geschichte. Hernando Cortés brachte die Schätze mexikanischer Azteken in seinen Besitz und wurde ein reicher Mann. Darum beneidete ihn Velasquez, der kubanische Gouverneur. Er beauftragte einen gewissen Pánfilo de Narváez, Florida zu erforschen und ähnliche Reichtümer aufzustöbern. Und so landete Pánfilo in der Nähe der Tampa Bay, wohin wir jetzt segeln. Dann schickte er seine Schiffe die Küste entlang, nach Norden, wo sie warten sollten, während er das Land erkundete. Zunächst traf er freundliche Eingeborene, aber die Indianer wandten sich bald gegen ihn. Er fand keine Schätze, und als er die Küste erreichte, waren seine Schiffe verschwunden. Verzweifelt begann er mit seinen Begleitern, Boote aus Helmen, Schilden und Holz zu bauen. Und dann fuhren sie in ihren armseligen kleinen Kähnen aufs Meer hinaus.«
»Eine wunderbare Geschichte, Robert!« meinte Tara lächelnd. »Jetzt kann ich meine Ankunft in Horida kaum mehr erwarten.«
»Still! Der beste Teil meiner Erzählung kommt erst jetzt. Fast alle Boote wurden zerstört. Die Insassen ertranken oder wurden von Indianern getötet. Nur vier blieben am Leben und konnten erzählen, was ihnen widerfahren war.«
»Das war der beste Teil?«
»Hören Sie doch zu! Pánfilos Frau schickte ihrem Mann ein Schiff mit Nachschub. Vergeblich hielt die Besatzung nach Pánfilo Ausschau, aber die Indianer bedeuteten den Männern, an Land zu kommen. Zwei junge Burschen ruderten zur Küste und wurden von einem Indianerhäuptling namens Hirrihiqua festgenommen, den Panfilo sehr schlecht behandelt hatte. Einen seiner Gefangenen ließ er sofort foltern und töten.«
»Das muß der beste Teil sein ...«
»Der zweite junge Mann hieß Juan Ortiz«, fuhr Robert fort und warf ihr einen mißbilligenden Blick zu. »Auch er sollte gefoltert werden und sterben. Hirrihiqua befahl seinen Leuten, ihn zu fesseln und über ein Feuer zu hängen.«
»Robert ...«
»Aber davon wollte die Tochter des Häuptlings nichts wissen. Weinend warf sie sich ihrem Vater zu Füßen, flehte ihn an, den weißen Gefangenen zu verschonen, und da schenkte er Juan Ortiz tatsächlich das Leben.« Sichtlich beglückt über den guten Ausgang seiner Geschichte, verstummte Robert.
»Wurden Sie vielleicht von Pocahontas und John Smith inspiriert?«
»O nein!« protestierte er entrüstet. »Das ist eine wahre Geschichte, und sie trug sich lange vor Pocahontas' Geburt zu.«
»Ah, ich verstehe. Verliebte sich Ortiz in die Indianerin? Wurde sie seine Frau?«
»Nein, die Rothäute hielten ihn jahrelang als Sklaven fest. Offenbar war Hirrihiqua ein grausamer Mann. Aber seine gutherzige Tochter bat ihren Verlobten, den jungen Anführer eines anderes Stamms, Ortiz bei sich aufzunehmen, damit der weiße Mann nicht allzu schlecht behandelt wurde. Daraufhin weigerte sich Hirrihiqua, das Mädchen mit dem jungen Krieger zu verheiraten. Aber dieser hatte versprochen, Ortiz zu schützen, und das tat er auch.«
»Und dann?«
»Einige Jahre später wurde Ortiz von Hernando de Soto gerettet.
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