Wechselspiel der Liebe
Jahr auf unerwartete Weise.
Unter anderen Umständen hätte er in Pensacola Station gemacht, um sich über die letzten Neuigkeiten zu informieren. Aber nun drängte es ihn, nach Hause zu fahren. Auf den Plantagen nördlich und südlich des Hillsborough River kam es oft zu Spannungen, und er wollte seinem Heim nicht allzulange fernbleiben. Die Dinge konnten sich so schnell ändern.
Bei seiner Abreise aus Horida war er keineswegs glücklich über die politische Situation gewesen. Schon seit Jahren gab es Ärger.
Als das junge Amerika erneut in Schwierigkeiten mit den Briten geraten und 1812 ein Krieg ausgebrochen war, hatten sich beide Seiten mit Indianern verbündet. Während dieses Krieges, von 1813 bis 1814 fanden auch die Creek-Kämpfe statt. Viele überlebende Indianer zogen nach Süden und wurden Seminolen — die Upper Creeks, deren Land dezimiert worden war, und die Lower Creeks, die zwar auf amerikanischer Seite gekämpft, aber ihr Land trotzdem verloren hatten.
In Horida, damals noch unter spanischer Herrschaft, entstanden neue Unruhen. Das störte die Amerikaner nicht. Sie behaupteten, die Spanier könnten die marodierenden Indianer und britischen Spione nicht kontrollieren. Andrew Jackson hatte bereits gegen die Indianer gekämpft und bei der Schlacht von New Orleans einen spektakulären Sieg über die Engländer errungen. Damals war der Krieg offiziell schon beendet gewesen, doch das hatte keine der beiden Parteien gewußt. Jackson ging nach Süden, um die Probleme in Florida zu lösen und provozierte einen Seminolenkrieg. Nun verbündeten sich die Indianer, die zuvor Gegner gewesen waren, so wie sich jene verfeindeten, die früher Seite an Seite gekämpft hatten. Letzten Endes wurden die Seminolen im Norden unterworfen. Viele zogen sich noch tiefer in ihre Wälder zurück, manche nach Süden, auf die Halbinsel. Dies alles war sehr schnell geschehen. Spanien hatte den Amerikanern Florida endlich übergeben, unter gewissen Bedingungen. Und Jackson wurde zum ersten Militärgouverneur des neuen Gebiets ernannt. Beim Vertrag von Moultrie Creek gestand man den Indianern das Recht auf Grund und Boden zu, das zwanzig Jahre lang gelten würde. Nun sollte diese Garantie noch neun Jahre dauern. Aber die Indianer und die Weißen kamen sich zu oft in die Quere. Beide Seiten trachteten nach dem Land, das sich hervorragend für Viehzucht und Ackerbau eignete. Und die Weißen wollten den Indianern immer neue Territorien wegnehmen. Die Indianer warfen ihnen vor, das Seminolenland auszubeuten, und wurden ihrerseits beschuldigt, den Weißen Vieh und Nahrungsmittel zu stehlen.
Doch es gab auch Handelsbeziehungen zwischen Seminolen und Weißen. Zum Beispiel tauschten die Indianer ihre Pelze gegen Waren wie Alkohol, Kleidung, Waffen und Munition ein.
Jarrett kannte viele Häuptlinge, und manchmal glaubte er, die gesellschaftliche Struktur der Seminolen besser zu verstehen als seine eigene. Es gab Dutzende von Clans, und jeder hatte seinen Anführer, so wie jeder Stamm von einem Häuptling regiert wurde. Aus freien Stücken gehorchte man einer höheren Macht. Wenn ein Häuptling beschloß, Krieg zu führen, wurden alle verwandten Stämme benachrichtigt. Die Krieger, die zum Kampf bereit waren, gaben Stäbe ab. Und die Creeks, die dem Feind während der Schlacht mit solchen Stäben gedroht hatten, hießen >Red Sticks<. Da jeder Häuptling nach eigenem Gutdünken handelte, konnten jederzeit Scharmützel ausbrechen. Und weil so viele Indianer Waffen und Schießpulver erworben hatten, spitzte sich die Situation zu.
Unbehaglich erinnerte sich Jarrett an seine Begegnung mit Osceola. Der Indianeragent, Wiley Thompson, hätte wissen müssen, daß nicht einmal verfeindete Seminolen einander in Ketten legten. Eine schlimmere Erniedrigung gab es nicht. In Seminolenkreisen ahndete man Missetaten alljährlich beim >Tanz des grünen Maises<. Wer ein besonders schweres Verbrechen begangen hatte, wurde mit dem Tod bestraft oder verbannt. Manchen Männern und Frauen schnitt man wegen Ehebruchs Ohren oder Nasen ab. Aber niemand mußte in Ketten schmachten. Thompson,' wütend und enttäuscht über seine Verhandlungen mit Osceola, hatte behauptet, der Seminole sei in sein Büro gekommen, um ihn zu beschimpfen, und deshalb festgenommen worden. Und Thompson glaubte immer noch, er hätte sich richtig verhalten.
Als Jarrett davon erfahren hatte, war er landeinwärts geritten, um Thompson zur Rede zu stellen. Der Mann erklärte, die Maßnahme
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