Weddingplanerin mit Herz (German Edition)
Liane.
»Gib dir einen Ruck, der Blick hinter die Kulissen macht bestimmt Spaß!«
»Mir muss das keinen Spaß machen«, grinst Liane. »Meine Schwester heiratet zum Glück nicht. Und wenn, dann könnte sie ihre Party schön alleine planen!«
»Du sollst ja auch nicht deine Schwester unterstützen, sondern mich.«
»Hat dir schon mal jemand gesagt, wie ähnlich du Meli bist? In puncto Dickkopf und Überredungskunst seid ihr aus einem Guss!«
Ich werte das als Zusage. Wenn jetzt noch Isabelle mitmacht, dann wird’s bestimmt lustig.
Isabelle ist eine ganz eigene Marke.
Sie sagt zum Beispiel nie »Jungen« oder »Boys«, sondernimmer »Männer« und sie ist ein bisschen schrullig. Im Sommer läuft sie am liebsten barfuß, auch in der Schule und manchmal hat sie so eine Art Turban auf dem Kopf oder bunte Perlen in die Haare geflochten. Viel Indien, Yoga und Rhythmus-Bongos. Aber sie ist auch das klügste Mädchen – pardon – die klügste Frau, die ich kenne. Nicht was Modetipps betrifft und ich würde mit ihr nicht unbedingt auf ein Konzert gehen. Solche Dinge unternehme ich mit Liane, wir ticken so ziemlich auf einer Wellenlänge. Aber wenn ich absolut nicht durchblicke, warum jemand sauer auf mich ist oder mich ständig anzickt, dann frage ich Isabelle. Sie kann irgendwie in Köpfe hineinschauen oder hat einen Draht ins Universum oder so. Sie selbst ist nie launisch, nie. Keine Ahnung, wie sie das hinbekommt. Gutes Karma nennt sie es. Mir gefällt Isabelles Vorstellung, dass in jedem von uns ein klein wenig Magie wohnt. Gerade so viel, damit wir sie im Notfall nutzen können, um unsere Herzenswünsche zu erfüllen. Oder unseren Traummann zu bezaubern. Ich habe leider noch nicht ganz begriffen, wie ich sie einsetzen kann, sonst wäre ich nicht solo. Isabelle und Liane glauben, es war eben noch kein echter Notfall. Also ich hätte vor einiger Zeit Anton sehr gerne zu meinem Fall gemacht oder wäre gerne sein Fall gewesen – ganz wie man es dreht und wendet. Seufz, bei dem hat jede Magie versagt. Ich bin deswegen nicht total am Boden zerstört, aber wenn er mir über den Weg läuft, dann versetzt es mir jedes Mal einen Stich. Es hätte so schön sein können! Anton siehtgut aus und hat was auf dem Kasten. Ich bin nur nicht die Einzige, der das aufgefallen ist. Die Konkurrenz schläft nicht.
Genug von verpassten Gelegenheiten! Jetzt ist erst einmal die Hochzeit meiner Schwester dran. Ein kurzer Handyanruf und Liane und ich sind bei Isabelle eingeladen.
Isabelle hangelt auf dem Fensterbrett nach drei Zeitschriften. »Fangen wir mit der Schmökerware an. Musiktrends für Liane, Biokost für mich und für Julia …«
Sie reicht mir ein Hochglanzmagazin.
»Nö, oder? Die Traumhochzeit – ist das dein Ernst?«
Isabelle nickt. »Wir müssen uns doch informieren, was auf dem Heiratsmarkt in ist!«
Wir schlürfen heißen Jasmintee und knabbern Ingwerplätzchen. Gewürzt mit Jahreshoroskopen, Promihochzeitsgerüchten und den Bildern von ein paar supersüßen neuen Charm-Anhängern – diese silbernen Engelsflügel muss ich haben – schwelgen wir im wahrsten Sinne des Wortes in romantischem Weiß.
»Hoffentlich hat dein Schwager ein paar süße Freunde oder männliche Verwandte«, meint Liane.
»Werden wir überhaupt eingeladen?«, fragt Isabelle. »Sonst nützen uns die tollsten Männer nichts.«
»Wenn ihr mir helft, kann meine Schwester doch gar nicht anders!«
»Auf die Bahamas – das glaube ich nicht«, sagt Isabelle.
Sie legt den Finger ohne es zu wissen in eine offene Wunde. Madame Sandrines erster Vorschlag kam an und meine Schwester hat enttäuscht die Lippen aufeinandergepresst. Ich fürchte, die Bahamas sprengen etwas den Rahmen, obwohl sie es noch nicht offiziell zugegeben hat. Besser gesagt Papas Rahmen. Oder Joachims? Eigentlich spricht Meli immer davon, viel arbeiten zu müssen, damit sie sich die Hochzeit leisten können. Aber Papa hat versprochen, sie könne finanziell auf ihn zählen. Wer zahlt also die Hochzeit? Und was ist mit Joachims Eltern? Könnte mir egal sein, solange niemand den Einsatz meines Taschengeldes erwartet, aber ich bin neugierig.
»Woher kommt diese merkwürdige Tradition, dass die Brauteltern die Hochzeit zahlen?«, frage ich in die Runde.
»Ich glaube, so eng geht das heute nicht mehr. Bei meiner Cousine haben alle zusammengelegt, soweit ich weiß«, sagt Liane.
»Früher wurde oft tierisch jung geheiratet, da konnte das Paar noch kein eigenes Geld auf dem
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