Weddingplanerin mit Herz (German Edition)
verschwendet – Ärzte, Schwestern, Mit-PJler … Werden sie alle erfahren, was passiert ist? Eigentlich wäre es mir recht. Aber ihm gefällt es sicher nicht, die Distanz zwischen Arbeit und Privatem zu verlieren. Also wird das ein Romeo-und-Julia-Geheimnis? Kann man das fragen? Wenn man nicht mal weiß, ob man ihn jetzt beim Vornamen nennen darf?
»Ich weiß nicht, wovon Sie träumen, aber das machen Sie bei mir nur ein einziges Mal!«
Oh, verdammt. Verlegen sehe ich zu Dr. Thiersch auf, sie schaut schon wieder weg und geht ohne ein weiteres Wort an mich zur Erklärung der Instrumenten-Sterilisation über. Eine Entschuldigung will sie wohl nicht hören. Mann, Lena, das sollte dir doch nicht mehr passieren! Du wolltest alle Sinne konzentriert ausschließlich auf die Arbeit richten – und hier stehst du und beginnst den ersten Tag auf der neuen Station mit einem Oberarztanpfiff wegen Träumerei.
Jenny beugt sich zu mir, grinst und flüstert: »Wenn du wirklich was mit Thalheim hast, kann dir die doch egal sein.« Typisch Jenny. Dass sie denkt, man muss nur einen Oberarzt auf seiner Seite haben, um sich benehmen zu können, wie man will – und dass sie mir immer noch nicht wirklich glaubt.
Endlich ist die Einführung überstanden; Dr. Thiersch hat sich mit knappem Lächeln verabschiedet und mit schnellem Stakkato-Schuhklappern entfernt. Dr. Gode grinst uns an und sagt: »Sie gewöhnen sich an sie, im Grunde ist sie herzensgut.« Dann entlässt er uns bis zur Visite in die Mittagspause.
Auf dem Weg zur Cafeteria ist das Urteil über Dr. Thiersch schnell gefällt. »Knallhart. Sicher Dauersingle«, sagt Jenny und Isa lächelt: »Ich hab trotzdem jetzt schon Angst.« Die Auswertung des neuen Stationsarztes dauert etwas länger. »Mit dem würde ICH knutschen!«, grinst Jenny. Und schwupps habe ich Gelegenheit, auf mein Lieblingsthema zurückzukommen. Denn jetzt steht das schmerzlich herbeigewünschte Wiedersehen unmittelbar bevor. Und ich habe immer noch nicht entschieden, wie ich mich verhalten soll.
»Überlass ihm den ersten Schritt«, rät Isa. »Dann kannst du auf jeden Fall nichts falsch machen.«
»Wenn er dich jetzt vor allen küsst, rasiere ich mir morgen eine Glatze!«, ist Jennys Kommentar. Tja, dann kann ich auf ihre Prachtmähne leider keine Rücksicht nehmen: Ich hoffe nichts mehr, als dass er genau das tut! »Aber gib doch wenigstens zu, Lena, dass es einfach unwahrscheinlich ausgedacht klingt«, sagt Jenny. »Er ist SO ein kalter Fisch!« Ja, ich weiß. Noch fünf Schritte bis zur Cafeteria.
Kann man auch Hornissen im Bauch haben? Bei mir sind das nämlich nicht nur Schmetterlinge! Dieses dunkle Zweifelsbrummen stammt eindeutig von stachelbewehrten Insekten, die um meine rosa Liebeswolke schwirren und jeden Moment von innen in die Bauchdecke stechen können. Noch einen Schritt, jemand hält mir die Tür zur Cafeteria auf. Vielleicht ist er nicht da?
In der Cafeteria ist ein ganz normaler Montagmittag. Eine Schlange am Tresen, Ruben, der blauhaarige Koch, grinst zu uns herüber, Schwester Karla sieht durch uns hindurch. Da sitzt Dr. Ross, sie nickt uns zu, dann dreht sie weiter Spaghetti auf ihre Gabel. Für sie alle hat sich die Welt nicht verändert. Mein Herz flattert, als würde ich es nicht mal bis zum Tresen schaffen. Denn dort ist er.
Dr. Thalheim steht gerade vom Tisch auf, als er mich entdeckt. Ich kann mich nicht rühren. War er letzte Woche schon so groß, so attraktiv, so erwachsen? Er sieht überhaupt nicht aus wie jemand,der eine PJlerin küsst. Doch er kommt auf mich zu. Näher und näher.
»Guten Tag, die Damen«, sagt er. Und dann geht er an uns vorbei aus dem Raum.
Zack, die Hornisse hat zugestochen, die Liebeswolke im Bauch platzt mit erbarmungslosem Zischen, ein fieser Schmerz. Ich fühle mich wie vereist. Was war das?! Was heißt das?! Was ist passiert?! Klar – es wäre zu krass, hier vor allen zu offenbaren, dass sich unsere Beziehung geändert hat. (Aber davon träumen durfte man ja wohl.) Oder hat sich unser Verhältnis gar nicht verändert? Ist das seine Art, zu zeigen, dass er den Vorfall vergessen möchte? Konnte er nicht wenigstens lächeln? Du fängst jetzt hier nicht an zu heulen, Lena!
Ich kann meine Freundinnen gar nicht anschauen, so sehr fürchte ich, Mitleid in ihren Gesichtern zu sehen. Isa berührt mich am Arm, ich drehe mich doch zu ihr um. »Tut mir leid, Lena«, sagt sie leise. Und ich kann deutlich sehen, dass auch sie meine Geschichte jetzt
Weitere Kostenlose Bücher