Weddingplanerin mit Herz (German Edition)
Flyer raus und die neuesten Versionen rein. Dadurch soll ich einen ersten Überblick über die unzähligen Möglichkeiten bekommen.
»Kennst du wirklich jede dieser Hochzeitssuiten?«, frage ich Endres.
»Huch, das wäre schön. Am besten jede Nacht in einer anderen probeschlafen«, kichert er. »Aber für alles, was weiter weg ist, muss es genügen, den Überblick und Kontakte zu haben. Wenn ein Kunde es konkret buchen will, dann sehen wir es uns genauer an. Und im Laufe der Zeit war ich natürlich schon an vielen Orten.«
Das Telefon klingelt, Endres stellt auf laut , damit ich mithören und gleich was lernen kann.
»… wir würden gerne während eines Fallschirmfluges heiraten. Unser Freund, der uns trauen sollte, istleider krank geworden. Können sie uns jemanden vermitteln?«
»Hach, das ist eine ausgefallene Idee! Sehr schön! Soll es eine bestimmte Glaubensrichtung sein?«, will Endres wissen.
Am liebsten würde ich losprusten. Ausgefallen oder nahe am Wahnsinn? Der richtige Glaube, wenn man sich aus einem Flugzeug stürzt? Ich bin gespannt auf die Antwort!
»Wir sind eigentlich nicht gläubig.«
»Umso besser, im Rahmen einer freien Zeremonie finden wir leichter jemanden. Wenn Sie mir Ihr Hochzeitsdatum nennen, melde ich mich bei Ihnen, ob unsere schwindelfreien Trauredner an dem Tag Zeit haben.«
»Wie kannst du ernst bleiben, während du so was verkündest?«, frage ich Endres nach dem Telefonat. »Die haben dich doch verarscht, die machen das nicht wirklich?«
Endres blättert seelenruhig in dem Marmorkarteikasten. »Unsere Standards übernehmen das nicht, aber wir hatten mal einen jungen Verrückten, der mich ständig mit seinen abgefahrenen Sportarten beeindrucken wollte. Ein aufdringlicher Kerl, aber immens taff.«
Ich kann nicht genau deuten, was überwiegt: Abneigung oder Bewunderung. Allerdings habe ich keine Zeit, mir darüber klar zu werden, denn Endres drückt mir die Visitenkarte in die Hand. »Das übernimmst du!«
Mein Mund trocknet augenblicklich aus vor Aufregung. Ich will diesen Prediger nicht anrufen, schon gar nicht, wenn er tatsächlich verrückt ist. Andererseits würde mich brennend interessieren, was der zu so einem Angebot sagt, und irgendwann muss ich mit der Arbeit anfangen, wenn ich nicht ausschließlich Unterlagen einsortieren will.
» Bonjour Eventagentur, könnte ich bitte mit Thomas Unholz spre… ah, gut, ja, ich bin neu in der Agentur und ich soll eine Anfrage an Sie weitergeben …«
Ich rechne mit einigem – schallendem Gelächter, ängstlichen Ausreden – aber nicht damit, dass dieser Typ seelenruhig zusagt. Er ist selbst begeisterter Fallschirmspringer und beim Sprung eine Hochzeit zu begleiten, wünscht er sich schon lange. Na prima, Wunsch für alle Beteiligten erfüllt!
Ich kann es immer noch nicht fassen, als ich mit Endres hinter der Limousine herzuckle, mit der wir soeben unser fliegendes Brautpaar Susa und James in ihrem Hotel abgeholt haben und zum Startplatz begleiten. Die beiden sind ausgebildete Fallschirmspringer und haben sich bei ihrem Sport kennengelernt. Das erklärt die gewagte Aktion. An ein Kleid musste Susa keine Gedanken verschwenden. Wäre in den schwindelnden Höhen ziemlich ungeeignet. Wenigstens trägt sie eine weiße Sprungkombi und James eine schwarze. Auf dem Platz wartet Thomas. Er begrüßt das Paar mit großer Geste. »Bereit für den Sprung in den neuen Lebensabschnitt?«
Was bleibt den beiden anderes übrig, als brav zu nicken. Sie wollten es ja so. Ich luge in das Flugzeug. Das ist ja winzig! Kein Vergleich zu den Maschinen, mit denen ich in den Urlaub fliege. In diese Modellausgabe eines Flugzeugs passen maximal zehn Leute, wenn überhaupt. Keine richtigen Sitze, keine Stewardess wie meine Schwester, die Häppchen und Getränke serviert. Reduziert auf die pure Funktionalität ohne Luxus und Zeitvertreib. Und es ist ohrenbetäubend laut. Was rege ich mich auf? Ich muss zum Glück nicht mitfliegen, sondern mich nur vergewissern, dass alles glattläuft. Wo ist der Videofallschirmspringer, der die Zeremonie filmen soll, damit Susa und James wenigstens einen Film haben, den sie ihren Freunden und Verwandten von ihrer Hochzeit vorführen können? Ah, da ist er. Ich schüttle ihm im Namen von Madame und Bonjour die Hand und hoffe, er weiß ebenso wie Thomas, was er tut, denn ich habe keinen Schimmer.
Dann sehe ich mich nach Susa und James um. Ruhig und routiniert checken sie ihren Haupt- und Reserveschirm und helfen sich
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