Weddingplanerin mit Herz (German Edition)
mindestens ebenso gerne davon. »Genaugenommen waren es gleich drei Anträge. Ich habe es meinem Joachim nicht leicht gemacht. Ohne es zu wissen, habe ich zwei seiner Anläufe ruiniert.«
Das stimmt. Der erste Antrag war kurz vor Weihnachten geplant. Joachim hatte sich für den 6. Dezember ein Nikolauskostüm ausgeliehen. In voller Gewandung wollte er an die Wohnungstür pochen, aus seinem goldenen Buch vorlesen, wie toll und großartig meine Schwester ist, um ihr dann aus dem Geschenksack einen Schokonikolaus herauszufischen, der einen Ring am Gürtel trug …
»Ach nein, wie schööön«, juchzt Endres immerzu in die Erzählung meiner Schwester hinein.
Mir wird ebenfalls wieder ganz rosarot ums Herz, obwohl ich die Story schon kenne, leider weiß ich auch, wie’s weiterging.
Meli hat an diesem Tag spontan beschlossen, aus der kleinen Nikolausfeier zu zweit eine größere Adventseinladung für Freunde zu zaubern und Joachim damit zu überraschen. Als er nun in seiner Montur anklopfte, öffnete ihm statt Meli die schon leicht beschwipste Gabi. Sie kicherte sich halb tot über das scheinbar wiederbelebte Ritual aus Kindertagen und schleppte den völlig verdatterten Joachim ins Wohnzimmer zu den anderen Gästen. Unter großem Gejohle wollten alle ihre Sünden des vergangenen Jahres hören. Joachim hatte zu Recht keine Lust, sich bei seinem Antrag von der versammelten Mannschaft angaffen zu lassen. Er kramte fieberhaft in seinem Gedächtnis, bis ihm genug harmlose Kleinigkeiten einfielen, die er seinen Freunden als strenger Nikolaus vorwerfen konnte.
»Dieser Gabi hätte ich an seiner Stelle zu kontrollierterem Glühweingenuss geraten!«, ruft Endres dazwischen. »Und wie ging es weiter?« Endres reibt sich vor Vergnügen die Hände. Er scheint Weddingplaner mit Leib und Seele zu sein. Madame lächelt zwar auch, macht sich aber nebenbei sehr geschäftig Notizen.
»Beim nächsten Versuch wollte Joachim auf Nummer sicher gehen«, erklärt meine Schwester. »Er wählte meinen Geburtstag Mitte Januar.« Diesmal erzählte erihr vorher, dass er sie an dem Tag zum Essen einladen wollte. Damit es nicht wieder schieflief, hatte er vor, auf die klassische Methode zurückzugreifen: ein perfektes Dinner im Gourmetrestaurant »Über den Wolken« mit Kaviar, Schampus und dem vollen Luxusprogramm. Während sie den Blick über die Stadt bei Nacht schweifen ließen, wollte er ihre Hand nehmen und ihr sagen, dass er ihr nicht nur heute, sondern für den Rest ihres gemeinsamen Lebens die Welt zu Füßen legen wolle …
Schmacht, seufz!
»Wie konnte das nicht klappen?«, fragt Endres interessiert.
Schuldbewusst senkt Meli die Lider. »Ich hab’s verbockt!«
Eine Woche vor meiner Schwester hat ihre Freundin Natalie Geburtstag und deren Freund Thomas kam auf den gleichen genialen Einfall, dieses Datum für seinen Kniefall zu nutzen.
»Verstehe«, sagt Endres, »Joachim wollte nicht die Idee eines anderen kopieren!«
»Wenn es nur das gewesen wäre«, kichere ich. »Viel schlimmer war, dass Meli sich wahnsinnig über Thomas aufgeregt hat. Sie hat ihn als Abstauber beschimpft, als Geizhals und Geburtstagstrittbrettfahrer.«
»Wieso das?«, staunt Endres.
»Weil er sich einfach ein Geschenk gespart hat. Er hat den Antrag und den Ring – im Übrigen ohne große Essenseinladung – als großzügige Gabe zu Natalies Geburtstag betrachtet, als ob es nicht eigentlich sein Glückwäre, dass Natalie ihn überhaupt nimmt!« Meli redet sich richtig in Rage.
»Dieser Thomas ist ein ziemlicher Sparstrumpf und das Doppelnutzungsevent ist eine typische Aktion von ihm«, erläutere ich.
»Ah, und Ihr Joachim nischt?«, hakt Madame Sandrine nach.
»Um Himmels willen, nein, das hätte ich ihm nie unterstellt! Mein Verlobter ist sehr großzügig und ein toller Schenker.«
Dennoch ließ er sich verständlicherweise von so viel geballter Lästerkraft von seinem Plan abbringen. Meli bekam die Essenseinladung, aber ohne weitere Konsequenzen.
»Ich dachte noch, was für ein hübsches Plätzchen das für einen Antrag gewesen wäre«, gesteht Meli. »Aber den bekam ich leider an dem Abend nicht mehr.«
»Du kannst froh sein, dass er überhaupt noch einen Anlauf genommen hat«, finde ich.
Und was für einen! Die beiden haben sich für einen Tauchkurs angemeldet. Sie träumen davon, im nächsten Urlaub die farbenprächtige Unterwasserwelt eines Korallenriffs zu erkunden. Beim letzten Kursabend sollten sie sich auf den Grund des Beckens
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