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Weg da das ist mein Fettnapfchen

Weg da das ist mein Fettnapfchen

Titel: Weg da das ist mein Fettnapfchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Notaro Laurie
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andere nicht sonderlich gern umarmen und ihre liebe Not damit haben, den richtigen Zeitpunkt dafür einzuschätzen, zog ich die arme Frau gewissermaßen an mich und versuchte sie zu trösten, obwohl ich sie gerade erst kennengelernt hatte. Auch wenn ich nicht recht wusste, was ich mit meiner freien Hand anstellen sollte. In letzter Sekunde krümmte ich die Finger und ertappte mich dabei, wie ich mit der Rückseite meines Zeigefingers dreimal rhythmisch und etwas ungelenk über ihren Oberarm strich. Mehr war nicht drin, was man mir doch bitte angesichts der Kürze unserer Bekanntschaft, der Atmosphäre im Lagerraum und der Tatsache, dass ich allmählich Hunger bekam, verzeihen möge.
    Nach ein paar Augenblicken beschloss ich, dass es an der Zeit war, ins Hier und Jetzt zurückzukehren und uns der Frage zuzuwenden, weshalb ich die fünfzig Meilen hergefahren war und meinen Mann – der sich mittlerweile nichts sehnlicher wünschte, als endlich in Erfahrung zu bringen, wie man einen Gartenhäcksler in Gang setzt – hergeschleppt hatte.
    »In Ihrer Mail haben Sie geschrieben, dass Sie dreihundertfünfundsiebzig Dollar dafür haben wollen«, sagte ich mitfühlend, so mitfühlend, dass meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern war, so als würde man ein Baby einlullen. Aber leider kamen die als behutsames Wispern gedachten Worte als ganz gewöhnliches Flüstern heraus, so wie man es im Kino mit seinem Nachbarn macht, während die Werbung läuft, und nicht mit einer weinenden, vom Schicksal gebeutelten Frau, die ihren schluchzenden Sohn an sich drückt.
    Tina wischte sich die Tränen ab und hob den Kopf. »Der Mann, der morgen kommen wollte, hat fünfhundert Dollar geboten«, informierte sie mich.
    »Fünfhundert Dollar?«, wiederholte ich leicht überrascht. »Okay. Fünfhundert. Dann machen wir eben fünfhundert. Das ist angesichts Ihres Leids völlig in Ordnung. Fünfhundert. Okay. Fünfhundert sind super. Absolut super.«
    Eilig legte ich die dreihundertfünfundsiebzig Dollar auf den Tisch und schrieb einen Scheck über die Restsumme aus.
    Ich sage ja ungern, dass ich der trauernden Witwe einen unglaublich tollen Herd abgeschwatzt hatte – aber genau das hatte ich eindeutig getan, obwohl sie am Ende noch mal ganz schön hochgegangen ist im Preis. Denn als ich an diesem Abend zu Hause recherchierte, stellte ich fest, dass dasselbe Modell normalerweise für erheblich mehr angeboten wurde. Damit hatte sich meine mitfühlende Streicheleinheit offenbar ausgezahlt. Am darauffolgenden Wochenende stand der Herd in meiner Küche, und am Sonntag machte ich das erste Mal Pfannkuchen.
    Nur eines fehlte an meinem wunderbaren neuen alten Herd – ein funktionierender Zeitmesser. Aber ich war nicht nachtragend und beschloss, Abhilfe zu schaffen – auf eBay, meiner verlässlichsten Bezugsquelle für alles, was andere in den Müll warfen, suchte ich nach einem antiquierten Modell aus derselben Ära wie mein neuer Herd.
    Ich stieß sofort auf mehrere passende Angebote, setzte sie auf die Beobachtungsliste und schlug, wie immer, in letzter Sekunde zu. Prompt aber wurde ich bei dem antiquierten Presto Lux Timer in Chrom überboten. Also ging ich zum nächsten Objekt auf meiner Liste, einem alten Mirro-Timer aus Aluminium, beobachtete das Angebot und gab mein Gebot ab. Und wurde erneut überboten. Dasselbe passierte mit dem Minute Minder.
    Ich muss dazu sagen, dass ich keine eBay-Novizin bin. Immerhin habe ich einen wunderbaren neuen Herd erstanden. Ich weiß, wie der Hase läuft, und in aller Regel gehe ich, mit der einen oder anderen Ausnahme, mit einem echten Schnäppchen vom Platz. Aber jetzt wurde ich jedes Mal überboten, wenn ich mir einen wunderbaren alten Kurzzeitwecker ausgesucht hatte, und allmählich wurde ich sauer. Nachdem ich bei sechs Auktionen gescheitert war, fiel mir auf, dass mir der Name des Bieters irgendwie bekannt vorkam.
    Also ging ich noch einmal die Liste der vergangenen Auktionen durch. Irgendwie seltsam, dass KOOKAROO , der mich bei dem Presto in allerletzter Sekunde überboten hatte, auch bei dem Mirro-Küchenwecker schneller gewesen war. Und meine Verwirrung wurde noch größer, als ich feststellte, dass er/sie sich auch den Minute Minder unter den Nagel gerissen hatte.
    Wozu brauchst du drei Küchenwecker?, dachte ich. Wie viele Herde kann ein einzelner Mensch besitzen? Wie viele Bleche Brownies backen? Aus Neugier, ob KOOKAROO zufällig nur denselben Geschmack hatte wie ich oder ein Stalker war, der es auf

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