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Weg da das ist mein Fettnapfchen

Weg da das ist mein Fettnapfchen

Titel: Weg da das ist mein Fettnapfchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Notaro Laurie
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Exemplar in Phoenix zurückgelassen hatte. Der Herd hatte zu unserem Bungalow gehört, den wir soeben verkauft hatten, und ich hätte es nicht richtig gefunden, die beiden auseinanderzureißen. Die Vorbesitzer aber, so stellte sich heraus, hatten Wort gehalten und den Kitchen Aid in die Küche verfrachtet, als wir einzogen. Nur hatten sie leider vergessen zu erwähnen, dass man in der Zeit, die das Ding schon auf dem Buckel hatte, locker auch drei Autos hätte verschleißen können.
    Den Kitchen Aid zum Laufen zu bringen entpuppte sich als reichlich aufwendige Angelegenheit. Bevor die Herdplatten auch nur Anstalten machten, so etwas wie glühende Hitze zu entwickeln, gab das Ding eine ganze Batterie von polternden, ächzenden und stöhnenden Lauten von sich – die Geräusche der Titanic beim Sinken waren geradezu lächerlich dagegen –, was uns dazu bewog, ihn in First Aid umzubenennen, denn Erste Hilfe hätte das Gerät bitter nötig gehabt. Mir war schleierhaft, was die Geräusche im Innern des Herdes verursachen konnte, es sei denn, es befand sich das Tor zur Hölle darin, und wir rösteten jedes Mal eine arme Seele, wenn wir Makkaroni mit Käse zubereiteten.
    Mir war auch lange Zeit nicht bewusst, wie sehr ich unseren First Aid hasste. Es war nur ein Herd, und er leistete seine Dienste, zumindest solange ich mir vor Augen hielt, dass es nur eine Methode gab, die noch mehr Zeit in Anspruch nahm, als eine dieser Herdplatten zum Glühen zu bringen: ein Lagerfeuer mitten in meiner Küche anzuzünden und einen Kochkessel darüberzuhängen. Aber eines Tages betrachtete ich ihn und beschloss, dass ich seine blöden Herdplatten, seine hellbraune Farbe und seine Arthritis, unter der er offenkundig litt, in Wahrheit hasste. Stattdessen sah ich vor meinem geistigen Auge, wie toll der antiquierte Herd der Vorbesitzerin in diese Küche gepasst hatte, und mir fehlte mein alter Gasherd, den ich in unserem Bungalow hatte zurücklassen müssen.
    Also ging ich auf eBay, gab »antiker Herd« ein, und innerhalb von Sekunden entdeckte ich ihn. Ein riesiger antiker O’Keefe and Merritt, der Cadillac unter den Vintage-Herden, stand in Salem zum Verkauf, gerade einmal fünfzig Meilen von uns entfernt. Eine Stunde später stand ich in den Startlöchern, um auf der Interstate 5 nach Norden zu fahren.
    Die Frau, die ihn verkaufte, machte einen netten Eindruck und hatte sich mit mir in ihrem Lagerraum verabredet. Ich fragte meinen Mann, ob er mitkäme, für den Fall, dass man nie wieder etwas von mir hörte und meine mumifizierte Leiche zehn Jahre später auf mehrere Plastikbehälter verteilt bei der Versteigerung der Lagerparzelle 209 des Hoarder Storage Center in Salem, Oregon gefunden wurde.
    »Stimmt«, meinte er, »ich fürchte auch, ein einzelner Behälter wird für dich nicht reichen.«
    »Wusstest du eigentlich«, sagte ich beiläufig, »dass es meistens einen Zusammenhang zwischen dem plötzlichen Verschwinden einer Frau und der Tatsache gibt, dass der Mann einen Holzhäcksler ausgeliehen hatte?«
    »Ich wüsste ja noch nicht mal, wie man so ein Ding in Gang bekommt«, meinte er. »Das wäre jedem sofort klar. Schließlich habe ich bislang noch jedes Ding mit einem Einschaltknopf geschrottet, selbst wenn es nur ansatzweise mit einem Haushalts- oder Gartengerät zu tun hatte.«
    »Tja, in diesem Fall kann ich dir nur viel Spaß in deiner Zweierzelle mit George, der Hure, wünschen, wo du die nächsten zehn Jahre zubringen wirst, bis sie meinen Kopf in einer Kühlbox finden.«
    »Ich habe gehört, in Salem soll es einige der schönsten L agerhallen des ganzen Landes geben«, erklärte er resignier t. »Wir sehen uns draußen am Auto.«
    Beim Anblick von Tina und ihrem zwölfjährigen Sohn, die uns am Lagerhauseingang in Empfang nahmen, war meine Angst, zerstückelt zu werden, sofort vergessen. Sie war sehr nett und freundlich, doch kaum standen wir in der Aufzugskabine, gab Tina zu, dass sie den Herd über alles liebte und ihn eigentlich nicht hergeben wollte, es jedoch keinen anderen Ausweg gab. Ich nickte und lächelte. Mit Verkaufstricks kannte ich mich aus. Das war noch die softe Variante.
    »Morgen kommt noch ein Mann vorbei, der sich auch dafür interessiert«, fuhr sie fort. Stufe zwei.
    »Klar«, sagte ich, noch immer lächelnd, und nickte erneut. Die Aufzugstüren glitten auf, und wir folgten ihr einen Flur entlang bis zu ihrem Lagerraum. Mein Mann und ich traten einen Schritt zurück, als sie das Rolltor hochschob, und

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