Weg da das ist mein Fettnapfchen
keine Ahnung, wie du sie dazu bringen willst mitzukommen.«
»Lass etwas von deinem Frühstück übrig, Joe«, befahl Jenny. »Wir brauchen etwas, womit wir sie anlocken können.«
»Das kommt mir irgendwie bekannt vor«, warf mein Mann ein.
Jenny brachte einen großen Teil des Brunchs damit zu, jede Rettungsorganisation anzurufen, die ihr einfiel, um in Erfahrung zu bringen, ob es irgendwo einen Platz für die Hündin gab. Endlich schien sich eine vielversprechende Möglichkeit aufzutun, doch dann wandte Jenny, die noch immer telefonierte, sich Joe zu. »Was glaubst du, wie lange es dauert, wenn wir mit dem Taxi nach Long Island fahren?«, fragte sie. Joe sah aus, als sei er drauf und dran, sich mit der Gabel das Auge auszustechen.
Nachdem wir die Reste unseres Frühstücks hatten einpacken lassen, verließen wir das Restaurant und machten uns auf den Weg in die Bleecker Street. Doch als wir ankamen, war – sehr zu Joes unübersehbarer Freude – weit und breit nichts von der Hündin zu entdecken.
»Da drüben war sie«, sagte ich und zeigte auf die Stelle neben der Tür. Aber keine Spur von ihr. Ich spähte um die Ecke, ehe ich den Gehsteig nach dem Haufen absuchte, den sie zuvor mitten darauf gepflanzt hatte, aber auch er war verschwunden. Wahrscheinlich unter dem Schnee begraben, dachte ich, und ich würde ganz bestimmt nicht danach buddeln, nur damit ich beweisen konnte, dass hier eine mysteriöse Streunerin zugange war, die nach Belieben auftauchen und wieder verschwinden konnte.
Ehe ich mich’s versah, hatte Joe ein Taxi herangewinkt, und die beiden fuhren davon; hinein in ihren herrlich freien Sonntag, den ich ihnen um ein Haar versaut hatte wegen eines verfilzten Fellknäuels.
Nur den erbitterten Streit, den sie garantiert in dieser Sekunde hatten, konnte ich ihnen nicht ersparen.
Am nächsten Tag, unserem Abreisetag, packten wir unsere Sachen und gingen nach unten, um uns ein Taxi zum Flughafen heranzuwinken. Wir waren ganz allein im Aufzug, als der in einem der unteren Stockwerke stehen blieb und ein älterer Herr mit schmalem Schnauzbärtchen einstieg.
»Könnten Sie bitte Platz für eine ältere Dame machen?«, fragte er und schlurfte lächelnd in die Aufzugskabine.
O Mann, dachte ich, die Demenz kann einem also sogar eine Geschlechtsumwandlung bescheren, auch wenn man der Einzige ist, der davon was mitbekommt.
In diesem Moment kam ein schwarz-weißer Hund mit verfilztem Fell angewatschelt, halb Collie, halb Schäferhund, keine Ahnung. Allerdings erkannte ich ihn sofort als die Hündin wieder, die mit der Schnauze in der Bohnenmusdose herumgeleckt hatte.
Der Rest der Fahrt nach unten verlief in höflichem Schweigen, was in erster Linie daran lag, dass ich höchstwahrscheinlich allein zum Flughafen hätte fahren können, wenn ich jetzt wieder meine Klappe aufgerissen und die geradezu hysterisch lustige Geschichte von dem Hund zum Besten gegeben hätte, den wir während der letzten Tage ständig vor dem Haus gesehen hatten und dem meine Freundin verzweifelt ein neues Zuhause zu verschaffen versucht hatte.
Der Mann trat in die Lobby und öffnete die Tür, worauf die alte Dame gemächlich hinaustappte.
Der Mann blieb stehen und lächelte, als wir vorbeigingen, und wir lächelten zurück.
»Es dauert mir zu lange, bei dieser Kälte draußen herumzustehen«, erklärte er und lachte.
Auch wir lachten, selbst dann noch, als wir schon im Taxi saßen. Und noch viel lauter, als wir uns ein letztes Mal zu der alten Hündin umdrehten, die sich in diesem Moment einen hübschen kleinen Fleck Restschnee aussuchte und in aller Ruhe einen riesigen Haufen darauf pflanzte.
Der Hundeflüsterer
Ich würde alles tun, um zu verhindern, dass irgendwer an meiner Haustür klingelt, absolut alles.
Ehrlich. Das ist kein Witz.
Ich würde vom Sofa aufspringen, als stünde draußen ein Typ von den Zeugen Jehovas, den ich ungeniert anschreien darf; ich würde vom Crosstrainer runterhüpfen, schweißüberströmt und in einer Yogahose, die ich mir bis zu den Rippen hochziehe, sodass man meine Pospalte erkennen kann, und die Tür aufreißen.
Eigentlich sollte ich die Klingel ja abstellen, aber ich habe zu große Angst, dabei eine Stromleitung zu erwischen, sodass mein Haar noch krisseliger wird, als es ohnehin schon ist. Es ist auch nicht gerade hilfreich, dass ich mit einem Mann verheiratet bin, der den Müllzerkleinerer im Spülbecken einfach abstellt, wenn der lautstark knirschende Geräusche von sich gibt, weil
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