Weg da das ist mein Fettnapfchen
Auktion für einen Chromwecker von Glenwood läuft gleich ab.«
»Aber du hast doch schon den putzigen Pilz gekauft«, erinnerte er mich. »Wieso brauchst du noch einen Küchenwecker? Zwei an einem Tag? Wer braucht schon zwei von den Dingern an einem Tag?«
»Ich«, antwortete ich schlicht. »Ich baue ein Patriot-Act-Museum für den Kampf gegen den Terrorismus auf, nur zu deiner Information. Okay, jetzt wird’s spannend. Uuuuuund … ja, gewonnen! Endlich! Und wie cool er aussieht. Er hat noch die Originallackierung, viel Chrom und eine manuelle Einstellscheibe. Da wäre noch einer im Art-Déco-Stil mit großen, eleganten Ziffern, aber die Auktion endet erst morgen.«
Mein Mann nickte.
»Pass bloß auf«, warnte er. »Man weiß nie. Ich glaube, mir ist gerade etwas Verdächtiges aufgefallen.«
Das Hundehotel
Der Hund vergrub seine Schnauze tief in der Büchse, um an die Reste heranzukommen. Schneeflocken fielen vom Himmel, legten sich auf sein struppiges, glanzloses Fell und schmolzen ebenso schnell wieder.
»O nein«, sagte ich zu meinem Mann und zeigte auf das arme Geschöpf, das an diesem kalten, verschneiten Tag mitten in New York ums nackte Überleben kämpfte, während ein Passant nach dem anderen vorbeiging und nichts zu bemerken schien. Der Hund, der ohne Leine und dazugehörigem Herrchen unterwegs war, trabte die Straße hinunter, die Nase immer dicht auf dem Boden auf der Suche nach etwas Essbarem.
Mein Mann schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was du tun willst«, meinte er. »Wir sind auf Urlaub hier. Du kannst den Hund schlecht in einen Wäschesack packen und in deinen Koffer legen. Ich weiß, es ist schlimm, so etwas mitansehen zu müssen, aber du vergisst es am besten gleich wieder. Wir können nichts für ihn tun.«
Er hatte recht. Wir waren hier in New York, zwei Wochen vor Weihnachten, auf einer fünftägigen Reise, bei der die Adoption eines streunenden Hundes definitiv nicht vorgesehen war. Offen gestanden konnte ich nicht nachvollziehen, wie man in einer Stadt wie dieser als Streuner enden konnte. Hatte jemand vergessen, seine sieben Sicherheitsschlösser zu verrammeln, und der Hund war einfach hinausspaziert? Ich spürte Wut in mir hochkochen und fragte mich, wie Leute so leichtsinnig sein konnten. Wie kann man in einer Großstadt einen Hund verlieren?
Aber da war er – ein großer, kräftiger Collie-Schäfer-Mischling, der hier auf der Bleecker Street versuchte, an vergammelte Lebensmittel aus einer Dose im Abfall heranzukommen, nur wenige Meter von dem Haus entfernt, in dem wir uns ein Apartment gemietet hatten.
»Okay, Moment«, bettelte mein Mann. »Steigere dich da jetzt bitte nicht rein. Davon dürfen wir uns nicht den Urlaub ruinieren lassen. Ich bin sicher, jemand hat den Hund bemerkt und den Tierschutz gerufen, die dann den Besitzer ausfindig machen, und heute Abend ist er wieder zu Hause. Wie sollte hier jemandem der Hund abhanden- kommen?«
Er hatte recht. Jemand musste mitbekommen haben, dass der Hund verschwunden war, und suchte wahrscheinlich längst nach ihm.
»Meinst du wirklich?«, fragte ich.
»Na ja, es wäre immerhin möglich«, antwortete er, als die Ampel auf Grün sprang. Er nahm meine Hand und trat vom Bürgersteig, während ich mich noch einmal zu dem Hund umdrehte, der gerade einen Haufen mitten auf den Gehsteig setzte, auf den leise die Schneeflocken rieselten.
Wir erlebten einen herrlichen Tag. Der Schneefall ließ nach, und wir schlenderten kreuz und quer durch das East Village, dann das West Village, aßen ein Stück Pizza und gingen zum Washington Square. In meinem Lieblingsladen kaufte ich mir ein neues Kleid, in einem kleinen Café tranken wir Kaffee, und ich dachte kein einziges Mal an den armen alten hungrigen Hund, der sein Futter im Müll suchen musste.
Zu meiner Erleichterung war weit und breit keine Spur von ihm zu sehen, als wir nach Hause kamen. Ich malte mir aus, wie er zitternd in einer Ecke kauerte oder mitten durch das Schneegestöber auf der Straße herumirrte, aber er war nicht mehr da. Ich sah ihn vor mir, wie er glücklich mit seinem Herrchen wiedervereint war und die beiden es sich vor dem Kamin gemütlich machten, nur dass in meiner Fantasie der Hund seinen leichtsinnigen Besitzer zwang, die Reste aus einer Dose mit vergammeltem Bohnenmus zu lecken.
Am nächsten Morgen fuhren wir nach Midtown und marschierten die Fifth Avenue entlang, um uns die weihnachtlich dekorierten Schaufenster anzusehen, machten einen Spaziergang
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