Weg da das ist mein Fettnapfchen
durch den Central Park und beendeten den Tag im naturhistorischen Museum. Als wir nach Hause zurückkehrten, um uns fürs Abendessen umzuziehen, und das Glück hatten, ein Taxi zu erwischen, kaum dass wir einen Fuß vor die Tür gesetzt hatten, schnappte ich plötzlich nach Luft.
»Da! Der Hund!«, rief ich und zeigte auf ihn.
Und tatsächlich – an der Straßenecke stand er und pinkelte gegen eine Hauswand, gerade als das Taxi losfuhr.
»Da war der Hund!«, sagte ich zu meinem Mann. »Er ist wieder verloren gegangen.«
»Oder er war nie zu Hause«, konterte mein Mann. »Trotzdem können wir nichts für ihn tun. Er ist nun mal auf sich gestellt.«
Ich konnte nicht glauben, dass der Hund immer noch da draußen herumlief, ganz allein, den Elementen ausgesetzt, und dass sich keiner die Mühe machte, sich um ihn zu kümmern.
»Ach ja?«, fragte ich. »Gehen die Leute einfach an ihm vorbei und sehen nicht, dass da ein alter Hund ganz allein herumstreunt? Das glaube ich einfach nicht. Der arme Kerl muss doch schrecklichen Hunger haben. Lass uns eine große Portion im Restaurant bestellen, damit wir die Hälfte mitnehmen und sie ihm geben können.«
Doch als wir an diesem Abend mit Rippchen und einem Steak in der Hand vor dem Haus standen, war der Hund wieder verschwunden.
Auch in dieser Nacht schneite es, und zwar heftig. Ich ging noch zweimal nach unten, um nachzusehen, ob der Hund sich irgendwo herumtrieb, und ihn zu füttern, aber ich sah weder ihn noch Pfotenabdrücke im Schnee.
Am nächsten Morgen herrschte wunderbares Wetter, die Sonne schien, auch wenn es bitterkalt war. Wir hatten uns zum Brunch mit meiner Freundin Jenny und ihrem Mann Joe in einem Café ein paar Blocks von unserem Apartment entfernt verabredet. In der Luft lag diese ganz besondere Frische, wie sie nur nach einem kräftigen Schneefall vorkommt, und kaum traten wir aus der Tür, sahen wir den Hund, der vorsichtig über die dicke Eisschicht auf dem Bürgersteig tappte.
Ich beugte mich zu ihm hinunter.
»Nicht«, warnte mein Mann. »Wir müssen in einer Viertelstunde da sein. Willst du den Hund etwa mitnehmen? Er hat keine Leine, Laurie. Das ist ein Streuner. Ich weiß, dass er dir leidtut, aber wir sind machtlos.«
Trotzdem versuchte ich den Hund – besser gesagt, die Hündin, wie ich feststellte – herbeizurufen, wenn auch vergeblich, egal, wie oft ich sie anzulocken versuchte mit »Hey, Süße, komm doch mal her!«, oder »Na, Lust auf einen leckeren Keks«. Sie musterte mich nur argwöhnisch, dann wandte sie sich ab und ließ mich links liegen. Und ich würde ganz bestimmt nicht versuchen, in die Nähe ihrer Schnauze zu kommen und in dem dichten, verfilzten Fell um ihren Hals herum nach einem Halsband zu suchen. Mein Mann hatte recht. Ich wollte nicht, dass jemand den Tierschutz rief, denn angesichts ihres Alters und ihrer Verwahrlosung war die Gefahr groß, dass sie einfach eingeschläfert wurde, wenn niemand sie abholen kam. Trotzdem wusste ich, dass es auch nicht richtig war, sie so ohne Weiteres auf der Straße zurückzulassen, und es lag auf der Hand, dass dies hier ihr Revier war. Vielleicht hatte sie ja irgendwo in der Nähe einen Unterschlupf gefunden, so wie die Burschen in Das Hundehotel, einem Film, den ich eindeutig zu oft gesehen habe. Keine Ahnung, wieso, aber ich hoffte immer noch, jeder Vernunft zum Trotz, dass ihre Besitzerin oder der Besitzer sie bald finden würde.
Aber die Hündin ließ sich beim besten Willen nicht dazu bewegen, zu mir zu kommen. Außerdem hatte ich sowieso keine Ahnung, was ich mit ihr anstellen sollte, falls sie es täte. Würden wir hier wohnen, wäre es etwas anderes, aber wir flogen am nächsten Nachmittag nach Hause zurück.
»Komm«, sagte mein Mann und nahm meine Hand. »Es tut mir leid, aber wir können ihr nicht helfen.«
Also ließen wir die alte Hündin im Schnee zurück und machten uns auf den Weg zum Brunch, und als ich mich ein letztes Mal nach ihr umdrehte, hatte sie gerade einen dicken Haufen an die nächste Hausecke gesetzt.
»Siehst du?«, sagte sich ein Teil von mir. »Bist du nicht froh, dass du sie zurückgelassen hast? So musst du wenigstens keinen Hundehaufen in einer Plastiktüte mit dir herumtragen.« Trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass ich soeben etwas Abscheuliches getan hatte.
Außerdem würden wir zu spät kommen, aber das würde Jenny bestimmt verstehen. Ihre beiden Hunde kamen aus dem Tierheim, einer war blind, der andere hatte nur drei Beine, und
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