Weg da das ist mein Fettnapfchen
er der festen Überzeugung ist, dass das Ding von allein wieder heil wird, wenn man ihm nur genug Zeit gibt. Aber das liegt natürlich allein daran, dass seine Ehefrau, sobald er dem Ganzen den Rücken zugekehrt hat, todesmutig die Hand reinsteckt und den Dattelkern herausholt, der sich darin verklemmt hat. Und noch während die Worte »wird von allein wieder heil« in der Luft hängen, hab ich das Ding repariert. Aus diesem Grund ist es wohl keine gute Idee, die Türklingel abzuschalten – von der technischen Umsetzbarkeit will ich lieber gar nicht erst anfangen –, und deshalb sinnlos, sich diesem Traum hinzugeben.
Tatsache ist, dass ich sowohl mit einer nervigen Klingel als auch einer Hündin geschlagen bin, die in sirenenartiges Gejaule ausbricht, sobald jemand diese Klingel betätigt. Und nicht nur die an unserer eigenen Haustür, sondern auch sämtliche Klingeln im Fernsehen, wenn das Xylofon im Big-Band-Mix auf meinem iPod ertönt oder jemand irgendwo im Umkreis eines Häuserblocks seinen Wagen mit der Fernbedienung aufschließt.
Ich kann dieses Geräusch mit Worten nicht beschreiben – Sie müssten dieses schrille, schneidende Kläffen mit eigenen Ohren hören, um sich seine Durchschlagskraft vorstellen zu können. Mariah Carey würde vor Neid erblassen und nachts kein Auge mehr zutun, wenn sie wüsste, dass irgendwo auf dem Planeten ein Lebewesen existiert, das sie in dieser Hinsicht aussticht. Vergessen Sie jeden gewöhnlichen ohrenbetäubenden Lärm – dieses Bellen sorgt dafür, dass jedem die Zähne klappern und die Augen aus den Höhlen quellen. Das Einzige, was es damit aufnehmen kann, ist das Geschrei einer Seniorin, die glaubt, es sei ein Einbrecher im Haus, und deshalb kopflos umherrennt, weil sie denkt, ihr letztes Stündlein hätte geschlagen. Genau dieses Geräusch gibt meine Hündin jedes Mal von sich, wenn jemand an meiner gottverdammten Haustür läutet, auch wenn es nur der Postbote ist, der mir ein Päckchen mit dem neusten Bodyshaper von Spanx vorbeibringt, der meine Organe so zusammenpresst, dass mir die Leber aus den Nasenlöchern quillt.
»Das muss aufhören«, sagte mein Mann, nachdem wir beide um ein Haar einen Schlaganfall erlitten hätten, weil unser liebes Haustier bei einer Folge von The Closer komplett ausflippte. »Ich habe sogar Sterne gesehen, und irgendetwas läuft mir übers Gesicht. Blute ich etwa aus dem Ohr? Wieso macht sie das? Kann sie kein normales Wuff-Wuff von sich geben so wie jeder andere normale Hund auch?«
»Ich wünschte, das könnte sie«, sagte ich und wischte mir die Cola Light aus Gesicht und Wimpern, weil ich den Inhalt meines Glases herausgeprustet hatte, als Maebys Gebell sich wie eine Glasscherbe durch meine Gehirnwindungen gesägt hatte. Dann wandte ich mich meinem Ehemann zu, um auch ihn vollends trockenzulegen. »Bisher ist nie etwas Schlimmes passiert, nachdem es an der Tür geklingelt hat. Ich habe keine Ahnung, was ihr solche Angst einjagt. Wenn ich es wüsste, könnten wir sie ja vielleicht dazu bringen, nicht mehr so auszurasten.«
Als hätte der Hundegott in diesem Moment auf mich herabgesehen und Erbarmen gehabt, flatterte mir in der folgenden Woche die neueste Ausgabe von Bark , dem Hundemagazin, ins Haus. Wie immer stürzte ich mich voller Vorfreude darauf und begann zu blättern, als mein Blick an etwas hängen blieb – eine Anzeige für einen »Hundedolmetscher«, die versprach, das Gerät könne das Bellen meiner Hündin analysieren, ihre Gefühle ermitteln und dann übersetzen, was sie mir mit ihrem Gebell sagen will. Da das Ding sogar vom Time -Magazin als die tollste Erfindung des Jahres gelobt wurde, verlor ich keine Zeit, sondern ging kurzerhand auf die Website und bestellte es.
Ich weiß, dass es sich völlig idiotisch anhört, noch dazu, nachdem ich einige Monate zuvor das Maul meiner Hündin mit einer Art Riesenwattestäbchen ausgewischt, das Ding in ein Plastikröhrchen gepackt und zur DNA -Analyse an ein Labor geschickt hatte. Und das war noch nicht einmal das Albernste daran – denn als Nächstes ging ich auf die Website und blätterte auch noch fünfundsiebzig Dollar dafür hin.
Ich muss an dieser Stelle allerdings erklären, dass meine Hündin aus dem hiesigen Tierheim stammt und folglich über einen bestenfalls mittelprächtigen Genpool verfügt. Sie hat hellbraun-weißes flauschiges Fell, ein blaues und ein braunes Auge und eine kurze gesprenkelte Nase. Alles deutet darauf hin, dass ein Elternteil ein Australian
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