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Weg da, das ist mein Handtuch

Weg da, das ist mein Handtuch

Titel: Weg da, das ist mein Handtuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Spörrle
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scheißklein, das ganze Flugzeugklo scheißeng. Mario rieb jeden Quadratzentimeter seines Gesichts mit Seife ein, aber es war, als ob das Scheißparfüm an ihm klebte. Und die Leute hier hatten echt keine Geduld. Sie fingen glatt an zu klopfen. Mario rief, sie sollten das lassen, sonst würde er rauskommen, und dann würde es gewaltig krachen.
    Das wirkte. Einen Moment. Dann klopfte es wieder. Und einer schrie, er solle sofort aufmachen, er sei der »Pörsser«.
    Mario rief zurück, dafür könne er doch nichts.
    »Öffnen Sie«, brüllte der Typ. »Öffnen Sie sofort, sonst öffne ich. Ich bin befugt dazu! Das ist die LETZTE Warnung!«
    Scheiße. Das klang offiziell. Was war ein »Pörsser«? Ihm fiel ein, dass er »krachen« gesagt hatte: Nicht dass da jetzt so ein Sheriff mit Knarre stand. Scheiße, und er war halbnackt und eingeseift.
    »Schon gut«, brüllte er und spülte sich ab, »ich bin gleich fertig!«
    »Öffnen Sie SOFORT«, brüllte der Mann, fast schon hysterisch, »öffnen Sie sofort, oder wir kommen rein!«
    Eher er sich’s versah, packte ihn einer im blauen Hemd und schrie weiter: »Lassen Sie die Hände oben! Haben Sie Sprengstoff? Giftige Tiere? In den Schuhen? Im After? Am Körper? Antworten Sie! Verstehen Sie mich? Antworten Sie! Welche Sprache sprechen Sie?«
    So ein Pörsser musste echt Stress haben. Schon riss er Mario die Schlappen von den Füßen, nichts Besonderes, 4,99 im Schlussverkauf. Der Typ schien enttäuscht. Er griff an Marios Beinen herum. Und dann an seinen Bermudas.
    »Hey«, sagte Mario, »hey, was soll das? Finger weg. Und komm ja nicht auf die Idee, deine Finger in meinen Arsc h …«
    »Pfui, wie riecht der denn?«, sagte der Mann. »Parfüm«, sagte Mario. »Ich wollte es abwaschen. Und jetzt Schluss mit dem Rumgefummel! Ich bin nicht schwul!«
    Er fand sich auf einem Sitz ganz hinten wieder, bewacht von einer Flugbegleiterin. Sie sagte, er könne saufroh sein, dass der Pilot nicht umgedreht sei, vorhin, als man ihn noch für verdächtig hielt. Und nein, sie wohne nicht im Club Playa y Paraiso.
    Mario vermisste seine Kippen. Und: Das Bier kam langsam hoch.
    Aber so heftig er in den Sitzfächern vor sich herumfingert e – er fand keine Kotztüte. Also versuchte er, wenigstens genau in ein Fach zu treffen, aber das war viel zu schmal. Scheiße, bei der Flugbegleiterin hatte er jetzt keine Chance mehr. Das sah er genau.
    SUSAN
    Jetzt hatte sie ein Drittel von Roberts Parfüm an diesen Primaten verschwendet. Aber der Rest reichte immer noch für die letzten Stunden und um es in der Hand zu halten, wenn sie starb. Das konnte sehr schnell gehen, man kennt das aus Filmen. Im Handumdrehen landen Flugzeuge falsch und rasen in irgendetwas: in einen Hügel am Ende der Landebahn, in ein Haus, einen Tankwagen. Wer dann weiter hinten sitzt, hat noch eine Chance, wird nicht pulverisiert, aber die vorne: gute Nacht.
    Sie hatte sich nach vorne gesetzt. Sie wollte keine Chance. Und wenn es nicht von alleine geschah, würde sie es selber erledigen. Mit siebenunddreißig hatte sie genug Krisen hinter sich. Beruflich, beziehungstechnisch, auf der Waage bei den Weight Watchers. Sie konnte ganz eindeutig beurteilen, dass sie sich in einem Teufelskreis ohne Ausweg befand. Dass es ihr Schicksal war, nur an Männer zu geraten, die schlecht für sie waren. Sie unglücklich machten. Ihr Leben zerstörten, ihren Job.
    Mangelndes Selbstbewusstsein war gar nicht gut für einen Coach. Einmal ließ sie einen Klienten in dessen Büro sitzen, stürmte nach nebenan in einen leeren Konferenzraum und bekam einen hysterischen Weinkrampf. Und dann hatte sie plötzlich das Gefühl, dass ihr jemand zusah. Es waren zehn, zwölf Chinesen, die sie von einem Plasmabildschirm herab anstarrten und auf den Beginn einer Videokonferenz mit dem Vorstand warteten. Man habe sich bedankt, das Unterhaltungsprogramm sei sehr anrührend gewesen, schrieb ihr Klient später.
    Ein andermal, in ihrer Praxis, hatte sie einen langjährigen Kunden da. Und als der fragte, wie es ihr gehe, tat sie, was sie sonst niemals machte: Sie erzählte kurz von Robert dem Schwein und dem, was er ihr angetan hatte.
    Der Kerl sagte kein Wort, stand auf und ging. Dann kam seine Rechnung. Honorar für eine therapeutische Sitzung mit Anfahrt und Zuschlägen für Hausbesuch und Akutkrisenbewältigung. Er war Psychiater. Und ein Arschloch. Ein Mann halt.
    Susan verließ kaum noch ihre Wohnung. Sie nahm acht Kilo ab, worüber sie sich früher gefreut

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