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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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Jason, er hat mich gefeuert. Und jetzt …« Sie rieb sich beflissen die Hände. »Was wollen Sie wissen?«
    »Alles.«
    »Ah. Das wird aber dauern. Es ist so viel.«
    Adria konnte ihr Glück nicht fassen. Sie lächelte die freundliche kleine Frau an. »Ich habe alle Zeit der Welt«, sagte sie, lehnte sich zurück und hörte zu.
    Es war fast zehn Uhr abends, als sie zum Orion zurückkehrte, und ihr Kopf wie auch ihr kleines Diktiergerät waren angefüllt mit Informationen über die Familie Danvers, ihre Geheimnisse, die Lösung einiger Rätsel, einschließlich der Fehde mit den Polidoris.
    Sie hatte vor, den Erfolg mit einem Glas Wein und einem heißen Bad im Hotel zu feiern, denn am nächsten Tag musste sie sich ein billigeres, weniger auffälliges Domizil suchen. Anschließend galt es eine weitere wichtige Angelegenheit in Angriff zu nehmen: Da die Familie Danvers sie nicht anerkennen wollte, war es an der Zeit, sich an die Polizei und die Presse zu wenden. Sobald sie eine dauerhaftere Unterkunft gefunden hatte, würde sie Kontakt mit den Behörden aufnehmen und jemandem von der Lokalpresse ein Interview gewähren, damit der Ball ins Rollen kam. Außerdem musste sie mit den Anwälten sprechen, die Witts Vermögen verwalteten. Sie freute sich auf keines dieser Gespräche, aber sie würde nicht locker lassen.
    Man hatte sie geldgierig genannt, eine Betrügerin, Opportunistin und Hochstaplerin. Anwälte würden sie aufsuchen, Juristen, denen ›ihr Wohl am Herzen lag‹. Die Presse würde einen gewaltigen Wirbel um sie veranstalten. Die Familie Danvers mit all ihrer Macht und ihrem Geld würde ihr zusetzen. Sie würden Gerüchte ausstreuen, um sie zu diskreditieren, sie würden ihre Vergangenheit durchleuchten, immer weiter graben auf der Suche nach einem Widerspruch in ihrer Geschichte, nach Unstimmigkeiten, die bewiesen, dass sie nicht London sein konnte.
    Nun, sie hatte es nicht anders gewollt.
    Und Zach?
    O Gott, ja. Was war mit Zach?
    In ihrem Zimmer zog sie sich aus, schenkte sich ein Glas Chablis ein und stieg in die Badewanne. Langsam nippte sie den Wein und dachte an ihren Halbbruder.
    Sexy.
    Flott.
    Ungehobelt.
    Gefährlich.
    Zach Danvers war ein Mann, dem sie aus dem Weg gehen musste, wenn sie nicht ihr Herz verlieren wollte.

15. Kapitel
    E ine halbe Stunde später stieg Adria aus der Badewanne, trocknete sich mit einem der flauschigen Badetücher des Hotels Orion ab und dachte über ihre Mission nach – die Suche nach ihrer wahren Identität. War sie London Danvers? Und wenn ja, was bedeutete das für sie? Wollte sie wirklich mit diesen Menschen verwandt sein, mit der Danvers-Sippschaft? Sie mochte keinen von ihnen.
    Außer Zach.
    Was nicht hieß, dass sie ihm vertraute. Er war nicht besser als die Übrigen, aber dennoch irgendwie anders als sie.
    Lag es daran, dass er möglicherweise ein Polidori war? Sie verzog das Gesicht, fand die Vorstellung jedoch interessant. Ihre Beziehung zu ihm wäre einfacher zu denken, wenn er nicht Teil der Familie Danvers wäre. Sie wischte mit dem Handtuchzipfel den beschlagenen Spiegel blank und fragte sich, was für ein Mensch Zachary wohl in Wirklichkeit war, wie es wäre, mit ihm zu schlafen …
    Abrupt riss sie sich aus ihren Fantasien und ermahnte sich selbst, diesen Mann nur als eines zu sehen: ihren aufbrausenden, Frauen hassenden, problematischen Halbbruder, der zweifellos ihr eingeschworener Feind war.
    Wie der übrige Clan auch.
    Sie zog ein T-Shirt an und stieg ins Bett. Die Bettwäsche war frisch und sauber, strömte aber nicht den blumigen Duft aus wie die Laken zu Hause, die auf der Leine im Wind trockneten. In Belamy. Seltsam, jahrelang hatte sie fort gewollt. Die Lichter der Stadt hatten ihr junges Herz verlockt, doch die Pflicht band sie an den einzigen Ort, den sie jemals Heimat genannt hatte. Nicht dass es eine Rolle gespielt hätte, aber das raue Grasland von Montana erschien ihr jetzt nicht mehr so abscheulich, und zum ersten Mal seit Jahren empfand sie beim Gedanken an ihre Heimatstadt etwas wie Heimweh.
    Doch sie würde nicht zurück in die Sicherheit und Eintönigkeit von Belamy flüchten. Nicht, nachdem sie so weit gekommen war. Man wächst mit seinen Aufgaben , sagte sie sich und schüttelte ihr Kissen auf.
    Sie schloss die Augen und hörte das Rauschen des Straßenverkehrs, gelegentlich laute Stimmen und hin und wieder das ferne Heulen von Sirenen. Sie fragte sich, wo Zachary jetzt war, drehte sich dann aber verärgert auf die andere Seite

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