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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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vergessend, die Ellenbogen auf.
    »Vielleicht sollte ich sie mal kennenlernen, diese … Wie heißt sie überhaupt?«
    »Adria Nash. Stammt aus irgendeinem Nest in Montana. Ich habe schon ein paar Jungs auf sie angesetzt.«
    »Wie hast du von ihr erfahren? In der Zeitung habe ich nichts gelesen und auch in den Fernsehnachrichten gab es keine Meldung.«
    »Sie ist noch nicht an die Öffentlichkeit gegangen, wird es aber wohl bald tun. Einer unserer Leute hat sie auf der großen Eröffnungsfeier des Hotels entdeckt. Sie kam in Begleitung von Zach Danvers und hat sich der ganzen Familie vorstellen lassen.« Mario trank einen Schluck Kaffee. »Jason wäre beinahe an die Decke gegangen.«
    »Kann ich mir vorstellen«, bemerkte Anthony trocken. »Wie glaubhaft ist sie?«
    »Könnte tatsächlich London sein.« Mario fixierte seinen Vater mit einem harten Blick. »Weißt du eigentlich, wie viele Leute denken, du hättest das Mädchen entführt?«
    Anthony griff nach dem Rest seines Croissants. »Wenn ich sie entführt hätte, glaubst du etwa, sie würde dann jetzt vor die Danvers-Familie treten und verkünden, dass sie die verlorene Schwester ist?« Er sah, dass sein Sohn blass wurde, und empfand leise Befriedigung. »Wie denkt Trisha über die Angelegenheit? Macht sie sich Sorgen?«, fragte er kalt.
    Ein Muskel in Marios Wange zuckte. »Woher soll ich das wissen?«
    »Triffst du dich etwa nicht mehr mit ihr?«
    »Dafür hast du schon vor langer Zeit gesorgt«, sagte sein Sohn unüberhörbar verbittert.
    »Trisha Danvers ist wie alle anderen Danvers' auch. Sie gibt nicht auf, niemals. Wenn sie etwas will, setzt sie ihren Kopf durch, und, Junge, sie will dich. Sie war schon immer scharf auf dich, und außerdem hat sie dich benutzt, um sich an ihrem Vater zu rächen. Du warst ihr Bauernopfer, mein Sohn.«
    In Marios Augen blitzte tödliche Wut.
    Anthony schlug seine Zeitung auf und dachte an diese Frau, die sich als London Danvers ausgab. Er musste schnellstens alles in Erfahrung bringen, was es über sie zu wissen gab. »Vielleicht sollten wir Ms Nash zu einem Treffen einladen«, sagte er und warf einen Blick über den Rand der Zeitung. Mario hatte mit dem Ellenbogen seinen Teller zur Seite geschoben und saß grübelnd da.
    »Warum?«
    »Um der alten Zeiten willen.«
    »Witt ist tot. Was hättest du davon?«
    Anthony ersparte sich eine Antwort. Wie sollte er seinem Sohn erklären, dass Fehden niemals endeten? Ganz gleich, wie viele der Beteiligten starben, der Rachefeldzug schwärte weiter wie ein eitriges Geschwür, unaufhörlich. Solange noch jemand mit dem Namen Danvers in Portland lebte, würde Anthony keine Ruhe finden.
    Was ihn betraf – er freute sich über die Nachricht, dass wieder einmal eine London Danvers aufgetaucht war.

    Adria klopfte an die Tür der kleinen Wohnung in Tigard, einem Vorort knapp jenseits der Hügel im Westen von Portland. Minuten später sah sie ein dunkles Auge im Türspion, dann wurde hastig der Riegel zurückgeschoben. Die Tür öffnete sich und eine kleine Latino-Frau mit grau meliertem schwarzem Haar und unglaublich weißen Zähnen stand auf der Schwelle.
    »Mrs Santiago?«
    »Heilige Mutter Gottes«, flüsterte die Frau und schlug das Kreuz über ihrem üppigen Busen. »Sie sehen genauso aus wie die Missus.«
    »Darf ich reinkommen?«, fragte Adria. Sie hatte sich telefonisch bei der Frau angekündigt – Maria Santiago, die bis zu ihrer Pensionierung kurz nach Witts Tod für die Familie Danvers gearbeitet hatte.
    »Bitte, bitte!« Maria trat zur Seite und winkte Adria in die kleine Wohnung. »Nehmen Sie Platz.«
    Adria setzte sich auf die Kante des abgenutzten geblümten Sofas; Maria ließ sich in einem Schaukelstuhl beim Fenster nieder und legte die Füße auf einen Hocker.
    Adria hatte bereits am Telefon erklärt, warum sie nach Portland gekommen war, hatte kurz ihre Geschichte umrissen und berichtet, dass sie ein Adoptivkind und auf der Suche nach ihren Wurzeln war, dass alle Aufzeichnungen zerstört waren, und Maria, die sich anscheinend einsam fühlte, hatte sich zu einem Gespräch bereit gefunden.
    »Ich verlange keinen Vertrauensbruch von Ihnen«, begann Adria, »aber es gibt noch so vieles, was ich nicht weiß über die Familie Danvers. Ich dachte, Sie könnten mir vielleicht helfen.«
    Maria rieb sich das Kinn und blickte aus dem Fenster auf den Parkplatz. »Noch vor ein paar Jahren hätte ich kein Wort gesagt«, gestand sie, »aber dann, dann ist der Herr gestorben, und

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