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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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Adria nicht wiedersehen, wollte sich nicht all den widerstreitenden Emotionen aussetzen, die sie in ihm auslöste.
    Er griff nach der Kaffeekanne und schenkte sich nun doch ein wenig von dem geschmacksneutralen koffeinfreien Gebräu ein, als das Telefon klingelte und Terry sich meldete.
    Mit zuckersüßem Lächeln sagte sie: »Ich stelle gleich durch«, und drückte die Wartetaste. »Mal wieder dein lieber Bruder, und er ist außer sich.«
    »Warum?
    »Angeblich ist, ich zitiere, ›die Kacke am Dampfen‹.« Damit widmete sie sich wieder dem Bankauszug. Zach ging in sein Büro, stieß die Tür mit einem Fußtritt hinter sich zu, griff nach dem Telefonhörer und setzte sich auf eine Ecke seiner Schreibtischplatte.
    »Hallo?«
    »Wo zum Teufel hast du gesteckt?«, fragte Jason unüberhörbar gereizt.
    »Wo liegt das Problem?«
    »Du weißt genau, wo das Problem liegt. Adria! Sie ist drauf und dran, mit ihrer Geschichte zur Presse zu laufen.«
    »Hat sie das gesagt?«
    »Klar und deutlich.«
    Zach ahnte Böses. »Was ist passiert?«
    »Ich habe sie angerufen. Habe ihr ein bisschen Geld angeboten.«
    »Und sie ist sauer geworden.«
    »Sauer ist gar kein Ausdruck.«
    »Herrgott, Jason, du gibst es aber auch nicht auf, wie?« Unwillkürlich sprang er auf.
    »Komm hierher zurück.«
    »Um für dich den Karren aus dem Dreck zu ziehen?«
    »Tu, was immer nötig ist, Zach. Du steckst genauso tief in dieser Sache drin wie wir anderen auch!«

    Anthony Polidori ließ sich nicht gern beim Frühstück stören. Im fortgeschrittenen Alter empfand er eine Unterbrechung seiner Mahlzeiten oder auch seines Schlafs als persönlichen Affront, und so hatten alle Mitglieder seines Haushalts strengste Anweisung, dass er nicht gestört werden dürfe. Auch nicht von seinem Sohn.
    Er saß am Erkerfenster des Frühstückszimmers mit Blick auf den Fluss und zerzupfte mit trägen Fingern ein Croissant, während er den Sportteil der Zeitung vom Vortag studierte. Der Tag war strahlend hell für Ende Oktober, weshalb er eine Sonnenbrille trug.
    Mario, einen Becher in der Hand, trat beschwingt ins Zimmer. Sein Haar war zerzaust, er war unrasiert und bot insgesamt einen furchtbaren Anblick. Munter schenkte er sich aus der silbernen Kanne auf dem Tisch Kaffee ein. Mario war unkultiviert, er besaß keine Manieren.
    Anthony gab sich keine Mühe, seinen Ärger zu verbergen. Er faltete den Sportteil des Oregonian zusammen und legte die Zeitung neben seinem Saftglas ab. »Was gibt es?« Gewöhnlich kam sein Sohn erst gegen Mittag aus den Federn.
    »Tolle Neuigkeiten.« Mario ließ sein berüchtigtes Lächeln aufblitzen – das Lächeln, das ihm jede Menge Ärger mit Frauen einbrachte. Er ging hinüber zu der vollverglasten Westwand des Raumes und sah zu, wie ein Kanalschiff von einem Schlepper flussaufwärts manövriert wurde.
    »Muss wohl so sein, wenn du noch bei Tageslicht aus dem Bett findest.«
    Mario schnaubte und ließ sich auf den schmiedeeisernen Stuhl seinem Vater gegenüber fallen. »Ich denke, es wird dich interessieren.«
    »Ich höre.«
    »Unsere Stadt hat offenbar Damenbesuch bekommen.«
    »Das sind deine Neuigkeiten?«
    Mario goss gemächlich Sahne in seinen Kaffee. »Sie behauptet, London Danvers zu sein.«
    Hinter der Sonnenbrille kniff Anthony Polidori nachdenklich die Augen zusammen. »Das ist nichts Neues. Mit so etwas war jederzeit wieder zu rechnen.«
    Marios dunkle Augen blitzten; er nahm sich dreist die Schale mit Obstsalat, die sein Vater sich immer zum Abschluss seiner Mahlzeit reservierte. Wütend winkte Anthony dem Mädchen, das seinen Befehl vorweggenommen hatte und bereits auf dem Weg in die Küche war.
    »Immer wieder behauptet irgendjemand, London zu sein.«
    Mario rieb sich das stoppelige Kinn. »Aber diese müsstest du mal sehen. Meine Fresse, sie ist das genaue Ebenbild der alten Dame. Katherine – so hieß sie doch?«
    Anthonys Rücken straffte sich kaum merklich. Er verabscheute rüde Sprache, besonders bei Tisch, und er war nicht in der Stimmung, sich von seinem Sohn auf der Nase herumtanzen zu lassen. Überhaupt war Mario in letzter Zeit schwer zu durchschauen. »Sie hat also Ähnlichkeit mit –«
    »Nicht nur Ähnlichkeit. Es heißt, sie ist ihr wie aus dem Gesicht geschnitten!«
    Anthony legte seine Gabel beiseite. Das Mädchen brachte eine zweite Schale mit Obstsalat und einen Teller für Mario. Er amüsierte sich prächtig, schnitt ein Stück von einer fetten Wurst ab und stützte, jegliche Tischmanieren

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