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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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wirklich.« Adria nickte. Der Maître rückte ihr den Stuhl zurecht.
    »Der Willamette River ist das Herzblut der Stadt.« Anthony blickte aus dem Fenster, als könne er nicht genug bekommen vom Anblick des Flusses und der Wolkenkratzer, die am westlichen Ufer aufragten.
    Ohne eine Bestellung abzuwarten, brachte ein schlanker Kellner Wein und knuspriges italienisches Brot. »Das Übliche?«, fragte er und schenkte drei Gläser voll.
    »Für uns alle«, erwiderte Polidori.
    »Warum haben Sie mich eingeladen?«, fragte Adria, nachdem sich der Kellner zurückgezogen hatte.
    »Können Sie sich das nicht denken?« Anthonys dunkle Augen funkelten diabolisch und er lachte leise.
    Jetzt hatte Mario seinen Auftritt. »Weil wir wissen, dass Sie nach Portland gekommen sind, um Ihr Geburtsrecht einzufordern. Sie behaupten, Sie seien London Danvers.«
    Adria probierte einen Schluck von ihrem Chianti. »Warum interessiert Sie das?«
    »Kosten Sie das Brot«, forderte Anthony sie auf, ohne auf ihre Frage einzugehen. »Es ist das beste in der ganzen Stadt. Womöglich sogar im gesamten Nordwesten.« Er griff selbst nach einer Scheibe.
    »Grollen Sie der Familie Danvers immer noch?«
    Der alte Herr lächelte. »Mich interessiert stets, was in der Sippe meines Erzrivalen vor sich geht.« Er sah ihr ins Gesicht und wischte sich ein paar Krümel von den Fingern. »Es war ein Schock für mich, als damals das kleine Mädchen entführt wurde, und dennoch behandelte man mich als Verdächtigen.« Er schüttelte den Kopf über diese Ungerechtigkeit und fügte hinzu: »Trotz all meiner Beteuerungen und obwohl ich ein Alibi hatte, glaubten Witt und sein Handlanger Jack Logan offenbar, ich hätte etwas mit dem Verschwinden des Mädchens zu tun. Selbst Mario wurde verdächtigt, obwohl er sich zurzeit der Entführung auf Hawaii aufhielt. Zudem behauptete der Zweitälteste, Zachary, er sei von irgendwelchen Italienern zusammengeschlagen worden, und damit rückte unsere Familie natürlich sofort an die Spitze der Verdächtigenliste. Dabei konnten die beiden Männer, die er des Überfalls auf ihn beschuldigte, wasserdichte Alibis vorweisen.« Polidori hob einen Finger. »Doch das alles zählte nicht – ein Danvers hatte den Vorwurf erhoben, und das zählt in dieser Stadt einiges. Sogar eine ganze Menge.« Er hob die geöffneten Hände. »Also, ich würde gern den Namen der Familie Polidori wieder reinwaschen. Und wenn Sie wirklich London sind, möchte ich Ihnen helfen.« Er biss in sein Brot und seufzte genüsslich, als hätte er das Gesprächsthema für einen Moment völlig ausgeblendet, doch Adria ließ sich nicht täuschen. Als sie sich nicht äußerte, sagte Polidori: »Ich könnte mir denken, dass der Familie Danvers nicht daran gelegen ist, Sie als die verschwundene Tochter anzuerkennen.«
    Adria hielt sich bedeckt. »Sie sträuben sich allerdings ein wenig.«
    Mario lachte über diese Untertreibung. »Ein wenig? Ich bitte Sie.«
    Anthony tat den Sarkasmus seines Sohnes mit einer Handbewegung ab und sagte: »Natürlich weiß ich nichts über Ihre finanzielle Situation, aber es ist kein Geheimnis, dass die Danvers' sehr vermögend und einflussreich sind. Wenn sie beschließen, gegen Ihre Ansprüche zu kämpfen – und glauben Sie mir, diese Leute werden über Sie herfallen wie angeschossene Wölfe, mit allen Mitteln, die ihnen zu Gebote stehen –, dann bin ich bereit, Ihnen zu helfen.«
    »Mir zu helfen?«, wiederholte Adria, die glaubte, nicht richtig verstanden zu haben.
    »Ja, ganz recht.«
    Mario lehnte sich in seinem Stuhl zurück und musterte Adria nachdenklich aus schmalen schwarzen Augen. Dabei stützte er das Kinn auf die zusammengelegten Fingerspitzen. »Auch unsere Familie verfügt über eine gewisse Macht in dieser Stadt. Unserer Meinung nach sind unsere Anwälte sogar die besten in ganz Portland. Falls Sie juristische Hilfe benötigen oder ein Darlehen …«
    »Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre.« Allmählich schien es, als wollten die Polidoris sie auf ihre Seite ziehen, und das machte Adria Angst.
    »Wollen Sie nun beweisen, dass Sie London sind, oder nicht?«, fragte Anthony, und in seinen dunklen Augen lag ein eisiger Schimmer, kalt wie der Tod.
    »Natürlich.«
    »Dann sollten Sie mein Angebot annehmen.«
    Am liebsten hätte sie ihm unverblümt eine Absage erteilt. Zwar gaben er und Mario sich alle erdenkliche Mühe, charmant zu sein, aber Adria hatte das Gefühl, Anthony lege es darauf an, dass sie für

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