Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
erstrahlen zu lassen.
    »Sie haben mich hierher gelockt, um mich … was? Zu bestechen?« Sie schüttelte den Kopf und lachte über die Arroganz dieses Mannes, der, so ungern sie es zugab, große Ähnlichkeit mit einigen Mitgliedern des Danvers-Clans hatte. »Ich fürchte, da müssen Sie sich in die Warteschlange einreihen. Einige Mitglieder der Familie Danvers haben bereits angefangen zu bieten. Sie bilden sich anscheinend ein, sie könnten mich mit Geld abspeisen.«
    »Und?«, fragte er.
    »Ausgeschlossen.«
    »Ahhh … Eine ehrenhafte Frau. Mit edlen Absichten.« Ein gefährliches Funkeln trat in seine Augen.
    »Ich will nur die Wahrheit wissen.«

16. Kapitel
    Z ach witterte Ärger. Eine knisternde Spannung lag in der Luft, als zöge ein Gewitter herauf, und es drängte ihn, nach Portland zurückzukehren.
    Jasons panische Anrufe hatten ihn nicht bewegen können, sich Hals über Kopf auf den Weg zurück in die Stadt zu machen. Auch drängende geschäftliche Sorgen waren nicht der Auslöser, und ebenso wenig trieb ihn die Befürchtung, dass er die Ranch verlieren könnte, wenn Adria sich tatsächlich als London erweisen sollte. Nein, die Ursache dafür, dass er wie ein Verrückter durch die Berge westwärts fuhr, war etwas Undefinierbares, ein drängender Instinkt, dem er sich nicht zu widersetzen vermochte.
    »Idiot«, schalt er sich selbst und blickte finster durch die regennasse Windschutzscheibe zu den näher kommenden Lichtern von Portland hinüber.
    Wohin?
    Adria.
    Er biss die Zähne zusammen und umklammerte das Lenkrad mit festem Griff. Er wusste nicht einmal, wo sie untergekommen war.

    Es war nach zehn, als sie in ihr Hotelzimmer zurückkam. Sie zog die Schuhe aus, setzte sich aufs Bett, massierte sich einen Fuß und streifte wieder einmal mit dem Blick die Minibar. Sie wollte nicht daran denken. Mit der freien Hand griff sie zum Telefon. Sie wählte die Nummer, die Nelson an der Rezeption für sie hinterlegt hatte, und klemmte sich den Hörer zwischen Schulter und Ohr. Es klingelte fünfmal, und sie war schon im Begriff, wieder aufzulegen, als er sich meldete.
    »Nelson Danvers.«
    »Hier ist Adria«, sagte sie. »Sie hatten versucht, mich anzurufen?«
    Nach einer kleinen Pause antwortete er: »Ja, ich, ähm, ich dachte, wir sollten uns mal treffen. Sie wissen schon, um uns zu unterhalten, einander besser kennenzulernen. Ich hatte gehofft, heute Abend schon, falls es Ihnen passt. Ich könnte in die Stadt kommen und Sie in der Bar Ihres Hotels treffen.«
    Sie warf einen Blick auf die Uhr. Warum nicht? Es war noch früh und sie war überhaupt nicht müde. Im Gegenteil, nach dem Vorfall mit der toten Ratte und dann dem Essen mit den Polidoris war sie überreizt und musste erst wieder zur Ruhe kommen. Sie teilte Nelson mit, sie werde in zwanzig Minuten in der Bar sein, und beendete das Gespräch. Erst jetzt bemerkte sie den Zettel auf dem Schreibtisch – ein zusammengefaltetes Blatt, auf das ihr Name gekritzelt war.
    Vor Schreck wurde ihr die Kehle eng.
    Mit zitternden Händen griff sie nach dem Papier und faltete es auseinander. STIRB, MISTSTÜCK.
    Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Plötzlich bekam sie kaum noch Luft und beinahe hätte sie den Zettel fallen lassen.
    Reiß dich zusammen!
    Sie atmete tief durch. Was sie erschreckte, war nicht so sehr die Botschaft an sich, sondern die Tatsache, dass jemand in ihrem Zimmer gewesen sein musste, um die Nachricht zu hinterlassen. Wieder einmal war jemand in ihre Privatsphäre eingedrungen. Derjenige wusste, wo sie wohnte, und schlimmer noch, er konnte offenbar kommen und gehen, wie es ihm passte, während sie unterwegs war oder während sie schlief.
    Panik drohte sie zu überwältigen, doch sie nahm sich zusammen. Ja, sie musste zur Polizei gehen, und zwar bald, aber im Augenblick durfte sie sich durch einen blödsinnigen Brief nicht aus der Bahn werfen lassen. Schließlich war sie doch sonst nicht überängstlich, redete sie sich zu. Sie war auf einer Farm aufgewachsen und hatte ihren Vater zur Jagd begleitet, zum Angeln und sogar zum Bergsteigen in den Bitterroots. Sie hatte nackt im Flathead Lake gebadet und Vieh gebrandmarkt, das verschmorte Fleisch gerochen, das Brüllen der Kühe gehört und dabei gelernt, nicht zimperlich zu sein. Sie war im Boot die Stromschnellen hinuntergerast, hatte mit einer 22er geschossen und zusehen müssen, wie ihr Lieblingspferd wegen eines zertrümmerten Beins getötet wurde. Sie hatte dem drohenden Verlust

Weitere Kostenlose Bücher