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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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immer in seiner Schuld stünde. Dennoch war sie nicht so töricht, sein Angebot rigoros auszuschlagen. Noch nicht. Sie hatte gelernt, dass Geduld eine Tugend war, wenn auch manchmal schwer zu bewahren. Und immerhin konnte sie es sich in ihrer Lage nicht leisten, ein Hilfsangebot abzuweisen. Die Polidoris mochten mit der Familie Danvers noch das eine oder andere Hühnchen zu rupfen haben, aber wie dem auch sein mochte – sie brauchte dringend Verbündete bei ihrem Vorhaben. Sie musste nur an die tote Ratte denken, um sich das deutlich vor Augen zu führen. »Sie sind sehr großzügig.«
    »Dann sind wir uns einig.«
    »Nicht ganz. Wissen Sie, der Großteil der Familie glaubt noch immer, Sie steckten hinter Londons Entführung.«
    Polidoris Lächeln erstarb. Er betrachtete den Rotwein in seinem Glas. »Ich hatte mit der Entführung nichts zu tun. Ich würde niemals einem Kind etwas zuleide tun, ganz gleich, um wessen Kind es sich handelt.«
    »Und was ist mit Robert Danvers?«, entgegnete Adria herausfordernd.
    Der alte Herr schnaubte verächtlich. »Wenn ich mich recht erinnere, hatte Julius Danvers' ältester Sohn einen Bootsunfall.«
    »Manche glauben, Sie hätten diesen Unfall herbeigeführt.«
    »Die Leute wittern eben immer gleich Verrat.«
    Adria wagte sich noch einen Schritt weiter vor. »Julius hatte drei Kinder. Nur eines davon ist am Leben geblieben – Witt.«
    Mit einem tiefen Seufzer sagte Anthony: »Julius' zweiter Sohn, Peter, ist im Krieg gefallen. Wie könnte ich wohl damit etwas zu tun haben?« Stirnrunzelnd fügte er hinzu: »Die Familie Danvers würde mir wahrscheinlich auch noch unterstellen, ich hätte mich mit Mussolini und Hitler verbündet, aber ich habe die Nazis nicht bestochen, damit sie Peters Flieger abschießen. Und ich habe auch nichts an dem Boot manipuliert, mit dem Robert in dem Sommer, als er starb, auf dem Fluss unterwegs war. Soweit ich weiß, hatte der junge Mann einfach zu viel getrunken und ist dem Ufer des Columbia zu nahe gekommen, sodass sein Boot an den Felsen zerschellte. Er brach sich das Genick und war auf der Stelle tot.«
    »Nach diesem Unfall war Witt der einzige Erbe des Danversschen Vermögens.«
    »Richtig. Nun, sehen Sie – wenn ich so niederträchtig gewesen wäre, all diese Todesfälle herbeizuführen, hätte ich dann nicht auch Witt umbringen müssen?«
    Adria überlegte und entschied, einen Schuss ins Blaue zu wagen. »Wenn ich an all die Gerüchte über die Rivalität zwischen Witt und Ihnen denke – womöglich wollten Sie den letzten von Julius' Söhnen einfach noch eine Weile lang leiden sehen. Immerhin hatte Witt Danvers es nicht leicht im Leben.« Sie erwähnte mit keinem Wort Anthonys Affäre mit Witts erster Frau Eunice, aber die Sache stand dennoch als unterschwellige Andeutung im Raum.
    Anthony schüttelte den Kopf. »Sie glauben wohl, ich sei so etwas wie ein Mafia-Pate, wie?«, fragte er und wechselte einen Blick mit seinem Sohn.
    »Ich kenne Sie überhaupt nicht und weiß nicht, was ich von Ihnen zu halten habe«, wehrte Adria ab. »Eigentlich war ich auch gar nicht sicher, ob es richtig wäre, Ihre Einladung anzunehmen.«
    »Weshalb denn nicht?«
    Sie beugte sich zu ihm vor und sagte: »Weil ich dachte, Mr Polidori, Sie würden womöglich mit mir reden wollen, weil Sie sich von mir nützliche Informationen über die Familie Danvers erhoffen.«
    »Sie trauen mir nicht.«
    »Es gibt jedenfalls einen Grund dafür, dass Sie mich zum Essen eingeladen haben, und es ist bestimmt nicht, weil Sie fürchten, ich könnte während meiner Kindheit und Jugendzeit in Montana die italienische Küche entbehrt haben.«
    Er zog eine Augenbraue hoch. »Ich bin nur neugierig, weiter nichts.«
    »Warum?«
    »Man munkelt, dass London Danvers, sofern sie wieder auftaucht, einen Großteil von Danvers International erbt.«
    Na also, da geht es schon los.
    »Unsere Geschäftsinteressen laufen in vielerlei Hinsicht denen der Firma Danvers zuwider, und ich hatte gehofft, dass Sie – falls Sie einen Teil des Vermögens erben – bereit wären, einige der kleineren Betriebe zu verkaufen.« Er stützte den Ellenbogen auf den Tisch und legte sein Kinn in die Hand. »Ganz besonders interessiert wäre ich am Hotel Danvers.«
    Adrias Herz setzte einen Schlag aus. Das Hotel? Sie dachte an den Ballsaal mit den prachtvollen Kronleuchtern, die akribisch restaurierte Ausstattung, an das Geld und die Zeit, die investiert worden waren, um das alte Gebäude in neuem Glanz

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