Wehe Dem, Der Boeses Tut
steuerte den Jeep zum Ausgang des Parkhauses.
»Du glaubst mir nicht?«, fragte sie enttäuscht.
»Nein«, bestätigte er und warf ihr einen Blick zu. »Aber falls es dich tröstet: Seit du in der Stadt bist, habe ich dir ohnehin noch kein einziges Wort geglaubt.«
18. Kapitel
I hr Gesicht war eine Maske ruhiger Entschlossenheit. Das Kinn hatte sie energisch vorgeschoben, der Blick ihrer leuchtend blauen Augen wanderte von einem Reporter zum anderen. Die Wolken am Himmel verhießen Regen, und die entlaubten Äste der Bäume schwankten im kalten Wind, als Adria, auf einer kleinen Erhebung im Parkgelände stehend, das Wort an die Reporterschar richtete. Ihre Wangen waren rosig vom scharfen Winterwind, ihr Lächeln war ernst. Zach vermutete, dass sie das Reden vor Publikum jahrelang im College trainiert hatte.
Bisher war ihre hastig einberufene Pressekonferenz gut gelaufen, und außer den Reportern hörten auch noch ein paar Passanten zu, wie sie mit kräftiger Stimme erklärte: »… Deswegen bin ich hier. Um die Wahrheit aufzudecken. Um für mich selbst herauszufinden, ob ich wirklich Witt und Katherine Danvers' Tochter bin.« Sechs Mikrofone wurden ihr vorgehalten, andere Journalisten fotografierten oder filmten die Szene mit auf der Schulter gehaltenen Minikameras. Der Wind spielte in Adrias Haar und im Hintergrund waren die Geräusche des stetig dahinströmenden Straßenverkehrs zu hören.
Ein aufdringlicher Reporter mit schmalen Lippen und spitzer Nase fragte: »Haben Sie, abgesehen von dieser Videokassette Ihres Adoptivvaters, weitere Beweise dafür, dass Sie London Danvers sind?«
»Nein, im Grunde nicht …«
»Ist das nicht ein bisschen dürftig? Videokameras bekommt man heutzutage geradezu nachgeworfen. Jeder hätte die Möglichkeit, so eine Aufnahme zusammenzubasteln.«
Zach beäugte den Mann aus schmalen Augen und hakte die Daumen hinter seine Gürtelschlaufen, um sich selbst daran zu hindern, den kleinen Mistkerl beiseite zu stoßen.
»Es ist keine Fälschung und auch keine Montage«, erwiderte Adria mit fester Stimme.
»Das glauben Sie, aber Sie wissen es nicht. Sie haben ja keine Ahnung, welche Motive Ihren Adoptivvater dazu bewogen haben.«
Eine rothaarige Frau fragte mit tiefer Stimme: »Was ist aus Ginny Slade geworden?«
»Wenn ich das wüsste.«
»Warum hat sie kein Lösegeld verlangt?«
»Auch das weiß ich nicht«, gestand Adria. Ein LKW fuhr mit röhrendem Motor vorüber, scheuchte die Tauben im Park auf und hinterließ eine blaue Abgaswolke.
»Was ist mit der Belohnung von einer Million Dollar, die Witt Danvers für denjenigen, der seine Tochter findet, ausgesetzt hatte? Hätte Ginny darauf nicht ansprechen müssen?«
»Ich kann nicht für Ginny sprechen.«
Eine andere Reporterin fragte: »Zum Zeitpunkt der Entführung glaubten manche, ein hiesiger Geschäftsmann, Anthony Polidori, stecke dahinter. Witt Danvers selbst hat es immer behauptet.«
»Ich weiß nicht, wer dahintersteckte.«
»Polidori wurde von der Polizei vernommen und schwor, er sei unschuldig.«
»Dazu kann ich nichts sagen.«
»Wer steckte dann hinter der Entführung?«
»Ich weiß es nicht …«
»Was ist mit Ihnen, Mr Danvers? Was denken Sie und Ihre Familie?«
Als Antwort durchbohrte Zach die Frau mit einem Blick, der jeden das Fürchten gelehrt hätte. »Ich habe nichts dazu zu sagen.«
»Aber Sie sind hier, zusammen mit einer Frau, die behauptet, Ihre Halbschwester zu sein.«
Er spürte, wie sein Blut in Wallung geriet. »Das hier ist ihr Auftritt, nicht meiner!«
»Aber was halten Sie von der Sache?«, drang die Frau in ihn. Es machte ihr offenbar Spaß, ihn zu reizen. »Und was denkt die übrige Familie?«
»Fragen Sie sie doch.«
»Die anderen sind nicht hier, wohl aber Sie. Also, was denken Sie ?«
»Kein Kommentar.«
»Waren Sie damals nicht selbst einer der Hauptverdächtigen?«
Zachs Augen sprühten Blitze. »Ich war siebzehn, verdammt noch mal«, sagte er mit mühsam unterdrückter Wut. »Mit dieser Frage werden Sie sich an die Polizei wenden müssen.« Er packte Adria am Ellenbogen und hätte sie am liebsten eigenhändig fortgezerrt von diesem lächerlichen Rummel, wenn sie es nur zugelassen hätte. Reporter waren Schakale. Allesamt. Das hatte er am eigenen Leibe erfahren, damals, als London entführt wurde.
»Was sagt denn die Polizei dazu?«, fragte der Rotschopf.
Adria warf Zach einen Blick zu. »Bislang nichts.« Sie erwähnte nicht, dass sie auf Zachs Drängen hin die
Weitere Kostenlose Bücher