Wehe Dem, Der Boeses Tut
letzten drei Stunden auf der Wache verbracht hatte, wo sie ihre Geschichte zu Protokoll geben, den Beamten eine Kopie der Videokassette geben und ihnen die Drohbriefe vorlegen musste. »Vielen Dank, dass Sie gekommen sind. Falls Sie mich sprechen müssen, melden Sie Ihren Wunsch bitte an der Rezeption des Hotels Orion an.«
»Sie wohnen im Orion? Warum nicht im Danvers?«, schrie ein Mann.
»Moment noch …«
»Nur noch ein paar Fragen …«
Zach fasste Adrias Ellenbogen energischer und führte sie zu seinem Jeep. »Verdammter Zirkus«, knirschte er, half ihr beim Einsteigen und setzte sich hinters Steuer. Ein Blick in den Rückspiegel verriet ihm, dass einige hartnäckige Reporter zu ihren Wagen hasteten, zweifellos, um ihnen zu folgen. Viel Glück , dachte Zach ohne eine Spur von Humor. Er kannte die Stadt wie seine Westentasche und hatte in seinen Jugendjahren nicht selten vor der Polizei flüchten müssen. Als er losfuhr, nahmen ein paar Fahrzeuge die Verfolgung auf, und er musste ein befriedigtes Grinsen unterdrücken.
»Ich finde, es ist ganz gut gelaufen, nicht wahr?«, fragte Adria.
»Es war ein Fiasko.«
»So spricht ein wahrer Danvers.«
Er trat auf die Bremse und nahm mit kreischenden Reifen eine scharfe Kurve.
»Werden wir verfolgt?«, fragte sie.
»Ja.« Er blickte in den Seitenspiegel, runzelte die Stirn und bog in eine Gasse ein, die auf die Burnside führte. »Ein paar von den Geiern geben immer noch keine Ruhe.« Er raste auf die Brücke über den dunklen Willamette, dann nach Osten in Richtung der Berge, um jedoch wenig später zurück auf den Freeway zu schwenken, erneut den Fluss zu überqueren und in südlicher Richtung weiterzufahren. Zwischendurch warf er immer wieder einen Blick in den Rückspiegel, bis er zu seiner Befriedigung feststellte, dass er sämtliche Verfolger abgehängt hatte. »Jetzt hast du aber wirklich in ein Wespennest gestochen.«
»Es war an der Zeit.«
»Du hättest die Presse überhaupt nicht informieren sollen …«
»Wie ich schon sagte: Ich habe sie nicht informiert.«
»Aber irgendwer muss es getan haben.«
»Ja, allerdings«, pflichtete sie ihm bei, und ihre Gedanken wirbelten durcheinander, während sie die Stadt hinter sich ließen. Wer hatte es getan ? Ein Mitglied der Familie Danvers? Anthony Polidori? Der Stalker, der ihr die Drohungen geschickt hatte? Jemand, der eines ihrer Gespräche mitgehört hatte? Trisha? Jason? Nelson? Zach? Hinter ihren Augen meldeten sich dröhnende Kopfschmerzen, und ihr fiel ein, dass sie außer der dunklen, bitteren Brühe, die man auf der Polizeiwache als Kaffee servierte, den ganzen Tag über nichts zu sich genommen hatte.
»Du musst aus dem Orion ausziehen.«
»Ich weiß.«
»Hast du schon eine neue Unterkunft?«
»Nein, noch nicht.«
»Jason ist der Meinung, du solltest auf der Ranch wohnen.«
»Mit dir?«, fragte sie.
»Vermutlich.«
Plötzlich erschien Adria das Wageninnere eng, die Atmosphäre drückend, als sie überlegte, wie das Leben weit entfernt von der Stadt wohl sein mochte – gemeinsam mit Zach. Wie würde sie es ertragen, Tag für Tag mit ihm zusammen zu sein? Sie musterte sein Profil und ihr Herz schlug schneller. Natürlich konnte sie den Vorschlag nicht annehmen – sie hatte schließlich hier vor Ort noch eine Menge zu erledigen. Es war nur ein weiteres Komplott der Familie, um sie von ihrem Ziel abzulenken. »Was Jason meint, ist mir völlig gleichgültig.«
»Die Idee ist gar nicht mal schlecht. Du wärst in Sicherheit.«
Allein mit Zachary Danvers? Daran glaubte sie keine Sekunde lang. Zachary war in allzu vieler Hinsicht gefährlich. Mit ihm war sie niemals in Sicherheit. »Das würde dir wohl gefallen, wie?«, fragte sie und wischte mit dem Zeigefinger das Kondenswasser von der Scheibe des Seitenfensters. »Dann säße ich an einem Ort fest, wo die Familie mich überwachen, meine Telefongespräche abhören und mich vierundzwanzig Stunden am Tag unter Kontrolle behalten könnte. Danke, aber darauf verzichte ich lieber.«
Er fuhr vom Freeway ab und hielt an einer Raststätte ein wenig abseits, einem rund um die Uhr geöffneten Imbiss mit einem flackernden Neonschild. Zach parkte den Wagen in der Nähe des Eingangs. »Komm, lass uns etwas essen. Danach kannst du dich entscheiden.« Er griff an ihr vorbei nach dem Türgriff auf der Beifahrerseite. Als er sich mit seinem warmen, festen Körper über ihre Schenkel lehnte, schlug ihr Herz augenblicklich schneller. Hör auf!
Als
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