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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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überlegte, wie sie zu manipulieren oder unschädlich zu machen wäre, stachelte ihren Zorn an. Solange sie denken konnte, versuchte jemand, ihr Vorschriften zu machen, ihren Willen zu brechen, und dieses Mal, bei Gott, dieses Mal würde sie keinen Deut nachgeben. Sie biss die Zähne zusammen, riss sich mit einem Ruck von ihm los und stand auf. »Lass es, Danvers. Ich weiß, dass ich in dieser Sache allein dastehe. Du brauchst dich gar nicht als Held aufzuspielen.«
    »Tue ich das?«
    »Was meinst du wohl?«
    Er blickte ihr nach, als sie zur Tür hinausstürmte, bemerkte den Schwung ihrer Hüften und die straffe Haltung ihres Rückens. Ihre Beine waren schlank, aber nicht dünn, und er hätte gern gewusst, wie es wäre, wenn sie damit seine Taille umklammerte.
    »Scheiße«, sagte er leise vor sich hin, verärgert über die Richtung, die seine Gedanken einschlugen.
    Trotz allem – er musste vor ihrer Tür Wache halten. Rasch warf er ein paar Geldscheine auf den Tisch und lief Adria nach. Als er das Foyer betrat, schlossen sich gerade die Lifttüren, doch das war ihm nur recht. Er hielt inne und beobachtete an eine Säule gelehnt, wie die Leuchtanzeige des Aufzugs über den geschlossenen Türen ein paar Mal blinkte und dann auf der fünften Etage mehrere Sekunden lang leuchtete. Auf dem Weg nach unten hielt der Lift kein einziges Mal. Ohne eine Sekunde zu zögern trat er, sobald sich die Türen öffneten, in die leere Kabine und fuhr nach oben. Wenn es sein musste, würde er auf dem Flur übernachten. Er wollte verdammt noch mal mit eigenen Augen sehen, ob jemand Adria nachspionierte.
    Die Liftglocke signalisierte mit leisem Klang, dass er auf der fünften Etage angelangt war. Zach trat hinaus in den leeren Flur und entdeckte ein Wandtelefon. Rasch führte er ein Gespräch mit Len Barry, seinem Freund von der Polizei. Len erklärte sich einverstanden, das Päckchen abzuholen, das schwer in Zachs Tasche lastete. Zach legte auf und bemerkte einen Sessel unter einem künstlichen Baum neben einem Fenster an der Ecke des Flurs. Von hier aus konnte er beide Flügel im Auge behalten. Er ließ sich in dem niedrigen Sitzmöbel nieder und wartete.

    Adria zählte langsam bis zehn. Zachs Anspielungen hatten ihr zugesetzt, seine Arroganz irritierte sie und die Art, wie er versuchte, sie herumzukommandieren, brachte sie schier zur Raserei. Er und der Rest der Familie führten sich auf, als hätte sie es nur auf das Vermögen abgesehen. Sie löste ihr Haar und warf die Spange wütend aufs Bett. »Bastard«, schimpfte Adria leise und staunte darüber, wie leicht ihr das Wort über die Lippen kam.
    In dem Schimpfwort lag vielleicht sogar ein Körnchen Wahrheit, oder? Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, ganz ehrlich, dann musste sie eingestehen, dass etwas in ihr sich wünschte, Zach möge von einem anderen Mann gezeugt worden sein – nicht von Witt Danvers, von dem sie glaubte, dass er ihr Vater sei.
    Denn, verdammt noch mal, sie fand Zach so sinnlich und beunruhigend und so anders als alle Männer, die sie kannte. Wollte er ihr wirklich helfen? Oder spielte er nur Theater?
    Ihr Herz begann heftig zu pochen. War Zach tatsächlich Witts Sohn? Ach, wen interessierte das? Es reichte, wenn sie herausfand, ob sie Witt Danvers' Tochter war. Wer Zachs Vater war, sollte sie nicht kümmern. Überhaupt hatte Zachary Danvers sie nicht zu interessieren.
    Sie griff nach der Zeitung auf dem kleinen Tisch in ihrem Zimmer und schlug sie auf. Hastig blätterte sie die Seiten um und hielt beim Anzeigenteil mit den Mietwohnungsangeboten inne. Gleich am nächsten Morgen würde sie sich eine neue Unterkunft suchen, dann zum Oregonian gehen und eine Geschichte erzählen, die die Reporter auf Trab brachte, damit sie die Story schon in der nächsten Ausgabe bringen konnten. Später würde sie noch beim Fernsehen und beim Radio vorsprechen.
    Wenn die Familie Danvers mit harten Bandagen kämpfen wollte, bitte. Sie war bereit, ihnen eine Schlacht zu liefern, wie sie noch nie eine erlebt hatten.

    Trisha parkte ihren Wagen wie immer zwischen der Garage und dem Häuschen im Wald auf dem Grundstück der Polidoris. Mario hatte das offiziell leer stehende, von Efeu bewachsene Gärtnerhaus umgebaut, das ihnen seit über zwanzig Jahren als Treffpunkt für ihre geheimen Stelldicheins diente. Ihr Herz schlug einen kleinen Trommelwirbel, und sie schalt sich selbst närrisch, als sie sich unter der tropfenden Klematis hindurch duckte und leise an die Tür klopfte,

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