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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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Stich.
    Tief in seinem Innern war ihm die Frau, die ihn geboren hatte, durchaus nicht gleichgültig, doch sie hatte seine Liebe nicht verdient – nicht, nachdem sie ihre Kinder mit Witt in dem einsamen Haus auf dem Hügel zurückgelassen hatte. Zach kannte nicht die genauen Hintergründe, doch es lief darauf hinaus, dass Witt seine Frau mit seinem verhasstesten Rivalen, Anthony Polidori, im Bett erwischt hatte. Zu diesem Zeitpunkt dauerte das Verhältnis der beiden bereits mehrere Jahre an. Um sich selbst und ihren Liebhaber vor öffentlicher Schande zu bewahren, war ihr nichts anderes übrig geblieben, als die Scheidung zu Witts Bedingungen zu akzeptieren: Er bekam die Kinder und den Löwenanteil des Vermögens, sie erhielt lediglich eine regelmäßige Unterhaltszahlung von ihm. Immerhin blieb es ihr auf diese Weise erspart, vor Gericht aussagen und ihren Ehebruch bekennen zu müssen. Ihre gesellschaftliche Stellung blieb unbeschadet, das Leben ihrer Kinder hingegen nicht.
    So sehr Zach den Alten auch zu hassen behauptete, er brachte Witt Danvers und der Macht, die dieser in der Stadt hatte, doch einen widerwilligen Respekt entgegen. Was seine Mutter betraf – für Eunice hatte Zach wenig mehr als Verachtung übrig. Sie hatte seinen Vater mit einer Affäre gedemütigt, die dem Alten das Herz zerrissen hatte. Eunice war es gewesen, die Witt Danvers' Stolz so empfindlich getroffen hatte, dass er irgendwann, wenn auch erst Jahre später, Katherine LaRouche in die offenen Arme gesunken war. Er hatte Katherine im Empress Hotel in Victoria, British Columbia, kennengelernt und binnen einer Woche geheiratet. Witt hatte seinen Kindern erklärt, Katherine stamme aus einer wohlhabenden Familie in Ontario. Obwohl sie dreißig Jahre jünger war als er, sollte sie die neue Mutter seiner Kinder werden.
    Die Familie hatte unter Schock gestanden, die Anwälte der Danvers' waren dem Herzinfarkt nahe, doch das Kind war bereits in den Brunnen gefallen. Katherine LaRouche, wer immer sie sein mochte, war es gelungen, die Braut eines der reichsten Männer von Portland zu werden. Damals hatte sie eigentlich einen recht anständigen Eindruck gemacht, erinnerte sich Zach. Ihre Haltung ihm gegenüber hatte sich erst im Lauf der Jahre unterschwellig verändert. Als er zum jungen Mann heranwuchs, hatte er gespürt, dass sie ihn anders ansah, hatte sie dabei ertappt, dass sie ihn beobachtete, wenn er sein Hemd auszog – das heißt, wenn er im Pool schwamm oder mit bloßem Oberkörper eines der Pferde ritt. In dem Maße, wie sich seine Muskeln entwickelten, wuchs auch Katherines Interesse an ihrem Stiefsohn.
    Anfangs hatte er sich eingeredet, das sei alles nur Einbildung, doch inzwischen war er sich dessen nicht mehr so sicher. Und immerhin hatte Jason den gleichen Verdacht geäußert.
    Zach seufzte und schüttelte den Kopf, um die Benommenheit loszuwerden. Als er mit einer Hand nach dem Schlüssel in seiner Tasche tastete, krampfte sich sein Magen zusammen und böse Vorahnungen befielen ihn. Wenn er nun tatsächlich das Hotel Orion betrat, mit dem Lift in den zweiten Stock fuhr, dort an die Tür klopfte und ihm dann womöglich eine verhutzelte, zahnlose Alte öffnete? Oder ein Mann? Ein als Nutte verkleideter Schwuler? O Gott! Wenn diese ganze Sache eine Falle war, ein Streich von Jason, der mitunter einen recht seltsamen Humor hatte?
    Er biss die Zähne zusammen. Vor dem Orion angekommen, sah er sich um – offenbar war ihm niemand gefolgt, und außer Jason konnte kein Mensch wissen, dass er hier war. Diese Anonymität verlieh ihm Mut. Zögernd stieg er die Stufen zum Eingang des Wolkenkratzers hinauf, dessen weiße Fassade, von Scheinwerfern angestrahlt, in den pechschwarzen Himmel aufragte.
    Zachary zögerte nur für einen Sekundenbruchteil, dann straffte er die Schultern und stieß die Eingangstür auf. Es war an der Zeit, zum Mann zu werden.

3. Kapitel
    D er Hotelflur war menschenleer, ein langer Korridor mit goldfarbenem Plüschteppich und Metalltüren, deren Anstrich wohl den Eindruck erwecken sollte, sie seien aus Holz. Das Orion besaß nicht annähernd den Charme des Hotels Danvers, doch das kümmerte Zach im Augenblick nicht. Er kämpfte gegen den Drang an, einen Rückzieher zu machen und davonzulaufen. Mit wild klopfendem Herzen ließ er die Tür zum Treppenhaus hinter sich ins Schloss fallen und ging weiter zu Zimmer 307. Zu Sophie. Seinem Schicksal entgegen.
    Bevor er vollends den Mut verlor, klopfte er energisch an die

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