Wehe Dem, Der Boeses Tut
ihrer Seele blickte. »Ich will nur sicherstellen, dass dir nichts zustößt.«
»Damit deine Familie den Beweis erbringen kann, dass ich lüge.« Sie spürte, wie sich die Atmosphäre zwischen ihnen veränderte. »Du kannst mich hier nicht gegen meinen Willen festhalten.«
»Tu ich das denn?«
Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich glaube, ja.«
Seine Augen waren hart und schiefergrau, er zog ratlos die Brauen zusammen, und Adria wusste nicht, ob er sich über sie ärgerte, über sich selbst, seine Familie oder die Welt im Allgemeinen. Sie waren einander so nahe, dass sie sich berührten, doch er rückte noch näher, bedrängte sie, und seine Miene war plötzlich steinern und brutal. Sein Schatten fiel über ihr Gesicht, er packte sie bei den Aufschlägen ihrer alten Lederjacke. »Hast du vergessen, dass jemand versucht hat, dich umzubringen?«, fragte er in heiserem Flüsterton. »Und das vor nicht einmal achtundvierzig Stunden?«
»Ich kann nicht ständig vor Angst weglaufen.« Doch ihr Atem ging flach und schnell. Der Duft von Kaffee und Leder und einem männlichen Moschusparfüm hüllte sie ein.
Er schüttelte sie leicht, seine Augen blitzten vor Ärger. »Erinnerst du dich, wie es war, als der Kerl dir beinahe den Schädel eingeschlagen hätte?«
Sie wurde blass. »Natürlich.«
»Was meinst du, wer hat das getan?«
»Ich … Ich weiß es nicht.«
»Ich auch nicht, aber der Kerl läuft noch frei herum, Schätzchen, und ich vermute, dass er so schnell nicht aufgibt.«
»Ich auch nicht.«
»Okay«, sagte Zach und kam ihr so nahe, dass Adria die grünen Einsprengsel in seinen grauen Augen sah. »Reden wir über die Bettwäsche – die Laken auf deinem Motelbett. Hast du sie dir genau angesehen?«
Sie schluckte mühsam, wehrte sich aber gegen den Drang, vor ihm zurückzuweichen.
Seine Finger packten noch fester zu. »Sie waren in Fetzen gerissen, wie von einem wilden Tier in blinder Raserei.«
Er riss sie näher an sich heran, sodass ihre Nasen sich fast berührten. »Und wenn wir schon mal dabei sind: Hast du die Botschaft auf dem Spiegel gesehen? Was stand da?«
»Es tut nichts zur –«
»Was stand da geschrieben?«, fragte er noch einmal lauter.
»Irgendetwas von –«
»Nein, nicht irgendetwas von – dort stand Tod dem Miststück . Ziemlich deutlich, würde ich sagen. Sogar verdammt klar. Hast du eine Ahnung, wie psychopathisch jemand sein muss, um so etwas zu tun? Nicht zu vergessen der zerfetzte Slip. Wenn der Angreifer stattdessen mit einer Rasierklinge über dich hergefallen wäre?«
»Ich … ich will es mir lieber nicht vorstellen.«
»Nun, ich auch nicht, aber ich zwinge mich dazu, weil das Ganze noch nicht ausgestanden ist.«
Sie hob das Kinn und sah in seine vor Entschlossenheit funkelnden Augen. »Ich darf nicht weglaufen, Zachary. Ich habe die Sache angefangen und jetzt muss ich sie zu Ende bringen.«
»Und wenn es dein Ende ist, wie?«, fauchte Zach und fixierte ihren Mund auf eine Art, dass Adria innerlich erbebte. Dann ließ er sie so unvermittelt los, dass sie beinahe gestürzt wäre.
Enttäuschung überkam sie, als er von ihr zurückwich.
»Wenn du mich fragst, hast du gar keine andere Wahl, als dich eine Zeit lang bedeckt zu halten. Warte ab, bis die Polizei den Kerl fasst oder wenigstens das Interesse an der Geschichte abflaut. Im Augenblick bist zu die Zielscheibe, nicht nur für den Psychopathen, der dich überfallen hat, sondern auch für jeden verdammten Trittbrettfahrer, der mal seinen Namen in der Zeitung lesen will. Die Leute, mit denen du da zu tun hast, sind nicht gerade angenehme Zeitgenossen, Adria. Also halte dich zurück.« Er sah sie ein paar Sekunden lang schweigend und durchdringend an, dann fluchte er laut und stapfte zu den Stallungen davon.
Mit heftig klopfendem Herzen lief sie ihm nach und holte ihn ein. Sie kämpfte die Angst nieder, die er in ihr wachgerufen hatte, und ermahnte sich, die erotische Botschaft zu ignorieren, die sie in seinen Augen las. »Ich lasse mich von niemandem einschüchtern – nicht von dir und bestimmt nicht von einem Kerl, der Zimmer demoliert und Bettwäsche zerfetzt«, erklärte sie starrsinnig.
»Dann bist du wohl doch nicht so klug, wie ich dich eingeschätzt habe.« Er öffnete die Tür und trat in den Stall. Adria ballte entschlossen die Fäuste und folgte ihm in das muffige Innere.
Ein paar Pferde wieherten leise. Zachs Schritte knallten auf den alten Bodendielen, der Geruch von Pferden und
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